Einen frohen Advent euch allen!
Wir von der CineCouch haben uns dafür etwas Spezielles überlegt: Jeden Tag veröffentlichen wir eine Empfehlung für einen Film, der unserer Meinung nach zu wenig Wertschätzung bekommt. Am Ende sollen so 24 Insider-Tipps zusammenkommen, die euch hoffentlich überraschen und unterhalten. Viel Spaß und eine schöne Weihnachtszeit!
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01.12. – Niels empfiehlt:
KÆRLIGHED PÅ FILM (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Bedingungslos“, DK 2007, Regie: Ole Bornedal)
Wir schreiben das Jahr 2007, Film Noir ist lange tot. Doch im beschaulichen Dänemark greift man die Motive um Femme Fatales und zum Verderben verdammte Kerle wieder auf: Thriller-Experte Ole Bornedal, bekannt durch sein legendäres Debüt NIGHTWATCH, schildert in KÆRLIGHED PÅ FILM die Geschichte vom in einer Midlife-Crisis steckenden Familienvater Jonas. Nach einem Autounfall, durch den die mysteriöse Julia einen Gedächtnisverlust und vorübergehende Blindheit erleidet, gibt sich Jonas als deren Ex-Freund Sebastian aus. Sein Doppelleben reibt ihn zunehmend auf, zumal der echte und für tot erklärte Sebastian eine dunkle Vergangenheit zu haben scheint.
Bornedal schafft es, einen perfiden kleinen Thriller mit Anleihen an den Film Noir zu kreieren. Die Problematik der doppelten Identität bietet interessante Denkansätze und böse Überraschungen. Bornedals Bilder täuschen gut über das verschwindend geringe Budget hinweg und das Drehbuch hat einige Wendungen parat, die für Spannung sorgen. Für den ganz großen Wurf mangelt es an Raffinesse und Vertrauen in den Zuschauer, sich selbst Zusammenhänge zu erschließen, denn im Unklaren bleibt kaum etwas. Dennoch macht KÆRLIGHED PÅ FILM viel Spaß und ist Genre-Fans allein schon aufgrund der geringen Anzahl von Neo-Noir-Konkurrenten bedingungslos zu empfehlen.
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02.12. – Michi empfiehlt:
DR. HORRIBLE’S SING-ALONG BLOG (IMDb/Letterboxd)
(USA 2008, Regie: Joss Whedon)
Diesen Titel kann ich heute nur empfehlen, weil ich ihn selbst vor ein paar Jahren als Geheimtipp mit einem guten Freund zusammen gesehen habe. Mundpropaganda scheint, eine nicht enden wollende Schneeballlawine auszulösen und hoffentlich kann ich sie heute noch vergrößern. Denn auch wenn diese dreiteilige Mini-Serie nicht perfekt ist und unter widrigen Umständen entstanden ist, bin ich der Meinung, dass man sie mal gesehen haben sollte. Vor allen Dingen, wenn man ein paar der Werke von Joss Whedon schätzen gelernt hat, seinen Humor und die Art mag, wie er mit (Super-)Helden umgeht. DR. HORRIBLE erzählt die Geschichte vom Möchtegern-Schurken Billy (Neil Patrick Harris), seiner großen Liebe Penny (Felicia Day) und seinem Erzfeind Captain Hammer (Nathan Fillion). Viel mehr möchte ich von der Geschichte, die größtenteils in Musical-Form erzählt wird, gar nicht schreiben, weil es viel schöner ist, alles selber zu entdecken. Ob man es glauben mag oder nicht, die kurzen 45 Minuten sind vollgepackt mit tollen Liedern, genialen Witzen, Anspielungen auf Klischees und Filme ohne Ende, abgeschmeckt mit jeder Menge Herzblut. Jeder Beteiligte hat für dieses Projekt alles gegeben und das ist in jeder Einzelheit des Films bemerkbar. Einfach richtig toll und auch für Nicht-Musical-Fans ein unbedingtes Muss! Mir liegt die Mini-Serie besonders am Herzen und das aus ganz unterschiedlichen Gründen, weshalb ich ihn sehr gerne überall weiterempfehle. Ganz toll ist für Fans übrigens auch das kleine Comicbook, das ein wenig die Vorgeschichten der drei Charaktere erzählt.
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03.12. – Jan empfiehlt:
ENDHIRAN (IMDb/Letterboxd)
(IND 2010, Regie: S. Shankar)
Heute gibt es eine kulinarische Delikatesse. Mal so etwas richtig Exotisches: ENDHIRAN ist ein Film aus Indien, der allerdings kein – wie fälschlicherweise (lange Zeit auch von mir) angenommen – Bollywood-Streifen ist, sondern ein sogenannter Kollywood-Film. Na, wie auch immer – getanzt wird in dem 165 Minuten Spektakel natürlich trotzdem.
Das vom Grundgerüst bis zur Ausführung ziemlich lächerliche „Epos“ handelt von dem Androiden Endhiran, der sich in die Freundin seines Erschaffers verliebt und im Laufe des Films immer mehr ausrastet. Und das macht doch so einiges her. Denn die Ideen, die aus den kreativen Köpfen sprudelten, sind einfach großartig. Mit einem Budget, wie es den großen Blockbustern zur Verfügung steht, sähe das Ganze wohl auch so beeindruckend aus, wie es gedacht war. Womöglich kennen einige bereits die Szene, in der sich Endhiran mit tausenden seiner Klone in aberwitzige Formationen gegen das sich ihm entgegenstellende Militär stemmt. Von diesen gibt es so einige und neben der eigentlichen Geschichte tanzen und singen die Schauspieler, wie man es aus dem Wochenendnachmittagsprogramm von RTL II in bester Erinnerung hat.
ENDHIRAN ist eigentlich kein wirklich guter Film. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob das Ganze wirklich so trashig wirken sollte oder die Macher einfach ihr Unvermögen zum Ausdruck bringen wollten. Wie auch immer. Trotz seiner immensen Laufzeit war der Film (im Originalton noch dazu) ziemlich unterhaltsam – eine Trash-Perle, wie sie im Buche steht.
