Top 30: Beste Animationsfilme – Platz 20-11

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Platz 15 – HAURU NO UGOKU SHIRO (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Das wandelnde Schloss“, J 2004, Regie: Hayao Miyazaki)

Wir befinden uns in einer Steampunk-Welt während eines großen Krieges, die eine sehr stimmige Mischung aus altem bayrischen Dorf und frühindustriellen Maschinen ist, mit einer übergroßen Portion unerklärlicher Magie. Hier folgen wir der kleinen Sofi, die aus heiterem Himmel verflucht und zu einer alten Frau wird. Sie verlässt darauf ihre Heimat und begegnet zufällig Hauru und seinem sagenumwobenem Wandelnden Schloss, in das sie kurzerhand hineingeht und fortan mitreist, nicht wissend, was sie erwartet…
HAURU NO UGOKU SHIRO ist für mich vielleicht der liebevollste und zauberhafteste Ghibli. An jeder Ecke strotzt der Film nur so vor kreativen Ideen und schöpft sein Potenzial, das die wunderbar gestaltete Welt bietet, voll aus. Die Charaktere sind wie gewohnt alle ein bisschen schräg und bleiben bis zum Schluss rätselhaft, vielleicht sind sie gerade deswegen so interessant. Fest steht, dass einem während des Films nie langweilig wird. Generell ist das Tempo hier viel höher angesetzt, als beispielsweise bei TOTORO. Ständig passiert irgendwas, meist hat es etwas mit Magie zu tun und man erwartet es gar nicht, und es gibt auch reichlich abwechslungsreiche Figuren, an denen man sich nicht satt sehen kann.
Wenn ihr also wissen wollt, wie es mit Sofi und Hauru weitergeht, was es mit kecken Feuerdämonen, fiesen Hexen, merkwürdigen Königen und springenden Vogelscheuchen auf sich hat, dann schaut euch unbedingt dieses kleine Meisterwerk an, das ein bisschen anders ist als vorherige Ghiblis. (Michi, ihr Platz 12; beste Platzierung von Daniel: Platz 8)

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Platz 14 – AKIRA (IMDb/Letterboxd)
(J 1988, Regie: Katsuhiro Otomo)

Ohne diverse Genre-Begründer in seiner Geschichte wäre das Kino heutzutage ein gänzlich anderes. Ebenso verhält es sich manchmal mit Kassenschlagern, die es schaffen, das Publikum auf eine Nische aufmerksam zu machen und diese ins Rampenlicht zu führen.
Katsuhiro Otomos AKIRA ist genau das. Der auf einer sechsteiligen Manga-Reihe des Regisseurs basierende Kult-Anime sorgte Ende der 80er dafür, dass sich der Westen für asiatische Zeichentrickfilme mit erwachsenen Themen zu interessieren begann. Bis dahin galten diese fast grundsätzlich als Kinderfilme. AKIRA änderte dies nicht nur aufgrund seines Erfolges, sondern auch durch seine Machart. Der Film zeichnet eine visuell beeindruckende Vision Neo-Tokios nach einem verheerenden Atomkrieg. Eine jugendliche Motorradgang um Kaneda und Tetsuo trifft dort bei einer nächtlichen Fahrt auf einen kleinen Jungen mit dem Gesicht eines Greisen. Sie werden vom eintreffenden Militär überrascht, das Tetsuo mitnimmt. Kaneda muss im Handlungsverlauf feststellen, dass er einer weitaus größeren Angelegenheit auf der Spur ist, als er zu träumen vermag. Denn der mysteriöse Akira ist erwacht.
AKIRA ist leider nicht frei von Makeln, ist aber einer der einflussreichsten Animes überhaupt und allein für mich als Cyberpunk-Fan Pflicht. Der 2000 Seiten umfassende Manga ist weitaus komplexer und tiefgründiger als der deutlich gestraffte Anime. Doch auch der Film streift politische und philosophische Themen, die ihn wohltuend von der Masse abheben und ihm spielend einen Listenplatz verschaffen. (Niels, sein Platz 4)

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Platz 13 – TOKI O KAKERU SHÔJO (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“, J 2006, Regie: Mamoru Hosoda)

