Star Wars The Force Awakens

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IMDb / Letterboxd / dt. Kinostart: 17.12.2015 / USA 2015, R: J.J. Abrams


Es ist DAS Kino-Event, auf das der ganze Planet gewartet hat. Vielleicht ja sogar unsere gesamte Galaxie? Der Hype jedenfalls, den STAR WARS heuer hinlegt, dürfte jegliche Rekorde einstellen. Und nicht nur das Internet war davon betroffen. So omnipräsent wie die Sternensaga ist sonst nur das Meer von Deutschlandfahnen bei einer WM (im eigenen Land). Es gab schlicht kein Entrinnen. Mit dem Hype kam Vorfreude, mit Vorfreude kamen Erwartungen und nun das Erwachen.

Rey (Daisy Ridley), der Droide BB-8 und Finn (John Boyega)
© Lucasfilm 2015

Ich liebe STAR WARS. Natürlich bin ich kein Fan der ersten Stunde. Als KRIEG DER STERNE 1977 in den Vereinigten Staaten seine Premiere feierte, war ich weder geboren noch (und das ist selbstredend in keiner Weise vorwurfsvoll gemeint) in irgendeiner Form geplant. Kind bin ich, darf ich sein, wenn STAR WARS läuft. Zuerst gab es die aufgezeichneten Fernseh-Ausstrahlungen auf VHS-Kassette, gerne mehrfach in der Woche. Als ich A PHANTOM MENACE zum ersten Mal gesehen habe, war ich 10 und mochte den Film (ja, selbst heute habe ich daran noch teilweise Spaß). Mein erster STAR WARS-Film im Kino war REVENGE OF THE SITH – und war durchaus zufrieden damit, endlich mal einen Teil der Saga an dem Ort zu sehen, wo sie hingehört: ins Kino. Dort werden Geschichten erzählt, die in fremde Welten oder eben Galaxien vor langer, langer Zeit entführen.

Nun geht die Saga also weiter. 1999 muss die Vorfreude, müssen die Erwartungen ähnlich hoch gewesen sein. Damals begann das Ende der STAR WARS-Jubelschreie mit der Prequel-Trilogie.  Zwar ist die Originaltrilogie weit entfernt davon, fehlerlos zu sein, aber sie war und ist unverwüstlich (und mein Gott, hat George Lucas versucht, das zu ändern). THE FORCE AWAKENS ist in viererlei Hinsicht ein Neubeginn, selbst der Name legt das nahe. Und so viel sei gesagt: Dass der Titel dem Beginn der Filmreihen von 1977 A NEW HOPE ähnelt, ist mitnichten zufällig gewählt.

Die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte nachzuerzählen wäre nun lästig und kann ohnehin an anderer Stelle zur Genüge nachgelesen werden, mit J.J. Abrams hat sich jedenfalls ein neuer Regisseur der Saga angenommen und wird sie, wenn auch nicht im Regie-Stuhl, die kommenden Teile mitlenken und -gestalten. Es ist ein schweres Erbe, auch weil Lucas mit der neuen Trilogie und jeder neuen Veröffentlichung der Filme inklusive neuer Effekte und Abänderungen verbranntes Land hinterlassen hat – aber aus Asche kann Großes entstehen, ob es jedoch gleich ein Phönix ist?

Einige Jahrzehnte nach RETURN OF THE JEDI setzt THE FORCE AWAKENS in der fernen Galaxie an. Das Imperium wurde besiegt, aus deren Überbleibsel erhebt sich nun jedoch der FIRST ORDER unter Führer Snoke (Andy Serkis), der die Galaxis erneut unterjochen und ins Dunkle stürzen will. Hoffnung legt die Rebellenbewegung unter Leitung von Leia Organa (Carrie Fisher) in einen alten Bekannten: Luke Skywalker (Mark Hamill) soll den Kampf gegen FIRST ORDER als letzter Jedi anführen, doch Luke befindet sich im Exil. Mit einer erbeuteten Karte hoffen die Rebellen, den Jedi-Meister ausfindig zu machen. Doch auch First Order sucht nach Luke, um ihn zu vernichten. So gerät die Karte im Droiden BB-8 an die junge Rey (Daisy Ridley), die gemeinsam mit dem abtrünnigen Storm-Trooper Finn (John Boyega) und den alten Bekannten Han Solo (Harrison Ford) und Chewbacca die Karte in den Besitz der Rebellen schaffen wollen. Gefolgt werden sie dabei von Kylo Ren (Adam Driver), der als Schüler von Snoke mit der dunklen Seite der Macht vertraut ist.