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04.12. – Paul empfiehlt:
RUN, FATBOY, RUN (IMDb/Letterboxd)
(UK 2007, Regie: David Schwimmer)
Filme erzeugen eine Erwartungshaltung, die manchmal abschreckend wirken mag. Das Wort „Beziehungskomödie“ hat keine sonderlich gute Reputation. Der Begriff „Marathon“ wiederum macht mich schon beim Aussprechen müde. RUN, FATBOY, RUN scheint genau diese beiden Attribute zu vereinen, was ihn wirklich nicht als guten Film zu prädestinieren scheint.
Ich führte ihn mir dennoch zu Gemüte. Aus einem Grund, der inzwischen hinlänglich bekannt sein dürfte und Simon Pegg heißt. Und was soll ich sagen: Ich war mehr oder minder begeistert. Was vorerst als – wie schon erwähnt – Beziehungskomödie anmutet, das ist es auch. Die Art und Weise, wie sich die Narration präsentiert, ist allerdings mehr als erfrischend. Ich werde nicht müde zu erwähnen, dass Simon Pegg einen nicht unerheblichen Teil dazu beiträgt. Er tut das, was er am besten kann: Er „mimt“ den liebenswerten Nerd, der auf Popkultur steht und dementsprechend für viele diesbezügliche Zitate verwantwortlich ist. In seiner Rolle als Dennis hat er jedoch feige seine schwangere Freundin vor vielen Jahren am Traualtar stehen gelassen. Seinen Sohn und diese Frau will er nun zurückerobern. Also fasst er den Entschluss, einen Marathon zu laufen, und trainiert im Folgenden angestachelt von seinem Freund, der übrigens vom bereits aus SHAUN OF THE DEAD bekannten Dylan Moran verkörpert wird. Mit David Schwimmer steht dabei einer der ehemaligen Protagonisten von FRIENDS hinter der Kamera.
Schlussendlich stellt sich die Frage, ob man zu einem Film, in dem im Hintergrund ein TEAM AMERICA-Poster hängt, wirklich nein sagen kann.
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05.12. – Daniel empfiehlt:
LA CASA MUDA (IMDb/Letterboxd)
(Uruguay 2010, Regie: Gustavo Hernández)
Nun habt ihr bereits genug Wissenswertes über indische Super-Roboter und die Evil League of Evil erfahren, um für alle Lebenslagen gewappnet zu sein. Da die Vorweihnachtszeit jedoch auch eine besinnliche Zeit ist, die Liebe versprüht und in der man mit seinen Liebsten eng zusammenrückt, ist sie zugleich prädestiniert für jede Menge Gruselspaß: LA CASA MUDA zeichnet das Bild einer (natürlich) auf wahren Begebenheiten beruhenden Geschichte aus dem Uruguay der 40er Jahre, in der Laura und ihr Vater das Haus eines Bekannten renovieren möchten, das scheinbar ein tiefes Geheimnis in seinen Mauern verbirgt. Klingt inhaltlich durch und durch nach Schema F und das ist es auch. Das ehrgeizige Projekt des Uruguayers Hernández zeichnet sich allerdings durch etwas vollkommen Anderes aus. Der Horrorstreifen strebt das Prinzip eines One-Takers an, ein Film also, der über 80 Minuten nur aus einer einzigen Einstellungen besteht. Sicherlich wird an der ein oder anderen Stelle, in der völlige Dunkelheit herrscht, getrickst worden sein, doch das macht den Film nicht minder beeindruckend. Allein in der Vorbereitung dürfte ein solches Unterfangen den reinsten Horror für jeden Regisseur darstellen, besonders, wenn man wie hier nur ein Budget von 6.000 Dollar zur Verfügung hat. Dadurch, dass die Kamera sich immer nah bei den Charakteren bewegt, ja in manchen Szenen mit ihnen zu tanzen scheint, indem sie immer wieder nach vorne prescht und im Folgenden die Szenerie wieder über die Schulter der Protagonistin beobachtet, wird mit einfachsten Mitteln eine Authentizität erreicht, die ich so nur ganz selten in den letzten Jahren gesehen habe.
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06.12. – Niels empfiehlt:
99 FRANCS (IMDb/Letterboxd)
(dt. „39,90“, FR 2007, Regie: Jan Kounen)
Am Nikolaustag, der gleichzeitig mein Namenstag ist (jahaa!), gibt es ein für mich ganz besonderes Highlight in Form eines meiner Lieblingsfilme: 99 FRANCS.
THE ARTIST-Star Jean Dujardin beweist ungeheures Verwandlungstalent, indem er darin den Werbemacher Octave spielt, der im Grunde Kind geblieben ist und als Kreativer seine Berufung gefunden hat: Den ganzen Tag kann er mit seinen Kollegen dumme Scherze reißen, Drogen nehmen, Orgien feiern und generell ein Leben auf der Überholspur leben, das quasi nur nebenbei von tatsächlicher Arbeit unterbrochen wird. Doch bereits in der ersten Szene wird klar, dass Octave innerlich zerrissen ist, seine Tätigkeit verabscheut und zunehmend die Kontrolle über seinen ausschweifenden Lebensstil verliert.
Der folgende Bildrausch ist allerdings alles andere als eine Wandlung vom Saulus zum Paulus, die man vermuten könnte. Stattdessen erinnert die Satire in ihrer subversiven Anti-Establishment-Haltung an David Finchers FIGHT CLUB, auch aufgrund der Werbe- und Videoclip-Ästhetik. Die zynische Sicht auf die eigene Arbeitsbranche teilt man sich mit THANK YOU FOR SMOKING. Doch DOBERMAN-Regisseur Kounen geht weit darüber hinaus, überstilisiert die Geschichte mit Drogenrausch- und Comic-Sequenzen, einfallsreichen Kameratricks und bitterbösen Seitenhieben auf die Werbeindustrie. Der Film ist die Antithese zur heilen Werbe-Welt in WHAT WOMEN WANT bis hin zu dem Punkt, an dem man sich fragt, ob man gerade noch unterhalten oder umworben wird.
