Oblivion (2013)

CineCouch Kritik Daniel

Ich habe vor wenigen Tagen OBLIVION im iTunes-Store entdeckt und gedacht, ich gebe dem Ganzen mal eine Chance und schaue, ob Tom Cruise mit seinem neuesten Sci-Fi-Streifen wider Erwarten überzeugen kann oder sich in die Schlange der enttäuschenden Sommer-Blockbuster einreiht. Da der Release nun aber doch schon einige Wochen zurückliegt und die Blogosphäre mit Reviews bereits überschwemmt wurde, wird das nun eher ein Hybrid zwischen geplanter Kritik und spontaner Impressionen-Sammlung. But who cares? Schauen wir doch einmal, ob Cruise und Kosinski ein effektives Team abgeben:

Wir finden uns in der Zukunft wieder. Die Erde ist nur noch ein fades Abbild ihrer einstigen Schönheit. Nachdem eine feindlich gesinnte Alienrasse zuerst dem Mond den Garaus machte und infolgedessen die Erde angriff, brach ein erbitterter Kampf um das Überleben der Menschheit aus. Der Krieg wurde zwar gewonnen, doch was ist schon ein Sieg wert, wenn die Erde durch Umweltkatastrophen und Nuklearbomben in ihren Urzustand zurückverwandelt wird? Der Rest der Bevölkerung mobilisierte daher seine Kräfte, brach mit Raumschiffen in die Weiten des Alls auf und ist im Inbegriff auf einen Mond des Saturns überzusiedeln.

Einzig Jack Harper (Tom Cruise), seines Zeichens Mechaniker, und seine Aufsichtsführende Victoria (Andrea Riseborough) sind zurückgeblieben, um sich der Wartung der überlebenswichtigen Drohnen auf der Erde anzunehmen, die zur Verteidigung der Restbesatzung gegen feindliche Übergriffe durch Scavs dienen sowie mächtige Wasserbohrtürme instand halten, welche das lebensspendende Elixier für die Reise zum Titan abpumpen sollen. Doch als Jack bei einem Routineflug ein menschliches Raumschiff aus dem Orbit abstürzen sieht, begibt er sich auf die Suche nach der Absturzstelle und öffnet damit Erinnerungen Tür und Tor, die lange Zeit unter der Oberfläche in ihm schlummerten.

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Was war das für ein Jahr: Für Hollywood mal wieder eines der ganz großen Action-Blockbuster. Für mich vor allem ein Sommer großer Enttäuschungen. Lediglich eine handverlesene Auswahl um Danny Boyles TRANCE sowie Blomkamps ELYSIUM (zu hören in Podcast-Folge 16) konnten mir bis zum jetzigen Zeitpunkt ein wohltuendes Grinsen auf mein ansonsten gelangweiltes Gesicht zaubern. Und so viel kann schon vorweg genommen werden: Auch OBLIVION würde sich ganz prächtig als Einschlafhilfe eignen, wenn da nicht der visuelle Look über die komplette Laufzeit einen Funken Restinteresse aufrechterhielte.

Ein Ansatzpunkt, der dem Film zugutegehalten werden muss und zeigt, dass Joseph Kosinski sich auf rein inszenatorischer Ebene genau im richtigen Metier befindet. Der individuelle Look, den er seinen Filmen verleiht, ist einfach nur der helle Wahnsinn und wäre an sich bereits einen Besuch im Lichtspielhaus eurer Wahl wert gewesen. Die kühle Beschaffenheit der verwaisten Landschaften ist dabei wundervoll anzusehen und passt ähnlich wie das emotionslose Verhalten der Drohnen völlig glaubhaft ins Gesamtgefüge. Dass Kosinski ein Händchen im Umgang mit seinen Welten besitzt, zeigte er schon 2010 bei der visuellen Erschaffung des Rasters in TRON: LEGACY. Ein Sequel, das ich als großer Fan des Originals von 1982 nicht für den miserablen Film halte, als welcher er an allen Ecken verschrien wird. Gerade die Entscheidung, den Film dimensional aufzusplitten und 3D-Technik erst auf dem eigentlichen Raster einzusetzen, erachte ich nach wie vor als mutig und zugleich sinnvoll. Doch mit dieser Meinung stehe ich wohl allein auf weiter Flur.

