Top 50: Beste Filmmusik – Platz 30-21

CineCouch

Samstag, das bedeutete mal, es ist abends „Wetten, dass…“-Zeit einberaumt. Ach was, Samstag ist der Tag der „Sportschau“. Hm, auch nicht mehr so wirklich. Wir haben einfach eine neue Unterhaltungsform für euch aufgebaut. Heute ist Soundtrack-Samstag! Diese Woche stellen wir euch die Plätze 30 bis 21 aus unserer zusammengestellten Top 50 vor.

Die Halbzeit ist damit also bereits erreicht und ich möchte fast wetten, dass wir schon ein paar Volltreffer und vielleicht auch das ein oder andere Eigentor geschossen haben. Was meint ihr? Haben wir das Zeug zum Wettkönig oder schaffen es unsere Titel in die Elf des Tages?

Platz 30 – Caresse Sur L’océan – Bruno Coulais
in LES CHORISTES (dt.: „Die Kinder des Monsieur Mathieu“, F 2004, Regie: Christophe Barratier)

Mit diesem Titel haben wir mal etwas ganz Außergewöhnliches für euch herausgesucht. Denn LES CHORISTES ist ein französischer Film über den Musiklehrer M. Mathieu, der in einem Internat für schwer erziehbare Jungs arbeitet und ihnen durch den neu gegründeten Chor mehr Freude ins Leben bringt. So einfach kann es manchmal sein. Man mag jetzt denken: Oh Gott… ein französischer Film, mit ganz vielen kleinen nervigen Jungs und dann reden, nein was, singen die auch noch in Französisch mit ihren komischen kleinen Kinderstimmchen! Die Zweifel sind groß und werden niedergeschmettert, sobald  dieser wundervolle Film beginnt und die Handlung ihren Lauf nimmt. Da es ein Musikfilm und kein Musical ist, lassen die ersten Lieder ein bisschen auf sich warten, doch durch die interessante und mitreißende Geschichte merkt man es gar nicht. Anfangs geht es nämlich noch hart zu im Internat. Prügel- und Arreststrafen werden gerne und oft verteilt und die Jungs bessern sich dadurch natürlich kein Stück. Erst M. Mathieu versteht es, den Kindern mit Zuneigung und weniger autoritärem Verhalten näher zu kommen. Wenn sie dann alle zusammen musizieren und diese wunderschönen Lieder singen, vergisst man schon bald die kalte Welt, in der sie eigentlich gefangen sind. Ein Lied ist schöner als das andere und so konnten wir uns gar nicht recht entscheiden, ob wir nicht doch das Oscar nominierte und besser bekannte „Vois Sur Ton Chemin“  nehmen. Unser lieber Niels hat uns dann mit seinem Musikwissen eines Besseren belehrt und dafür gesorgt, dass doch das einzigartige „Caresse Sur L’océan“ in die Liste kommt. Und jaaaa, das klingt alles ganz kitschig, pathetisch und viel zu uncool, aber der Film ist wirklich schön! Und ich bin ein Mädchen, ich darf das, basta! 😉  (Michi; ihr Platz 8)

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Platz 29 – Ich wäre gern wie Du – Richard M. Sherman & Robert B. Sherman
in THE JUNGLE BOOK (dt.: „Das Dschungelbuch“, USA 1967, Regie: Wolfgang Reitherman)

Habt ihr den Groove?! Wir haben den Groove! Und „Ich wäre so gern wie du“ in unserer Filmmusik-Liste auf Platz 29. Das Lied, welches King Louie Mogli in Dschungelbuch vorsingt, fährt einfach in die Glieder und man kann gar nicht anders, als mitzutanzen und mitzusingen.
Während ich den Text hier schreibe, höre ich mir das Lied im Hintergrund an und ich komm kaum dazu, etwas zu Papier zu bringen, weil ich ständig diesem inneren Drang nachgeben muss. Wer da nicht das Bedürfnis hat, sich eine Kokosnuss vor den Mund zu schnallen, ein Baströckchen anzuziehen, um sich ins Getümmel zu schmeißen, bei dem läuft doch etwas schief. Und hat man das Lied einmal gehört, wird man den Ohrwurm den Tag über auch nicht mehr los. Wir wünschen euch und euren Mitmenschen heute also einen spaßigen Tag.
Man, ich wünschte, ich könnte mit meinen Händen trompeten. (Paul; sein Platz 8)

