Top 30: Beste Romanzen – Platz 20-11

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Platz 15 – ANNIE HALL (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Der Stadtneurotiker“, USA 1977, Regie: Woody Allen)

Wenn in gewissen Filmkreisen darüber diskutiert wird, was denn eine sogenannte Intellektuellenkomödie ausmacht, dann höre ich in den meisten Fällen den Namen ANNIE HALL fallen – und das, wie mir scheint, auch ganz zu recht. Denn wer wissen will, was der Reiz an scharfzüngig-pointierter Ironie gegenüber großem Klamauk und Slapstick sein kann, eine Ironie, die sich darüber hinaus auf verspielte Art und Weise auch noch mit den ernsten Fragen des Lebens beschäftigt, dann gibt es wohl wenig bessere Werke als Woody Allens Meisterwerk aus dem Jahre 1977. Zwar frönte unser sympathischer Wahl-New Yorker in seinen frühen Schaffenszeiten auch in hohem Maße der dichten Gagfolge, die sich vor allem aus Slapstick speiste, doch stellte ANNIE HALL in vielen Belangen einen Bruch dar und versprach dem Publikum eine ausgedehntere Geschichte, die Woody Allens ganz eigenen Humor bestens zur Geltung brachte.
Erzählt wird die Liebesgeschichte zwischen dem intellektuellen, teils überaus neurotischen Komiker Alvy Singer, natürlich von niemand anderem gespielt als Woody Allen höchstpersönlich, und der namensgebenden Annie Hall, verkörpert von der bezaubernden Diane Keaton. Die beiden scheinen wie gemacht füreinander und liefern sich ein ums andere Mal psychoanalytische Debatten vom Feinsten. Die stark autobiografisch getönte Träumer-Komödie nutzt dabei die ganze Bandbreite von Aufnahme- und Erzähltechniken: dutzende an Zeitebenen, Point-of-View-Sequenzen, Split-Screen-Verfahren und Trickfilmszenen bilden ein wundervolles Filmerlebnis. Mit Köpfchen. (Daniel, sein Platz 3)

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Platz 14 – ONCE (IMDb/Letterboxd)
(IRL 2006, Regie: John Carney)

Wie schon des öfteren zuvor habe ich die Ehre, einen ganz besonderen Film zu präsentieren: ONCE. Das für ein extrem schmales Budget gedrehte Drama behandelt seine Liebesgeschichte derart subtil, dass mancher sie als bloße Freundschaft bezeichnen würde. Aber gerade dieser zweideutige Aspekt hebt ONCE von vergleichbaren Werken ab, in denen Mann und Frau sich treffen und näherkommen. In diesem Fall handelt es sich um einen Straßenmusiker (Glen Hansard) und eine tschechische Einwanderin (Marketa Irglova), die Klavier spielt. Bald fangen sie an, gemeinsam zu musizieren. Ihre musikalische Verbindung sorgt für ein wortloses und tiefes Verständnis zwischen den beiden.
Die Schauspieler waren übrigens auch im wahren Leben sowohl ein Paar als auch eine Band, nämlich „The Swell Season“. Ihre Geschichte erzählt ein gleichnamiger Dokumentarfilm. Für „Falling Slowly“ konnten sie den Oscar für den besten Song entgegennehmen und – was natürlich noch viel wertvoller ist – mit „Say it to Me Now“ einen Platz in unserer Liste der besten Filmmusik ergattern. Da ist es nur folgerichtig, dass wir auch in dieser Zusammenstellung die kleine, feine Romanze von John Carney würdigen, der aktuell mit BEGIN AGAIN alias CAN A SONG SAVE YOUR LIFE? erneut musikalisch im Kino zu sehen ist. (Niels, sein Platz 9. Höchste Platzierung: Daniel, Platz 4)

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Platz 13 – WHEN HARRY MET SALLY… (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Harry und Sally“, USA 1989, Regie: Rob Reiner)

Musste ich mich eben noch von meinem zweitplatzierten Favoriten verabschieden, bin ich nun erst so richtig in Trauerflor unterwegs. WHEN HARRY MET SALLY… stellt für mich den Inbegriff der perfekten Romanze dar. Regisseur Rob Reiner legte mit der wundervollen Autorin Nora Ephron den Grundstein, nahezu ein Manifest, für alle Liebesfilme, die danach erschienen. Auch wenn die Handlung zweier grundverschiedener Menschen, die sich am Ende doch ineinander verlieben, nicht neu erscheint, ist der Film seiner Zeit voraus. In den 90ern versuchten viele Filme, nicht selten wieder mit der Königin des Genres Meg Ryan in der Hauptrolle, an die Klasse dieses Films heranzureichen – erfolglos.
Mit den zwei unheimlich sympathischen Hauptdarstellern, neben Ryan der herausragende Billy Crystal, und einem durch und durch charmanten Drehbuch, lässt sich schwerlich das Herz vor so viel Liebe zum Detail verschließen. Ob nun die grandiosen Splitscreens am Telefon, die philosophischen Gespräche über Freundschaften zwischen Männern und Frauen und natürlich die allseits bekannte Restaurant-Szene: Dieser Film macht von Anfang an alles richtig.
Besonders gut gelungen sind auch die immer wieder dazwischengeschnittenen Aufnahmen von Liebespaaren, die ihre Geschichte für das Publikum erzählen. So viel Authentizität muss auch mal sein.
Keine Frage: WHEN HARRY MET SALLY ist der Klassiker des Liebesfilms. (Jan, sein Platz 1)