99 FRANCS sprüht vor Energie und Originalität, durchbricht jede Erwartungshaltung und bietet dennoch eine (leicht plakative aber) substantielle Botschaft. SO muss Kino sein!
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CELDA 211 (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Cell 211“, ESP 2009, Regie: Daniel Monzón)
Juan fängt bald seine neue Stelle als Wärter im Gefängnis an und schaut streberhaft schon mal einen Tag vorher vorbei, um die Leute und die Umgebung kennen zu lernen. Eigentlich sollte es ein ruhiger Gang durch die wichtigsten Räume werden, doch er hat nicht mit dem gefährlichsten Häftling Malamadre gerechnet. Als dieser einen Aufstand provoziert, findet sich Juan durch dumme Zufälle bald mitten unter den aufgebrachten Häftlingen wieder. Wie werden sie auf ihn reagieren? Was wird Malamadre mit ihm anstellen? Schafft Juan es wieder aus dem Gefängnis und schafft er es lebend?
CELDA 211 ist ein ganz besonderer Thriller und einer der besten Gefängnisfilme der Neuzeit. Das Drehbuch ist so genial geschrieben, die Handlung so wunderbar vielschichtig und ineinander verwoben, dass man die Spannung manchmal gar nicht aushalten kann. Die ganze Zeit fiebert man mit den verschiedenen Personen mit, fühlt sich dem Geschehen komplett ausgeliefert und hofft einfach, dass Juan das ganze Dilemma irgendwie überlebt.
Ich mag den Film vielleicht auch deswegen so sehr, weil ich mich im Zuge einer Hausarbeit für ein Gefängnisfilm-Seminar sehr intensiv damit beschäftigt habe. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass ich den Film auswenig kannte und ich fand ihn dann umso besser! Je mehr man sich mit CELDA 211 beschäftigt, desto mehr entdeckt man, was man an ihm schätzen kann. Einfach toll.
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08.12. – Jan empfiehlt:
NAISSANCE DES PIEUVRES (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Water Lilies – Der Liebe auf der Spur“, FR 2007, Regie: Céline Sciama)
Ihr werdet jetzt vermutlich denken: Ach, dieser Jan immer mit seinen französischen Filmen – immer wieder diese verquere Filmkunst, dieser immer wieder verlangte Anspruch… Ja, irgendwie trifft es das ganz gut. Aber NAISSANCE DES PIEUVRES ist zunächst einmal einfach nur eine Coming-of-Age Geschichte dreier 15-jähriger Mädchen und ihre Sehnsucht nach der ersten Liebe.
Und diese Suche, die im deutschen Titel auf herrliche Art und Weise „verkitschisiert“ wird, ist gar nicht mal so leicht. Marie (Pauline Acquart) ist schüchtern, lernt jedoch beim Synchronschwimmen (eine faszinierende Sportart – nur mal am Rande) die Team-Kapitänin Floriane (Adèle Haenel) kennen. Es entsteht eine Freundschaft zwischen den Mädchen, die immer mehr auch sexuelle Sehnsüchte erwachen lässt. Die etwas beleibtere Anne (Louise Blachère) hat sich in den Kopf gesetzt vom gut aussehenden Francois entjungfert zu werden.
Das mag alles recht profan klingen, langweilig oder uninteressant? Mag sein – Diese Ansicht teile ich aber überhaupt nicht. Céline Sciama (TOMBOY) erzählt ihre Geschichte (typisch französisch) unaufgeregt und sehr gefühlvoll. Auch auf visueller Ebene bekommt der Zuschauer einiges geboten, wenn die Trainingseinheiten der Synchronschwimmerinnen gezeigt werden – Choreographien, die ohnehin beeindruckend aussehen, werden durch die gewählten Perspektiven zu einem ruhigen Spektakel für die Sinne. Genauso, wie der Rest des Films eine breit gefächerte emotionale Erfahrung darstellt.
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09.12. – Paul empfiehlt:
DICK FIGURES: THE MOVIE (IMDb/Letterboxd)
(USA 2013, Regie: Zack Keller & Ed Skudder)
EXPLOSIONEN! NINJAS! SLOWMOTIONS! Dazu noch pubertärer Fäkalhumor, eine Menge popkulturelle Klischees, Sex, Drugs und Rock’n’Roll. Das, was sich anhört, als wäre Michael Bay der Regisseur-Posten einer DRAWN TOGETHER-Episode überlassen worden, ist tatsächlich der diesjährige Film des millionenfach angeklickten Internetphänomens DICK FIGURES. Dabei handelt es sich ursprünglich um eine Cartoonserie, welche vor etwas mehr als drei Jahren auf dem YouTube-Kanal von MondoMedia – welche sich bereits für die Ausstrahlung der HAPPY TREE FRIENDS auszeichneten – ihren Anfang fand. Diese Serie entwickelte sich zu einem Zuschauermagneten und so wurde recht schnell an der Realisierung eines Langspielfilmes gearbeitet. Die Erschaffer der Serie, welche wie in jeder guten Animationsserie den Hauptteil der Rollen selbst einsprechen, bemühten zur Finanzierung die Spendenplattform Kickstarter. Das Zusammentragen der gewünschten Summe gestaltete sich als ein Leichtes und somit stand dem Film nichts mehr im Wege. Dieser wurde nach einem Jahr Wartezeit nun dieses Jahr veröffentlicht und ist inzwischen auch in voller Länge auf YouTube zu finden.
An dem Serienprinzip wurde nichts verändert: Die beiden Protagonisten sind die Strichmännchen (engl.: stick figures) Red und Blue, deren humoröses Potential sich aus der Unterschiedlichkeit beider ergibt. Die Handlung eröffnet sich als eine Mischung aus allen erdenklichen Storyklischees, welche sich über die Jahre angesammelt haben. Der Film ist somit ein auf 73 Minuten gebrachter YouTube-Clip. Und genau so soll es sein.