Szene aus dem Film© Lucasfilm 2015

Nun soll das Geheimnis gleich gelüftet werden: THE FORCE AWAKENS ist kein Reinfall wie einst PHANTOM MENACE. J.J. Abrams ist offenkundig mit dem Universum von Lucas vertraut und zeigt sich als Fan der Original-Trilogie. Der eingeschlagene Weg, die Geschichte nach den Abenteuern von Luke, Leia und Han zu erzählen, ist von Beginn an der richtige. Die neuen Helden erweisen sich als der gewünschte Glücksgriff und das Wiedersehen mit alten und lieb gewonnenen Bekannten ergibt sich deutlich organischer als die verqueren direkten Verweise in der Sith-Trilogie der 2000er Jahre (man denke an C3-PO). Der neue Film versprüht aus jeder Pore STAR WARS! Die Wischblenden, die sich kein anderer Film ob ernsthaft oder nicht erlauben kann, die Opening Credits, Lichtschwerter, Blaster, die unvergessliche Musik und nicht zuletzt die Heldenreise als zentraler Plot, all das weckt Erinnerungen.

Und hier steht sich der Film letztlich selbst unnötigerweise im Weg: THE FORCE AWAKENS will mit aller Macht kein Risiko eingehen und kopiert fast schon in unverschämter Weise die Elemente aus A NEW HOPE. Beispiele gefällig? Die Heldin stammt von einem Wüstenplaneten (wenn auch Jakku und nicht Tattooine), der Todesstern ist nun die Star-Killer-Base (ich habe den Film im englischen Original gesehen, daher hier nur die englische Neubezeichnung), mitsamt Angriff auf eben jene Station mit einer natürlich verheerenden Waffe, statt R2D2 wird BB-8 der neue „knuddelige“ Droide mit Pieps-Artikulation.

Das macht THE FORCE AWAKENS per se nicht zu einem schlechten Film, der Film ist sogar ganz im Gegenteil sehr unterhaltsam, doch bleibt dabei ein fader Beigeschmack. Ja selbst Sätze aus den alten Trilogien tauchen wieder auf („There is still good in him“ (Ep. VI) – „There is still light in him“ (Ep. VII), was unfreiwillig an das Spiderman-Reboot erinnert, in dem zwanghaft versucht wurde „With great power comes great responsibility“ sinngemäß umzuschreiben – und man daran schändlich scheiterte.

Star Wars: The Force Awakens© Lucasfilm 2015

Dabei gelingt es Abrams mit seinen Autoren Lawrence Kasdan und Michael Arndt immer wieder süffisant auf die Original-Trilogie zu verweisen, gelungene One-Liner zu setzen und den Charme der Reihe nicht nur aufzuwecken, sondern zu neuem Glanz zu führen.

THE FORCE AWAKENS hat aber bei all der Kritik eine Stärke, die man dem Film nicht hoch genug anrechnen kann: Rey ist die typische Heldin wider Willen (wie einst ja auch Luke), deren Wünsche, Hoffnungen und Vergangenheit eben auch mal filmisch artikuliert werden und an die besten Momente der Reihe (wie Lukes Blick auf die Sonnen von Tatooine) erinnern. Vor allem aber ist sie stark, eigenständig und wird in keine (sonderlich starke) Romanze verwickelt. Mit Rey gewinnt die STAR WARS-(Film-)Reihe ihre erste im allerbesten Sinne und in bester Ausführung feministische Heldenfigur, die auch mal ganz salopp gesagt einfach cool ist.

STAR WARS ist wieder erwacht, die Macht im neuesten Teil der Reihe ist tatsächlich stark. THE FORCE AWAKENS kann den immensen Erwartungen im Großen und Ganzen nachkommen. Allerdings ist die neue Trilogie damit noch lange nicht der Heilsbringer der Saga – sie ist noch leicht zu verführen und wenn sich die Reihe nicht mehr von der Originaltrilogie lösen wird, so könnte die dunkle Seite der Macht noch die Oberhand gewinnen. Aber es ist ein ganz wichtiger Schritt. J.J. Abrams hat den Anfang gemacht und Rian Johnson wird den nächsten Schritt gehen. Mit STAR WARS ist mit der neuen Trilogie wieder zu rechnen.

Möge die Macht mit ihr sein.

Jan