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Platz 12 – GONE WITH THE WIND (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Vom Winde verweht“, USA 1939, Regie: Victor Fleming)

Kommen wir mal zu einem der Elefanten im Raum. Denn was wäre unsere Liste ohne eine der ganz großen Romanzen der Hollywood-Ära? Einer der kommerziell erfolgreichsten Filme aller Zeiten. 13 Oscar-Nominierungen, 8 davon gewonnen. Dazu 2 Ehren-Oscars für die technische Meisterleistung. GONE WITH THE WIND schrieb in allen Belangen Filmgeschichte. Dabei kommt er mit ganz viel Rührseligkeit, Pathos und ordentlich Brimborium daher und versetzt den Zuschauer in die unruhige Zeit der Freiheitskämpfe zwischen Nord- und Südstaaten.
Doch auf den zweiten Blick wird deutlich, dass der Kriegszustand nur den Aufhänger symbolisiert, um eine Geschichte voll emotionalem Hin und Her zu erzählen, in deren Mittelpunkt sich Baumwollplantagenbesitzertochter Vivien Leigh als Scarlett O’Hara scharfzüngig in der Welt der Männer behauptet. Alle liegen ihr zu Füßen, nur nicht ihr geliebter Ashley. Und so sieht sie sich von Verzweiflung und familiärem Verantwortungsbewusstsein getrieben alles zu tun, um die Existenz ihrer Geliebten zu sichern. Nur Clarke Gable als Rhett Butler scheint ihr durch seine nonchalante Art Paroli bieten zu können und dadurch ihr Interesse zu wecken. Doch um zu erfahren, ob er am Ende ihr Herz für sich erobern kann, dafür müsst ihr die knapp vier Stunden Film, die uns Victor Fleming da hinterlassen hat, schon selbst schauen. Ganz großes Kino jedenfalls! (Daniel, sein Platz 12)

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The Graduate

Platz 11 – THE GRADUATE (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Die Reifeprüfung“, USA 1967, Regie: Mike Nichols)

Wenn THE GRADUATE eins macht, dann mit Tabus brechen. Stellt euch vor, ihr geht 1967 ins Kino und ihr seht den von Dustin Hofmann verkörperten 21-jährigen Benjamin mit einer doppelt so alten Frau schlafen, die noch dazu verheiratet ist. Skandal! Was sich das Kino heutzutage herausnimmt ist unerhört! Und dann kommt der Junge am Ende damit auch noch davon und crasht eine Hochzeit!
Doch es wäre bei Weitem zu kurz gegriffen, das Zweitwerk von Mike Nichols auf diese Tabus zu reduzieren. Denn bereits in seinem Erstling WHO’S AFRAID OF VIRGINIA WOOLF? ließ er ein Jahr zuvor seine inszenatorische Kreativität und kluge Bildsprache durchblicken, welche letztlich auch die Academy verzauberte.
Alleine die Exposition von THE GRADUATE verdeutlicht, mit welchen visuellen Mitteln es ihm möglich ist, seinen Protagonisten in wenigen Einstellungen zu charakterisieren und dessen Lage erfahrbar zu machen. Dabei zeigt der Film einen erfolgreichen jungen Mann, dem es an nichts fehlt. Doch bevor auch der Zuschauer davon überzeugt ist, zeigt sich, dass Benjamin Herzlichkeit und Zuneigung vermisst. Wird er doch stets nur auf seinen Erfolg reduziert. Willkommene Ablenkung und Flucht aus dieser Tristesse bietet die angesprochene Affäre. Somit schließt sich die Klammer mit einer Kritik an der leistungsorientierten Gesellschaft, der es an Menschlichkeit fehlt, in der Tabus gebrochen werden müssen, um auf diese Missstände hinzuweisen. Benjamin muss nun diese Hürden überwinden, sich schlussendlich gegen alle wenden und seinen Weg gehen, um glücklich zu werden. (Paul, sein Platz 18. Höchste Platzierung: Jan & Daniel, Platz 8)

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