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10.12. – Daniel empfiehlt:
EXIT THROUGH THE GIFT SHOP (IMDb/Letterboxd)
(USA/UK 2010, Regie: Banksy)
Der leicht trottelige, dafür aber umso engangiertere Hobby-Filmemacher Thierry Guetta möchte eigentlich einen Film über den in der Graffiti-Szene sagenumwobenen Streetart-Künstler Banksy drehen. Da überall im Lande dessen Werke wie durch Geisterhand aufzuploppen scheinen, schnappt sich Guetta kurzerhand seine Handkamera und stürzt sich ins nächtliche Getümmel illegaler Grauzonen. An allen Ecken und Enden versucht er wertvolle Verbindungen aufzubauen, an wichtige Informationen zu gelangen, um immer näher an Banksy heranzukommen, und begleitet dafür sogar die hiesigen Streetart-Künstler bei ihren verbotenen Machenschaften. Bis die Kunst für ihn eine derartige Sogwirkung entwickelt, dass er nicht mehr anders kann, als die Kamera weiterzugeben und selbst zur Spraydose zu greifen. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt fragt man sich als Zuschauer: Wer dreht hier eigentlich über wen einen Film?
Dokumentation mit realfilmischem Beiwerk? Spielfilm mit stark dokumentarischen Zügen? Oder doch ganz klar Mockumentary? Hach, wer weiß das schon. EXIT THROUGH THE GIFT SHOP tanzt so galant zwischen diesen drei Hochzeiten hin und her, dass einem ganz schwindelig werden kann. Mehrmals werdet ihr euch fragen, ob ihr gerade in irgendeiner Weise realen Begebenheiten beiwohnt; das kann ich euch versprechen. Allein das Ende setzt dem Ganzen nochmals die Krone auf, sodass der Film schon fast in bester Reich-Ranicki-Manier schließt: Vorhang zu und alle Fragen offen. Gleichzeitig täuscht er überragend darüber hinweg, dass er im Grunde genommen nur eine Absicht verfolgt: Dem Zuschauer Streetart näherzubringen – und das gelingt ganz grandios!
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11.12. – Niels empfiehlt:
THE REFLECTING SKIN (IMDb/Letterboxd)
(dt. “Schrei in der Stille – Reflecting Skin”, USA 1990, Regie: Philip Ridley)
Mit 17 hatte ich eine wöchentliche Routine: Ich schnappte mir die heimische Fernsehzeitung, schrieb alle für mich interessanten Filme heraus und nahm sie online per Videorecorder auf. So kam ich relativ früh in den Genuss, einige unbekannte Perlen erleben zu dürfen, die irgendwo im Nachtprogramm versendet worden waren.
THE REFLECTING SKIN zählt definitiv dazu: Der Film spielt im ländlichen Idaho der 50er Jahre und dreht sich um den 10-jährigen Seth. Der recht normale Junge ist einsam, da der ältere Bruder (Viggo Mortensen) im Korea-Krieg kämpft, die herrische Mutter und der in sich gekehrte Vater sich wenig um ihn kümmern und in der Gegend nur zwei Jungen in seinem Alter wohnen. Als einer von diesen entführt wird, befürchtet das Dorf pädophile Täter. Seth dagegen ist sich sicher, ausgelöst durch die Schundromane seines Vaters: Nachbarin und Witwe Dolphin Blue ist ein Vampir!
Viel mehr möchte ich nicht vorweg nehmen, da der Film so am besten seine Sogwirkung entfalten kann. Lest auf keinen Fall die Zusammenfassung auf dem Rücken der Blu-Ray/DVD – extreme Spoilergefahr! Im Wesentlichen ist THE REFLECTING SKIN eine aus Kindersicht erzählte Coming-of-Age-Geschichte über Fantasie und Realität, die Schrecken der Jugend und den Verlust der Unschuld. Der Film bietet allerdings angenehm viel Raum für eigene Interpretationen zu Vampir-Verweisen und den Figuren. Was mir auch sehr gefallen hat, ist die ruhige Inszenierung mit einigen tollen Landschafts-aufnahmen sowie die Konsequenz, mit der die deprimierende Geschichte für alle Figuren zu Ende gebracht wird. Wer gerne Filme abseits des Mainstream schaut, wird hier fündig!
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12.12 – Michi empfiehlt:
STARBUCK (IMDb/Letterboxd)
(CAN 2011, Regie: Ken Scott)
Falls ihr etwas von diesem merkwürdigen Film DELIVERY MAN mit Vince Vaughn gehört habt oder sogar unglücklicherweise den Trailer dazu gesehen hat: Vergesst alles sofort wieder! Warum zum Geier macht Hollywood einen Film für ganz viel Geld, den es schon genauso im Nachberland zu gucken gibt? Ich verstehe es nicht.
Obwohl, wenn ich so drüber nachdenke: Klar, der Film ist super, den muss man einfach klauen! Zuerst einmal hat man eine skurrile Geschichte um den Charakter David, der sich früher ganz naiv unter dem Alias Starbuck mit Samenspenden Geld dazu verdient hat. Jede Menge Geld! Ungefähr zwei Jahrzehnte später sucht ihn seine Vergangenheit heim und macht sein eh schon schwieriges Leben noch turbulenter. Doch anstatt einfach davon zu rennen, stellt er sich – wenn auch nur heimlich und ein wenig – der Herausforderung Vater von 500 Kindern zu sein. Also, mehr oder weniger… Aber seht selbst!
STARBUCK ist irre lustig, kurzweilig und mit ganz viel Herz und Charme geschrieben. Die Schauspieler, vor allem Patrick Huard als David, machen ihre Sache großartig und insgesamt bekommt man einen ungewöhnlichen Feel-Good-Film, durch dem man einen genialen DVD-Abend mit Freunden erleben kann. Der liebe Nikolaus hat ihn mir in meinen Stiefel gelegt, vielleicht mutiert er ja noch zu einem Weihnachtsfilm für mich. Potential dafür hat er auf jeden Fall.
