Hercules (2014)

CineCouch Kritik Jan

Was haben wir nicht schon alles im Kino über Helden gelernt? Große Kraft, große Verantwortung, die Stadt bekommt einen Helden, den sie braucht. Alles großer Quatsch. Ein Held braucht nur eine Legende, große Muskeln und eine Gefolgschaft, die für ihn durchs Feuer geht – Vorhang auf für HERCULES!

Die Geschichte kennt wohl jeder, wenn nicht aus dem aussterbenden Altgriechischunterricht aus der Schule, dann doch zumindest aus dem Zeichentrickfilm von Disney: Hercules, der Sohn Zeus, wird durch Zwietracht unter den Göttern verstoßen, wird zum Halbgott degradiert und muss zwölf Prüfungen bestehen, um zum Held zu werden. So weit, so gut. Aber was wäre, wenn all diese Geschichten nur das sind – Geschichten? Hercules (Dwayne Johnson) ist ein ganz normaler Mensch, doch seine Gefährten helfen ihm dabei, aus ihren gemeinsamen Taten die Legende um den Heros zu schaffen, die jedem Feind die Angst in die Adern treibt. Als Söldner soll er einen Bürgerkrieg beenden und gerät dort zwischen die Fronten von Habgier und Verrat und kämpft zudem mit seiner eigenen Vergangenheit.

Wenn ich ganz ehrlich sein soll, konnte ich nicht einmal niedrigste Erwartungen an die Comicverfilmung HERCULES aufbringen, als ich mich in den Kinosessel fallen ließ. Aber das machte die darauf folgenden knapp zwei Stunden zu einem überraschenden Erlebnis, das mir nicht zuletzt auch einiges über meine eigene Weise, Filme zu schauen, beibrachte.

Aber zurück zu HERCULES. Die Prämisse des Films mag simpel klingen, die antike Heldengestalt sei kein Halbgott gewesen, sondern ein ganz gewöhnlicher Mensch, der sich bestens auf Waffen verstand und mehr Sport machte als den Marathon zu laufen. Doch diese neue Auslegung der Figur hat einiges mehr zu bieten, als man meinen könnte. Brett Ratner, der vor allem in schlechter Erinnerung an X-MEN – THE LAST STAND geblieben ist, erzählt tatsächlich eine Geschichte, die in ihren besten Momenten durch zynische und fatalistische Heroisierung auffällt und weit mehr zu unterhalten weiß, als es der ansonsten sehr flache 3D-Action-Film schafft.

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Bitte nicht falsch verstehen, hier wird nun keine neue Legende um den Film HERCULES gesponnen: Die meiste Zeit fordert das Geschehen auf der Leinwand nämlich keinerlei intellektuelles Einbinden des Zuschauers. Am Besten ist es gar, das Gehirn erst gar nicht zum Laufen zu bringen, damit die doch sehr platten Oneliner und das Geschehen rund um den Protagonisten nicht allzu sehr ins Gewicht fallen. Ist diese Voraussetzung geschaffen, kann der Film sein Potential voll ausschöpfen, ein sehr geringes, aber das doch zufriedenstellend: HERCULES will bloße Unterhaltung bieten und pfeift komplett auf Anspruch. Wenn ein Film diese Ehrlichkeit von Anfang an propagiert und von diesem Weg nicht abweicht, dann kann man kaum Vorwürfe entgegenbringen. Nun, das Ende ist womöglich etwas dick aufgetragen, ansonsten bleibt der Film seiner Schiene aber treu.

Was man erwarten darf, sind nette Abwandlungen der bekannten Aufgaben für Herkules, zum Beispiel der Kampf gegen die Hydra oder den Löwen, wunderbar klischeehafte Sidekicks und vorhersehbare Handlungsmuster. Und eine gehörige Portion Action darf natürlich auch nicht fehlen. Vor allem letztere kann durchaus mitreißen, obwohl oder gerade weil Ratner übel plagiiert. Es ist schon ein seltsamer Moment, wenn eine Ansprache von Dwayne Johnson vor einer Schlacht für einen Gänsehautmoment sorgt – aber eben auch ein überraschender, dass solche Art von Filmen auch einen kritischen Zuschauer erreichen kann.

Ratner bedient sich bei den nicht ausufernden Schlachtszenen vor allem bei Peter Jacksons LORD OF THE RINGS-Triloige. Auch bei den Sidekicks macht sich ein Element aus Mittelerde bemerkbar: Sie lassen sich unmöglich mit Namen auseinanderhalten – ähnlich den Zwergen aus dem HOBBIT. Das mag zum einen an den griechischen Ungetümen von Namen liegen, zum anderen sind sie aber auch nur unterstützende Faktoren für Johnson, der den Film auf seinen breiten Schultern tatsächlich zu tragen weiß.

Zu guter Letzt ist der 3D-Effekt dem Spaßfaktor des Films vollkommen untergeordnet und übertreibt es beizeiten sogar mit den vielen Pop-out-Effekten (wenn Objekte in den Kinosaal hineinragen). Trotz der vielen Actionszenen wirkt der Effekt der dritten Dimension nicht als Fremdkörper, da der Schnitt gut auf den Raumeffekt ausgelegt wurde. Allerdings ist man doch ein wenig froh, wenn nach knapp zwei Stunden die Tour durch eine von der Comic-Vorlage klar verfälschte griechische Antike vorbei ist. Aber eben auch gut unterhalten.

HERCULES in der IMDb
HERCULES auf Letterboxd