Platz 28 – Time Warp – Richard O´Brien
in THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW (USA 1975, Regie: Jim Sharman)

Vielleicht habt ihr in dem einen oder anderen Podcast schon mitbekommen, dass ich ein Fan von Musicals bin. Ich glaube, meine Mutter ist schuld, denn sie hat mich schon als kleines Kind vor den Fernseher gesetzt und mich solche Granaten wie BLUES BROTHERS, GREASE und eben auch ROCKY HORROR PICTURE SHOW gucken lassen. Natürlich alles auf VHS. So verfolgen mich also Brad, Janet, Riff Raff, Magenta, Rocky und unser über alles geliebter Dr. Frank-N-Furter schon mein Leben lang und der „Time Warp“ wird mir sicherlich auf ewig in Erinnerung bleiben. Die Musik, die Charaktere, die Inszenierung und der allgemeine Stil sind schlicht weg schräg und einzigartig und bestimmt auch nicht jedermanns Sache. Angefangen hat es als Bühnenmusical und erreichte schon vor der Verfilmung Kultstatus. Ich selbst kam glücklicherweise vor zwei Jahren in Hannover in das Vergnügen einer grandiosen Bühnenvorführung und freute mich wie ein kleiner Schneetiger darauf, mit Klopapier, Spielkarten, Konfetti (Reis wurde verboten) und einer Wasserpistole bewaffnet die Oper in ihren Grundfesten zu erschüttern!  „I´m just a sweet Transvestite, from Transsexual Transilvaniaaaaaa!“ Selten hat die Oper so viele Männer in Strapsen und Make-Up gesehen. Tim Curry hat es jedenfalls berühmt gemacht und dieses Musical unvergesslich. Falls ihr es noch nicht kennt, seid ihr herzlich zu mir nach Hause zu einem Abend der ganz besonderen Art eingeladen! Denn natürlich steht dieses skurrile Meisterwerk bei mir im Regal. Lasst uns mit unseren High Heels beim „Time Warp“ den Boden zerkratzen und hemmungslos feiern! „It´s just a jump to the left…“ der Rest ist Geschichte. (Michi; ihr Platz 5)

Platz 27 – Halloween Main Theme – John Carpenter
in HALLOWEEN (dt. „Halloween – Nacht des Grauens, USA 1978, Regie: John Carpenter)

Mein Gott habe ich mir als Kind vor dieser Pianomelodie in die Hose geschissen. Wenn ich recht darüber nachdenke, kämpft dieses Main Theme sogar gegen die Titelmelodie der AKTE X-Serie, wenn es um den ersten Platz meines vorpubertären Albtraumstoffes geht. Paradoxerweise habe ich erst ein paar Jahre später auch den passenden Film dazu gesehen: John Carpenters HALLOWEEN. Ein Film, der ein ganzes Subgenre begründete. Als Blaupause für Dutzende weitere Slasher konnten nur sehr wenige an die Genuität dieses zeitlosen Schockers anknüpfen (liebe Grüße an Freddy Krueger und Jason Vorheess).
Carpenter sagte einmal von sich selbst, dass sich seine musikalischen Künste auf das Keyboard beschränken. Noten lesen oder schreiben, könne er sowieso nicht. Diesem Umstand muss man schon fast danken, schuf er durch seine eigene Unfähigkeit doch einen der eindrücklichsten Horrorsoundtracks der Filmgeschichte.
Fans dieser Musikuntermalung sei Carpenters zwei Jahre später erschienener Kult-Streich THE FOG zu empfehlen. Auch hier vermag Carpenter, des Nächtens den 9-jährigen Hoßenscheißer in mir hervorzuholen. Schrecklich gut…eine wahre Hass-Liebe. (Daniel; sein Platz 13)

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Platz 26 – Wise Up – Aimee Mann
in MAGNOLIA (USA 1999, Regie: Paul Thomas Anderson)