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13.12. – Jan empfiehlt:
TWO WEEKS (IMDb/Letterboxd)
(USA 2006, Regie: Steve Stockman)
TWO WEEKS ist vermutlich kein Film, der perfekt in die Adventszeit passt. Die Tragikomödie hat nämlich eine durch und durch traurige Prämisse: Die titelgebenden zwei Wochen sind die letzten Tage von Anita (Sally Field), die an Krebs im Endstadium leidet. Mehr oder weniger widerstrebend versammeln sich ihre vier Kinder um das Krankenbett. Im Laufe ihrer Leidenszeit werden alte Konflikte wieder aufgewärmt, aber – wohl viel wichtiger – die Familie wächst in dieser Extremsituation wieder zusammen.
Einen Film über das Sterben zu drehen und dabei das Publikum nicht in tiefe Depression und Melancholie zu stürzen, ist durchaus eine bemerkenswerte Leistung. Regisseur Steve Stockman inszeniert die Geschichte mit genau dem richtigen Maß an Leichtigkeit. Trauer und Humor liegen hier jederzeit nah beisammen. Die Emotionen konkurrieren hier nicht miteinander – man muss sich während der Sichtung auch nie für sein Lachen schämen.
Wenn es einen Film gibt, der den Umgang mit dem Tod und noch genauer mit dem Sterben mit dem richtigen Maß an Betroffenheit, aber auch Hoffnung präsentieren kann, dann ist das für mich ganz klar der sträflich vernachlässigte (nicht einmal 1500 Bewertungen in der IMDb) TWO WEEKS.
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14.12. – Paul empfiehlt:
INDIE GAME: THE MOVIE (IMDb/Letterboxd)
(USA 2012, Regie: Lisanne Pajot & James Swirsky)
Kommen wir nun zu einem Spielfilm, der den Namen wirklich redlich verdient hat. Denn um nichts anderes als Spiele dreht sich die Dokumentation INDIE GAME: THE MOVIE. Um genau zu sein stehen ganze drei Videospiele und ihre verantwortlichen Köpfe im Zentrum der 94 Minuten. Wie der Titel bereits verrät, sind hier keine Triple-A-Titel das Thema. Vielmehr werden die Indie Games BRAID, FEZ und SUPER MEAT BOY in das Blickfeld der Betrachter gerückt. Jedes dieser Werke hat seine eigene (zum Teil auch Leidens-) Geschichte, die es bis zur Veröffentlichung begleitete. Und alle drei können als Startschuss der Indiespielbewegung betrachtet werden, welche nun schon seit ein paar Jahren wächst und gedeiht. Was verbirgt sich jedoch hinter dem geflügelten Wort Indie-Spiel? Im Kern zeichnet sich ein solches dadurch aus, dass es independent – wer hätte damit jetzt gerechnet – also unabhängig entwickelt wurde. Das heißt, es stand kein großes Entwicklerstudio hinter dem Spiel. Es wurde von einzelnen Personen, die einer Vision folgten, mit den eigenen Händen aus dem Boden gestampft. Und eben das macht diese Spiele und vor allem INDIE GAME: THE MOVIE so beeindruckend. Indem man hinter die Kulissen schaut und die mehr oder minder exzentrischen, aber allemal kreativen Köpfe in intimsten Momenten betrachtet, die sonst hinter ihren Werke verschwinden. Man bekommt ein ganz anderes Bewusstsein für diese Indie-Spiele und lernt sie so immens zu schätzen. Der Film nahm mich emotional unglaublich mit. Wenn Phil Fish von Selbstmord spricht oder man in das ausgelaugte Gesicht von Edmund McMillen schaut, dann hat das eine solche Wirkung, dass man danach nie wieder wie vorher spielen kann und will.
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15.12. – Daniel empfiehlt:
EX DRUMMER (IMDb/Letterboxd)
(B 2007, Regie: Koen Mortier)
Heute schauen wir zusammen über unseren Tellerrand auf einen Bilderreigen der ganz besonderen Art und wagen dazu einen Blick auf unsere Freunde aus Belgien. Dries öffnet eines Tages die Haustür seines Designerlofts und sieht drei abgehalfterte, zwielichte Typen vor seiner Schwelle stehen. Als mehr oder minder Möchtegernmusiker bitten sie ihn, den noch vakanten Platz des Schlagzeugers in ihrer famosen Band zu übernehmen. Dries, teils fasziniert von der sozialen Verelendung, die die drei ausstrahlen, willigt ein und taucht infolgedessen in einen Kosmos voller Morbidität und verkommener Alltagswelten ein. Immer wieder steigt er als Beobachter in diesen Sündenpfuhl hinab und saugt die dort zugegenen Geschehnisse fast wie ein Schwamm auf, bis er derart Teil davon wird, dass er nicht mehr anders kann, als selbst zur Tat zu schreiten. Chaos und Gewaltspirale sind dabei natürlich vorprogrammiert.
Was Koen Mortier dem Zuschauer vorsetzt, kann oder muss fast schon als ganz schwere Kost angesehen werden. EX DRUMMER entzieht sich dabei in vielen seiner Szenen gar jeglicher Deutung, kann jedoch allein aufgrund seiner Andersartigkeit fern der herkömmlichen Erzählstrategien auch für sich alleine stehen und weiß in jeder Sekunde zu faszinieren. Ich selbst habe den Film bis dato nur ein einziges Mal gesehen und auch wenn er für viele in die Schublade „einmal und nie wieder“ einzuordnen sein wird, plane ich, ihn mir das ein oder andere Mal noch anzutun. Die Intensität der Bilder ist einfach zu beeindruckend, genau wie das von Ghinzus „Blow“ unterlegte Finale. Bitte wagt einen Blick!