Nun was soll ich sagen? All die Lobhudelei ändert nichts an der Tatsache, dass sich hinter der Fassade ein fast schon blutleerer Sci-Fi-Actioner befindet. Dass OBLIVION versucht, viel smarter zu sein als er im Endeffekt ist, würde ich sogar noch als verschmerzbar bezeichnen. Der Zuschauer wird dabei aber derart schlauchförmig abwechselnd durch Flashbacks sowie Story-Stränge gezerrt, dass diese überhaupt gar keinen Eindruck hinterlassen können. Die Möglichkeit, als Betrachter die Welt für sich selbst zu entdecken und den Mysterien auf die Spur zu kommen? Pustekuchen. Stellt euch darauf ein, an die Leine genommen zu werden. Getoppt wird dieses Delikt durch einen noch blasser bleibenden Cast. Dabei will ich nicht einmal unterstellen, dass Tom Cruise und Andrea Riseborough ihre Sache nicht gut machen. Wie fast immer liefert Cruise eine überzeugende Leistung ab und auch Riseborough überzeugt charmant mit ihrer britischen Distanziertheit. Zu Olga Kurylenko muss man indes wohl nicht viele Worte verlieren. Man sollte sie nicht überfordern. Da war doch ihre Rolle in SEVEN PSYCHOPATHS schon wie maßgeschneidert. Mein eigentliches Problem liegt zwischen den Charakteren. Vielmehr in einem fehlenden Zwischeneinander. Bei all dem vermeintlichen Beziehungsgeflecht mag der eigentliche Funke nie so ganz überspringen.

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Aber da war doch noch was! Was ist denn mit Morgan Freeman? Das ist doch meist eine sichere Bank! Wer denkt, dass mit dem Auftauchen Freemans das Vehikel nochmal aus dem Morast gezogen und in glorreiche Sphären gehievt werden kann, der wird schnell eines Besseren belehrt. Denn einmal angeteasert, dauert es nun viel zu lange, bis der konfliktlösende Subplot um den Mann mit der schönsten Stimme auf Erden wieder aufgegriffen wird. Stattdessen werden Orte etabliert, wie die gefühlt letzte, unberührte Oase, die im Gesamtbild dermaßen deplatziert wirken und die Handlung zugleich entschleunigen. Das Pacing verkommt zu einem Ritt auf stark befahrenen Serpentinen. Natürlich kommt es hin und wieder vor, dass schauspielerisches Potenzial verschenkt wird, doch in einem solchen Maße wie in diesem Fall bei Morgan Freeman ist das fast schon sträflich.

Da ich zu einem gewissen Zeitpunkt genug Argumente sammeln konnte, die den Film für mich ins Abseits beförderten, konnte ich die Tatsache, dass OBLIVION wahllos und mit schier endloser Dreistigkeit bei anderen Sci-Fi-Ablegern wildert mit einem leichten Schmunzeln hinnehmen. Ich habe einfach das Beste daraus gemacht und jede Sequenz vor meinem geistigen Auge zum kleinen Wimmelbild der Genre-Abbilder gemacht. Gefundene Werke: INDEPENDENCE DAY, STAR WARS, WALL•E und viele mehr.

Alles in allem kommt Kosinskis zweiter Sci-Fi-Streich nicht über eine Versatzstück-Schleuderei hinaus und vermag lediglich, auf visueller Ebene zu punkten. Ein Faktum, das den Film beileibe nicht tragen kann. OBLIVION ist auf Deutsch mit „Vergessen“ zu übersetzen und genau dieses Schicksal wird ihm meiner Meinung nach blühen. Im Grunde genommen hätte mir ein 90 minütiger Monolog eines Morgan Freeman wohl besser gefallen, während er dabei im Dunkeln kauert und nur durch das Glühen seiner Fat Lady einen Teil seiner eigentlichen Persona preisgibt. Schöne Vorstellung!

OBLIVION in der IMDb
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TRAILER:
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