Zodiac (2007)

Michi Kritik

Ende der 60er fängt jemand an, kaltblütig Menschen zu ermorden und dies per Brief bei der Zeitung zuzugeben. Irgendwann gibt er sich einen Namen – „Zodiac“ – und leistet sich ein Katz und Maus Spiel mit der Polizei, in dem er immer die Oberhand zu haben scheint und kaum brauchbare Spuren hinterlässt. Redakteure, wie auch Ermittler lässt der Fall nicht mehr los und sie hängen sich an seine Fersen, gewillt ihn zu fassen und zur Rechenschaft zu ziehen. Inspektor David Toschi (Mark Ruffalo) wird genauso in die Tiefen des Zodiac-Falles hineingezogen, wie der Karikaturist Robert Graysmith (Jake Gyllenhall). Schaffen sie es, das grausame Genie selbst nach Jahren noch zur Strecke zu bringen?

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2007 verfilmte David Fincher die wahre Geschichte des Zodiac-Killers und er macht seinen Job verdammt gut. Seine Regie ist wirklich überzeugend und liefert immer mal wieder schöne Bilder, auch wenn wirkliche Wow-Effekte wegbleiben. Doch das ist gar nicht schlimm, denn ZODIAC lebt vor allen Dingen dadurch, wie die Geschichte nach und nach erzählt wird, wie immer mehr Beweise, Hinweise, Namen und Verdächtige auftauchen und wie es dadurch dem Zuschauer ermöglicht wird, selbst mit zu ermitteln. Man verstrickt sich fast, wie Graysmith selbst, im Strudel der Indizien und Verwicklungen und kommt genauso wenig von der Stelle. Doch dies ist alles so geschickt inszeniert und vorangetrieben, dass man als Zuschauer nicht frustriert, sondern höchst fasziniert ist. Man lebt sozusagen an der Seite von Graysmith (eine weitere wichtige Komponente des Films) und fiebert mit ihm mit, wartet nur darauf, dass er den nächsten erhellenden Gedankengang vollführt, auf den die Polizei vorher noch nicht gekommen ist, sodass man dem Zodiac-Killer vielleicht eine Spur näher kommt. Immer wieder schafft er es, durch seine Besessenheit und seine liebenswerte Art, die Menschen dazu zu bringen, ihm zu helfen. Obwohl er kein Polizist ist, bringt er noch nach Jahren Indizien ans Licht, die ihn vorantreiben und ihm und auch dem Zuschauer neue Hoffnung bringen. Dies alles ist wirklich spannend inszeniert und an vielen Stellen glaubt man an den finalen Durchbruch, der die wahre Identität des Killers hervorbringt, nur um erneut ins Grübeln zu geraten, wer Zodiac denn nur sein könnte und wie er letztendlich geschnappt werden kann. Durch Graysmiths Intelligenz und die Art, wie er dargestellt wird, wirkt er nicht wie ein Psychopath, sondern wie ein Mensch, dessen Ehrgeiz man größtenteils nachvollziehen, vielleicht sogar beneiden kann. Selbst wenn man sieht, welche Opfer er dafür bringen muss.

Aber natürlich wirkt nicht nur Graysmith allein, sondern bildet zusammen mit vielen anderen Charakteren ein äußerst stimmiges Gesamtbild, durch welches die Geschichte nie langweilig, sondern facettenreich erzählt wird. So haben wir zum Beispiel Einsicht in die Arbeit vieler Polizisten, die wiederum mit den Zeugen, mit Tatverdächtigen und helfenden Beamten (Schriftvergleich) in Kontakt kommen. Hinzu kommt die Zeitung, bei der die Briefe von Zodiac ankommen und natürlich auch über die Mordfälle berichtet wird. Das alles und noch ein bisschen mehr bringt der Film geschickt zusammen, ohne dass man den Überblick verliert, überfordert und frustriert ist, was sicherlich schwierig zu meistern war.
Weiterhin ist der Film einerseits die Erzählung über Zodiac, seine Morde und wie er Zeitung und Polizei zum Narren hält. Andererseits eine Art Reportage, die zeigt, wie der Zodiac-Fall das Leben der Menschen verändert hat, die damit zu tun hatten. So spiegelt sich bei jeder größeren Figur des Films die Handlung zweifach wieder und verleiht dem Film mehr Tiefe und Dramatik.

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(Achtung: Nur Kenner des Zodiac-Falles sollten diesen Abschnitt lesen!) Es braucht schon ein größeres Stück Courage, wenn man einen Film über eine Mordserie dreht, ohne den Täter enthüllen zu können. Zwar gibt es in Filmen, Serien und Büchern immer mal wieder schwere und knifflige Fälle, in denen der Täter den Ermittlern immer einen Schritt voraus ist, aber dennoch gewinnt über kurz oder lang die Justiz. Denn wie man erwartet, dass Witze mit einer Pointe aufgelöst werden, wartet man auf die Aufklärung des Falles und die Stellung des Kriminellen. Doch dies ist beim Zodiac-Fall unmöglich und ich bin auch sehr froh, dass Fincher sich (größtenteils) an die wahre Geschichte gehalten hat und sich nicht irgendeinen Verdächtigen oder zusätzliche Beweise ausgedacht hat. Man könnte denken, dass das mehr oder weniger fehlende Ende eine Schwäche ist, aber ich finde, sie stärkt den Charakter des Films und wirkt für ihn.

Letztendlich ist ZODIAC durch seine tolle Erzählweise, die hervorragenden Figuren, Schauspieler und die stimmungsvolle Musik und trotz der stolzen Länge von zweieinhalb Stunden einer der spannendsten und interessantesten Ermittlungsfilme. Er weiß von vorne bis hinten zu überzeugen, leistet sich keine Logiklöcher, zieht seine relativ nüchterne (Hollywood-untypische) Art voll und ganz durch und bleibt dabei immer auf das Wesentliche fokussiert. Man merkt einfach, dass Fincher sich perfekt mit dem Fall auskennt und wahrscheinlich selber eine kleine Faszination für Zodiac zu hegen scheint. Fincher, der toll besetzte Cast und eines der besten Drehbücher machen ZODIAC zu einem einzigartig stimmigen Gesamtwerk, das man gesehen haben muss.

ZODIAC in der IMDb
ZODIAC auf Letterboxd

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Trailer:
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