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16.12. – Niels empfiehlt:
CLEAN, SHAVEN (IMDb/Letterboxd)
(USA 1993, Regie: Lodge Kerrigan)
Heute möchte ich einen Film vorstellen, der eigentlich mehr als Stellvertreter fungieren soll, aber der Reihe nach: CLEAN, SHAVEN ist ein kleiner, unbequemer Film über einen jungen Mann, der offensichtlich psychisch labil ist. Eine Kinderleiche wird in der Nähe von Peters Hotels gefunden, woraufhin ein Sheriff die Ermittlungen aufnimmt und ihn schnell verdächtigt. Peter Greene (PULP FICTION-Fans als Zed’s Polizisten-Freund bekannt) spielt die Hauptfigur extrem eindringlich und das ausgefeilte Sounddesign zieht einen schnell in seinen Bann, wobei die Seherfahrung dennoch keine angenehme ist. Denn konfrontiert mit der möglichen Schuld Peters, schwankt man konstant zwischen Abscheu und Mitleid.
Aber wie gesagt: CLEAN, SHAVEN ist ein Stellvertreter für eine Reihe von Filmen: Er ist nämlich im deutschsprachigen Raum von Bildstörung veröffentlicht worden, einer kleinen Nischenfirma, die sich vergessener Filmperlen annimmt und diese zeitgemäß mit viel Bonusmaterial wiederveröffentlicht, sich dabei oftmals sogar für Listenstreichungen vom Index o.ä. einsetzt. Das Programm ist im Grunde durch die Bank interessant: Von Klassikern des Mitternachtskinos wie Jodorowskys EL TOPO oder HENRY – PORTRAIT OF A SERIAL KILLER bis zu abseitigen Geheimtipps wie dem großartigen BAD BOY BUBBY (den ich schon in unserem Kammerspiel-Podcast erwähnt habe) wird einiges geboten. Nicht alle Veröffentlichungen der Reihe gefielen mir, aber jede einzelne war besonders, originell und ging mir bis heute nicht aus dem Kopf.
Tut also bitte mir und euch einen Gefallen und schaut mal bei Bildstörung vorbei!
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17.12. – Michi empfiehlt:
WAKING NED (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Lang lebe Ned Devine“, 1998 UK/IRL, Regie: Kirk Jones)
Da in letzter Zeit eher unweihnachtliche Filme unseren Adventskalender schmückten, sorge ich jetzt mal wieder für ein bisschen Herzenswärme und Tränchen in den Augenwinkeln. Denn WAKING NED erzählt eine herrlich verschrobene Geschichte über ein kleines Dorf irgendwo in Irland, dass verzweifelt und dabei sehr unterhaltsam versucht einen Toten wieder zum Leben zu erwecken. Also jedenfalls soll Ned Devine lebendig erscheinen, damit das Lotto-Komitee ihm seinen Gewinn von über 6 Millionen überweist. Das Geld kriegt dann aber logischerweise nicht Ned, der einen Herzanfall erlitt, als er durchs Fernsehen von seinem Glück erfur, sondern das Dorf, welches dies einheitlich unter sich aufteilen will. Natürlich hätte Ned das so gewollt und schließlich braucht er das Geld ja auch nicht mehr, kurz gesagt: wen scherts?
Doch das ist alles leichter gesagt als getan und so stößt das Dorf, darunter auch Neds besten Freund, auf viele Probleme und Schwierigkeiten, die sie mit einer sehr lieblichen Herzlichkeit zu überwinden versuchen. Ein besonderes Hinderniss ist da vielleicht auch das Alter aller Mitverschwörer, denn im Durchschnitt sind die Lotto-Schwindler so um die 70 Jahre alt.
Eben aus all diesen Kleinigkeiten und Besonderheiten ergibt sich ein charmanter, ulkiger Film, der seinen ganz eigenen Flair mit sich bringt und sicherlich für einen gemütlichen und unterhaltsamen Familienabend führt. Ich habe WAKING NED schon vor vielen Jahren gesehen und finde ihn immer noch toll, auch wenn er mit den ganz großen Filmen nicht wirklich mithalten kann. Aber das muss er auch gar nicht.
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18.12. – Jan empfiehlt:
SEUL CONTRE TOUS (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Menschenfeind“, FR 1998, Regie: Gaspar Noé)
Gott sei dank hat sich von uns keiner dazu verpflichtet, der Jahreszeit und Stimmung zugeschnittene filmische Stoffe vorzustellen. Denn wer den Namen Gaspar Noé schon einmal gehört hat, weiß womöglich, dass der sich nun wahrlich keinen sinnlichen oder ruhigen Filmen widmet – ganz im Gegenteil.
In seinen bekannteren Werken etwa stirbt sein Protagonist, ein Drogenhändler und -Junkie, nach einer halben Stunde oder wird die Protagonistin minutenlang vergewaltigt. In seinem Langfilmdebüt ist Noé nicht viel weniger drastisch in seinem Drehbuch und dessen Ausführung.
Der Titel SEUL CONTRE TOUS stellt schnell die Weichen für die Richtung, die die Geschichte einschlagen wird. Der Protagonist ist ein arbeitsloser Metzger in einer Pariser Vorstadt. Alles, was man vorher von der Stadt der Liebe und Lichter gehört hat, sollte man tunlichst vergessen. Wenn Noé eine Gesellschaft zeigt, dann ist das immer der Sündenpfuhl und das schmutzige Spiegelbild. Einen krasseren Gegensatz zur Romantik von Paris findet man einfach nirgendwo sonst.
Der Film verläuft äußerst fragmentarisch, unterbrochen werden die Szenen von harten Schnitten und einem wiederkehrenden Tonmotiv. Damit bleibt der Film ganz in der Tradition des Kurzfilms CARNE, der zudem die Vorgeschichte des Films erzählt – die nicht weniger drastisch ist als die übrigen Noé-Hirngespinste.