Angeblich, so wird es dem Regisseur zumindest nachgesagt, sei Paul Thomas Anderson durch die Lieder von Aimee Mann zum Script seines Films MAGNOLIA inspiriert worden. Muss man noch mehr zu diesem Lied sagen? Der Episodenfilm ist meiner Meinung nach das Meisterwerk des Ausnahmeregisseurs. Und so macht es nur Sinn, dass die nicht minder begabte US-amerikanische Singer/Songwrighterin Aimee Mann gleich acht Lieder für den Film schrieb. So wird das dreistündige Drama schon beinahe zum längsten Musikvideo der Filmgeschichte. Jedenfalls gehen Soundtrack und Film selten so Hand-in-Hand wie in diesem Falle.
Passenderweise ist es dann auch „Wise Up“ – und nicht etwa der für einen Oscar nominierte Song „Save Me“ – der diese enge Verbindung zur Verschmelzung treibt. Die Klavier- und Streichertöne erklingen und alle Darsteller über die verschiedenen Handlungen hinweg singen gemeinsam das Lied. Ein erster Moment der Katharsis und der Höhepunkt von vielen in MAGNOLIA – meisterhaft! (Jan; sein Platz 6)

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Platz 25 – Sunshine – John Murphy
in SUNSHINE (UK 2007, Regie: Danny Boyle)

In den letzten Jahren gab es nur wenige Science Fiction-Filme, die wirklich zu überzeugen wussten. Neben MOON oder CHILDREN OF MEN gehört auch SUNSHINE dazu. Er handelt von der Besatzung eines Raumschiffes, die auf dem Weg zur Sonne ist. Diese ist im Begriff zu erlöschen und würde auf der Erde für eine Eiszeit sorgen, wenn die Besatzung es nicht schafft, Atombomben auf die Sonne zu schießen um diese wieder in Gang zu setzen. Was zunächst krude klingt (und in Bezug auf die Geschichte wohl auch bleibt), ist dennoch ein unwahrscheinlich atmosphärisch dichter Film mit beeindruckenden Bildern, zahlreichen Referenzen an das SciFi-Kino und einem Score, der im Finale bei mir immer wieder für Gänsehaut sorgt. Wenige Komponisten schaffen es, mit so einfachen Mitteln Gefühle auszulösen wie John Murphy. Und auch wenn ich weiß, dass man angeblich im Weltraum nichts hört: In Sunshine klingt das Rauschen der Bässe so geil, dass ich locker darüber hinwegsehen kann. Das Video ist nur ein Standbild, also spoilerfrei 😉 (Niels; sein Platz 22; höchste Platzierung: 19 von Daniel und Jan)

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Platz 24 – Mrs. Robinson – Simon & Garfunkel
in THE GRADUATE (dt. „Die Reifeprüfung“, USA 1967, Regie: Mike Nichols)

Ja ja, Mrs. Robinson. Man hat es auch nicht leicht, wird sich Benjamin (Dustin Hoffmann) gedacht haben, als er zum ersten Mal auf das seinen Eltern geschäftlich befreundete Ehepaar Robinson trifft, die nette Dame ihn fragt, ob er sie nach Hause fahren kann und die Dinge ihren Lauf nehmen. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt. Kultgeschichte. Doch ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau ist doch nichts besonderes für filmische Verhältnisse, möchte man meinen? Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass wir uns hier im Jahre 1967 befinden und, dass THE GRADUATE die festgefahrenen Moralvorstellungen des amerikanischen Establishments aber mal gehörig durch den Kakao zog. So ist Mike Nichols Meisterwerk auf mehreren Ebenen gar revolutionär. Nicht nur dass erstmals die Beziehung einer verheirateten Frau zu einem jüngeren Liebhaber vorurteilsfrei aufgearbeitet werden konnte, auch musikalisch beschritt man neue Wege und setzte zum allerersten Mal Popmusik in einem Film ein, um die Stimmung einer Szene einzufangen. Mehr als gelungen, wenn ich anmerken darf. (Daniel; sein Platz 16)

Platz 23 – I Dreamed A Dream – Herbert Kretzmer, Claude-Michel Schönberg, and Alain Boublil
in LES MISÉRABLES (USA/UK 2012, Regie: Tom Hooper)