DAS MÄDCHEN, DAS DURCH DIE ZEIT SPRANG dreht sich, wie man leicht am Titel erkennen kann, um Zeitreise. Allerdings liegt der Fokus nicht unbedingt auf der Sci-Fi-Komponente sondern eher auf dem 17-jährigen Mädchen Makoto.
Diese ist an sich ein typischer Teenager: Sie verschläft morgens, vermasselt in der Schule einen Test und spielt am liebsten mit ihren besten Freunden Chiake und Kosuke Baseball. Eines Tages reißt die Kette ihres Fahrrads, sodass Makoto ungebremst auf einen Bahnübergang zurast… und einige Zeit in der Vergangenheit erwacht!
Auf dieser Prämisse aufbauend entwickelt sich eine wunderbar kitschfreie Geschichte um die Hauptfigur. Makoto lernt mit der Zeit, ihre Zeitsprünge zu kontrollieren, bemerkt aber auch die weitreichenden Konsequenzen ihres Handelns. Sie erlebt Freundschaft, die erste Liebe und das Erwachsenwerden auf lustige und herzliche Art und Weise, sodass man fast ein bißchen wehmütig an die unbeschwerten Teenie-Jahre denken muss. Trotz des lockeren Tons besitzt TOKI O KAKERU SHÔJO auch gewichtigere Momente, behandelt seine Figuren und die Geschichte mit der nötigen Ernsthaftigkeit und besitzt ein Ende, das sowohl als Happy End als auch als Fass mit doppeltem Boden gesehen werden kann. Einer der originellsten Animationsfilme der letzten Jahre und meine klare Empfehlung! Kleiner Tipp: Soll sehr gut bei ersten Dates funktionieren, hab ich mir sagen lassen…(Niels, sein Platz 9)

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Platz 12 – PERSEPOLIS (IMDb/Letterboxd)
(F 2007, Regie: Vincent Paronnaud, Marjane Satrapi)

PERSEPOLIS dürfte mit der beste Beweis dafür sein, dass Zeichentrickfilme nicht unbedingt nur für Kinder produziert werden. Marjane Satrapi verarbeitet mit dem Film, der auf dem gleichnamigen Comic von ihr basiert, ihre eigene Lebensgeschichte – zumindest ist die Handlung stark mit ihren Erfahrungen verbunden.
Der Film handelt von der 8-jährigen Marjane, die in Teheran aufwächst, in einer Zeit, in der politische Unruhen und viele Umstöße das Land gehörig aus den Fugen geraten lassen. Der Schah muss ins Exil fliehen und die Islamische Republik übernimmt die Macht. Doch fühlt sich Marjane noch immer vom System unterdrückt, hört heimlich Rock-Musik und tritt als Punk auf, bis sie von ihren Eltern nach Wien auf eine Schule geschickt wird und ihr Leben noch einige harte Wendungen für sie parat hält.
Man kann den Zeichenstil von PERSEPOLIS am ausgewählten Filmstill schon relativ eindeutig erkennen. Der Großteil wird in tristem schwarz-weiß präsentiert. Fast alle Bilder sind minimalistisch und eher detailarm gezeichnet und erinnern sehr stark an Comic-Strips. Mit seinem optischen Stil hebt sich der französische Animationsfilm aus der Masse heraus und erhielt sogar den großen Preis der Jury in Cannes.
Ernste, erwachsene und politische Themenkomplexe in gezeichneten und animierten Bildern zu verpacken zahlt sich aus – auch bei uns mit einem verdienten Platz im oberen Mittelfeld. (Jan, sein Platz 3)

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Platz 11 – THE HUNCHBACK OF NOTRE DAME (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Der Glöckner von Notre Dame“, USA 1996, Regie: Gary Trousdale, Kirk Wise)

Disney schafft es ein ums andere Mal auf seine ganz eigene unnachahmliche und doppelcodierte Art und Weise, wunderschöne Werke für Auge und Ohr zu kreieren, dabei aber auch mit kindlich-spielerischem Stil, kulturellen und gesellschaftlichen Randthemen Gehör zu verschaffen. So befassten sich gerade die Filme ab den 90ern, nachdem Disney den eigenen Qualitätsanspruch wiederentdeckt hatte, im Subtext mit sozialen Brennpunkten, die Filme wie BEAUTY AND THE BEAST oder POCAHONTAS erst zu richtigen Ausnahmewerken machten. THE HUNCHBACK OF NOTRE DAME entfernt sich zwar ein wenig von Victor Hugos Romanvorlage, indem wichtige Stränge des Buches entweder stark vereinfacht oder gleich ganz weggelassen werden, legt dafür aber fokussiert Wert auf Themen wie Hass, Sünde oder soziale Minderheiten und das in einem Ton, der sogar für Disneys größte Werke besonders erscheint.
Mit Frolo wird zudem ein ambivalenter Bösewicht eingeführt, der den Begriff der Charaktertiefe endlich einmal stolz mit breiter Brust tragen darf. Tut mir leid Paul, aber da kommt nicht einmal Scar im Entferntesten heran. Gemäß also dem Motto: Ein Protagonist kann nur so gut sein wie sein Antagonist, führen Quasimodo und Frolo den Zuschauer durch ein Wechselbad der Gefühle, bei dem vor allem die Gesangseinlagen, dieses Mal thematisch passend mit choralen Gesängen angereichert, nur so voller Kreativität strotzen und so dem Film eine derart besondere Note verleihen, dass er den Vergleich mit den ganz großen Disney-Werken nicht zu scheuen braucht. (Daniel, sein Platz 12; beste Platzierung von Jan: Platz 6)

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