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19.12. – Paul empfiehlt:
SPACED (IMDb)
(UK 1999 – 2001, Regie: Edgar Wright)
Zu allererst sollte erwähnt werden, dass es sich bei SPACED um keinen Film handelt, bevor aufgebrachte Stimmen laut werden. Vielmehr ist dies eine zwei Staffeln und 14 Folgen umfassende Serie. Wie auf magische Weise fanden sich zwecks dieser Produktion drei Menschen zusammen, die die Kinolandschaft nachhaltig prägen und sich für ein paar der besten Filme aller Zeiten verantwortlich zeigen sollten. Man kennt sie unter den Namen Edgar Wright, Simon Pegg und Nick Frost. Die beiden alten Schulfreunde Pegg und Frost fanden mit Wright einen Regisseur für SPACED, das von Pegg und Jessica Hynes, die wir auch in SHAUN OF THE DEAD wiedersehen, geschrieben wurde. Im Zentrum der Geschichte stehen eben diese beiden, welche den zeichnenden Nerd Tim und die erfolglose Autorin Daisy darstellen und zusammen in einer WG wohnen. Mit Mike, dem militärfanatischen besten Freund Tims, verkörpert durch Nick Frost und anderen skurrilen Gestalten sind abstruse Szenerien voller Zitate vorprogrammiert. Zugegeben, so geheim mag dieser Tipp nicht sein, dennoch steht diese Serie ein wenig im Schatten ihrer Folgewerke. Eigentlich sollte jeder zumindest von SPACED gehört haben. Erst recht diejenigen, die sich an der Blood-and-Icecream-Trilogy erfreuen können. Ohne SPACED hätte es keinen dieser Filme je gegeben, lautet meine gewagte These. Womöglich hätte Edgar Wright nie große Filme gedreht. Und dann hätte es wohl auch nie einen SCOTT PILGRIM VS THE WORLD gegeben. Und das käme einem Weltuntergang gleich. Ja, SPACED kann man wahrlich nicht genug preisen. Und damit du den Namen nie wieder vergisst, habe ihn nun ganz häufig verwendet. Und nun los! Anschauen und gut finden!
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20.12. – Daniel empfiehlt:
SANDHEDEN OM MÆND (IMDb/Letterboxd)
(dt. “Die Wahrheit über Männer”, DK 2010, Regie: Nikolaj Arcel)
Heute wird es wieder ein Stück weit romantischer, aber irgendwie doch nicht so richtig. Bei jeder Sichtung von (500) DAYS OF SUMMER verspricht mir die Erzählerstimme aufs Neue, dass es sich hierbei um keine Liebesgeschichte handelt, doch anstatt mich direkt auf die nun folgenden zwei Stunden mit Tom und Summer zu freuen, gilt mein erster Gedanke stets instinktiv dieser grandiosen Filmperle aus Dänemark und damit einer der wohl anti-romantischsten Komödien, die ich kenne.
Mads ist Drehbuchautor und befindet sich bereits mit Anfang 30 im Treibsand einer drohenden Midlife-Crisis. Mit seinen Drehbüchern kann er schon lange nicht mehr an die ganz großen Erfolge anknüpfen, seine Frau war für ihn sowieso noch nie etwas Besonderes und als dann noch sein bester Freund einen Herzinfarkt erleidet, wird Mads das ganze Ausmaß seiner eigenen Vergänglichkeit bewusst. Er zieht die Reißleine und tauscht sein Leben gegen eines voller Ungebundenheit und wilder Affären. Hals über Kopf verliebt er sich in die schöne Julie, doch es dauert nicht allzu lange, bis sich die Schattenseiten dieses Lebensstils ebenfalls auftun. Regisseur Nikolaj Arcel findet für jede Gefühlslage unseres Protagonisten die passenden Bilder, scheut dabei zugleich nicht vor Experimenten zurück und schildert uns völlig klischeefrei eine emotionale Achterbahnfahrt auf intelligente sowie nachvollziehbare Art und Weise. Ein Werk über Irrungen und Wirrungen, das nur so vor Kreativität sprüht. Und damit überlasse ich diesem Film höchstpersönlich die berühmten letzten Worte: “Stell dir vor dein Leben wäre ein FIlm, würdest du ihn dir ansehen?”
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21.12. – Niels empfiehlt:
ANGST (IMDb/Letterboxd)
(AUS 1983, Regie: Gerald Kargl)
Weihnachtszeit, besinnliche Zeit? Mitnichten! Ich druchbreche die gemütliche Glückseligkeit einmal mehr mit ANGST, einem verdammt fiesen und zu Unrecht kaum bekannten Psycho-Thriller aus Österreich.
Man folgt darin einem Häftling, gespielt von Erwin Leder (u.a. DAS BOOT), der frisch entlassen sofort wieder seinen Trieben erliegt und sich auf die Suche nach neuen Mordopfern macht. Es werden kaum Worte gesprochen außer Monologen aus dem Off, in denen der Zuschauer gezwungen wird, am Innenleben des Psychopathen teilzuhaben. Die Kamera ist der stetige Begleiter, zeichnet sich aus durch eine meist kühle Distanziertheit und triste, farblose Bilder. Dennoch ist das Gezeigte erstaunlich virtuos, von Snorricam-Einsätzen, Kranfahrten und Plansequenzen wird einiges geboten, das man keinesfalls von einem kleinen, billigen Ösi-Horror aus den 80ern erwartet hätte.
Von Anfang an ist klar, dass das Geschehen nicht gut enden kann, und nur wer sich auf solch eine düstere Prämisse einlassen kann, wird wirklich gefallen an ANGST finden. Fehlerlos ist der Film nicht, verliert in der Mitte etwas an Intensität, bügelt dies jedoch durch eines der bösesten Porträts eines Mörders überhaupt wieder aus und schockiert gerade gegen Ende mit brutaler Gewalt. Da kann man auch über den veralteten Score hinwegsehen. Wer HENRY – PORTRAIT OF A SERIAL KILLER, PEEPING TOM und Co. zu schätzen weiß, für den führt an ANGST kein Weg vorbei.