Die erste Schnittfassung der Musical-Verfilmung, basierend auf Victor Hugos „Die Elenden“, soll ungefähr viereinhalb Stunden lang gewesen sein. Immerhin zwei Stunden kürzer kam Tom Hoopers LES MISÉRABLES 2012 dann in die Kinos und bot für Musical-Fans Emotionen pur. Alle anderen saßen eindeutig im falschen Kinosaal. Denn Hooper setzte das Mammutprojekt mit Topstars fast ausschließlich mit Gesängen um. Die Dialogzeilen, die tatsächlich gesprochen vorgetragen wurden, lassen sich an den Fingern abzählen.
„I Dreamed A Dream“ begleitete den Film von Anfang an in den Trailern und sorgte ununterbrochen für eine Ganzkörper-Gänsehaut, die nur noch durch den Moment übertroffen werden konnte, als sich Anne Hathaway – geplagt von ihren Peinigern dem Zuschauer zuwendet und ihm ihr Leid mit diesem Lied entgegenschmettert. Wie jeder Song wurde auch dieser Live am Set aufgezeichnet und wäre wohl in jedem anderen Fall nur halb so wirkungsvoll auf Film gebannt werden können. – Und dabei ist Anne Hathaways Solo nicht einmal mein Favorit des Soundtracks! (Jan; sein Platz 12)

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Platz 22 – Say It to Me Now – Glen Hansard
in ONCE (IRL 2006, Regie: John Carney)

Es gibt so viele Filme, die versuchen, die Liebe zur Musik und deren Magie greifbar zu machen. Die meisten davon scheitern leider. Doch dann gibt es immer mal wieder Ausnahmen wie ONCE, in dem sich ein irischer Straßenmusiker und eine junge tschechische Migrantin in Dublin kennen lernen. Beide Schauspieler sind im wahren Leben Vollblutmusiker (gemeinsam waren sie The Swell Season) und das merkt man ihnen auch an. Die Figuren und ihre Freundschaft, die vielleicht mehr werden könnte, wirken lebensnah und dem Soundtrack um das Oscar-prämierte Duett „Falling Slowly“ kann sich wohl niemand entziehen. Doch das wahre musikalische Highlight für mich ist „Say It to Me Now“, das Glen Hansard (einigen vielleicht auch bekannt aus THE COMMITMENTS) zu Beginn des Films auf der Straße spielt. Und wie er es tut! Das hat zwar mit klassischer Gesangsausbildung nichts zu tun, aber wie sich Herr Hansard dabei als tatsächlicher ehemaliger Straßenmusiker die Seele aus dem Leib singt, ist unbeschreiblich und einzigartig. Das ist wahre musikalische Leidenschaft! (Niels; sein Platz 5; höchste Platzierung: 3 von Michi)

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Platz 21 – Misty Mountains – Howard Shore
in THE HOBBIT: AN UNEXPECTED JOURNEY (dt.: „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“, USA/GB/NZ 2012, Regie: Peter Jackson)

Hab ich schonmal was zu Liedern geschrieben, die Gänsehaut verursachen? Nun, dieses Stück gehört auf jeden Fall dazu. Und A-Capella Stücke haben dafür prinzipiell ein extrem gutes Potenzial. Außerdem brauchen wir uns über das Talent für geniale Filmmusik von Howard Shore nun wirklich nicht streiten.
Und ihr könnt jetzt jammern wie ihr wollt: „Mimimimi, THE LORD OF THE RINGS war aber viel besser, mimimimi, THE HOBBIT ist voll doof!“
Das ist mir so egal. Das Lied ist fucking awesome und gehört zu meinen Top – Liedern der letzten Filmjahre. Es ist an epicness wirklich kaum zu übertreffen. Die Inszenierung tut ihr übriges. Alles ist im matten orangenen Schimmer der Kerzen beleuchtet. Wenn sich alle Zwerge im Laufe des Liedes zusammenfinden und immer mehr Stimmen hinzukommen, während man die Schatten auf Ian McKellens nachdenklichen Gesicht sieht und in die Flammen des Kamins blickt. Ganz im Ernst, würde mir jemand so ein Lied live vorspielen, wäre ich auch bereit mich auf eine lebensgefährliche Reise zu begeben.
Alleine wegen dieser zwei Minuten lohnt es sich wirklich, den Film zu schauen; dann aber auch bitte im O-Ton! (Paul; sein Platz 11; höchste Platzierung: 7 von Michi)

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Die Plätze 50 – 41
Die Plätze 40 – 31