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22.12. Michi empfiehlt:
THE OXFORD MURDERS (IMDb/Letterboxd)
(ESP/UK 2009, Regie: Alex de la Iglesia)
Man erkennt es schon am Bild: Dieser Film hat große Stars! Aber fangen wir ganz vorne an, bei Alex de la Iglesia. Der Kultregisseur aus Spanien ist wahrscheinlich u.a. besser für BALADA TRISTA DE TROMPETA bekannt und konnte damit auch bei mir viele Bonuspunkte sammeln. Durch eben diesen Film kam ich dann auf OXFORD MURDERS, den ich mir kurzerhand einfach mal blind bestellt habe, was ich wirklich äußerst selten mache. Hinzu zu einem teils sehr speziellem Regisseur kommen noch eine interessante Geschichte und ein grandioser Cast: Elijah Wood und John Hurt spielen ein sich gegeneinander aufspielendes und konkurrierendes Duo, das fast schon voneinander besessen ist. Philosoph und Mathematiker arbeiten zusammen, um einen eventuellen Serienmörder zu fassen, der ihnen rätselhafte Spuren hinterlässt. Mysteriöse Ereignisse reihen sich bald aneinander und die Grenzen der Wahrheit und Freundschaft verschwimmen in einem rasanten Strudel, der den Zuschauer mitten ins Geschehen zieht.
OXFORD MURDERS bietet nicht nur eine spannend verzwickte Handlung mit einer außergewöhnlichen Krimigeschichte, sondern auch noch ein geniales Charakter-Duo, das allein schon die Sichtung wert ist. Die eher zurückhaltenden Bewertungen kann ich ehrlich gesagt nicht verstehen, mir bleibt nur zu hoffen, dass dem Film in Zukunft mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Er hat es verdient!
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23.12. – Jan empfiehlt:
© Alamode Film
FINSTERWORLD (IMDb/Letterboxd)
(D 2013, Regie: Frauke Finsterwalder)
Eigentlich sollte sich die Regisseurin für den Dreh ihrer Dokumentation interessieren. Eigentlich sollte der Besuch eines Konzentrationslagers mit Andacht begangen werden. Und eigentlich sollten sich das Ehepaar nicht über zu ungemütliche Autositze in Luxus-Limousinen beschweren.
Das Deutschland, das Regisseurin Frauke Finsterwalder in ihrem Episodenfilm FINSTERWORLD zeichnet, ist auf erschreckende Art und Weise gar nicht einmal so weit von der Realität entfernt. Aber zum Glück ist es dann doch nur ein Film, den wir sehen. Die Regisseurin erzählt sensibel von Liebe, Freundschaft, Zuneigung, genauso wie sie Hass, Feindschaft und Abneigung zeigt.
Es war zwar nicht geplant, hier im Adventskalender einen noch so aktuellen Film vorzustellen, aber er war es mir dann doch wert, mit diesem unausgesprochenen Versprechen zu brechen. FINSTERWORLD ist einer der Beweise für mich, dass meine ganzen Hasstiraden auf den deutschen Film nicht ganz zutreffend sind. Der Film besticht durch seine interessanten Beziehungskonstellationen, seine überzeichneten Figuren und vor allem seinen gewagten Balanceakt zwischen Humor und Tragik.
Sollte der Film noch in eurer Nähe in einem sicherlich kleineren Kino laufen – zögert nicht zu lange, FINSTERWORLD hat mehr Beachtung durchaus verdient.
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Endlich ist es so weit! Ich hoffe ihr habt heute Nacht auch alle brav Kekse und ein Glas Milch für den Weihnachtsmann bereit gestellt, denn nur so kann er euch allen fristgerecht wundersame Perlen der Filmgeschichte unter den Weihnachtsbaum legen. Hach ja, was lange währt, wird endlich gut und da nach hektischem Treiben auf der Suche nach den letzten Geschenken nun mit Besinnlichkeit und Essen bis zur Besinnungslosigkeit der angenehme Part der Festivitäten beginnt, ist es an mir, euch frohe Weihnachten und ganz wundervolle Feiertage mit euren Liebsten zu wünschen!
24.12. – Daniel empfiehlt:
THE FALL (IMDb/Letterboxd)
(USA/India 2006, Regie: Tarsem Singh)
Passend zur Magie der Weihnacht habe ich mir mit THE FALL einen Film herausgesucht, der bildgewordene Fantasie verspricht. Nun ist Tarsem Singhs zweiter Spielfilm beileibe kein „Insider“ mehr im eigentlichen Sinne und so wird sich der ein oder andere fragen, was dieser wohl in unserer Liste zu suchen hat. Der Kultstatus ist manchem Kenner natürlich bewusst, trotzdessen finde ich, dass er viel mehr Beachtung verdient, als ihm in vielen Kreisen zuteil wird: L.A. 1915. Der Stuntman Roy Walker liegt nach missglücktem Stunt in einem Krankenhaus. Die gebrochenen Beine kann er ohne weiteres verkraften. Was ihm wirklich zu schaffen macht, ist der Verlust seiner großen Liebe, die ihn für einen anderen Mann verlassen hat. Des Lebens überdrüssig wendet sich Roy nun an die kleine Alexandria, die ebenfalls Patientin im hiesigen Krankenhaus ist. Er beginnt, ihr über die komplette Laufzeit eine epische Geschichte über fünf sagenumwobene Helden zu erzählen, deren Ende sie nur erfährt, wenn sie ihm seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt: Das Beschaffen einer tödlichen Dosis Morphium.
Aufnahmen in 25 verschiedenen Ländern auf 5 unterschiedlichen Kontinenten über mehrere Jahre hinweg stehen zu Buche und was bei den meisten Filmen wie eine konzeptlose Aneinanderreihung von Bildmaterial aussehen würde, ergibt im Kontext Roys im Wahn erfundener Geschichte die Grundlage eines wahrgewordenen Abenteuers. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen dabei zusehends, während sich herrlisch schräge und atemberaubend schöne Szenen die Klinke in die Hand geben. Wer ihn bis jetzt noch nicht kennt: Bitte nachholen!