Niels & Michis Son of #Horrorctober

horrorctober 2014

Neuer Horrorctober – neues Glück! In diesem Jahr möchten Michi und Niels gemeinsam (wie schon beim #MARCHialArts) einige Horrorfilme schauen. Sowohl Erstsichtungen als auch Zweitsichtungen kommen in Frage, das Spektrum ist breit gewählt. Je einer von beiden stellt die Filme hier vor, die außerdem bei Twitter während des Schauens kommentiert werden. Zudem findet ihr hier alle Teilnehmer und auf Letterboxd eine Liste von in Frage kommenden Filmen. Viel Spaß!

Jacob's Ladder

#1 – JACOB’S LADDER
(USA 1990, Regie: Adrian Lyne)

Niels: JACOB’S LADDER genießt in Horror-Fankreisen einen hervorragenden Ruf, läuft aber trotzdem meist unter dem Radar, wenn es um echte Klassiker geht. Tim Robbins spielt darin einen Vietnam-Veteranen, der von Albträumen, Halluzinationen und den Dämonen der Vergangenheit heimgesucht wird. Er ist sich sicher: Die Regierung hat damals Experimente an seiner Einheit durchgeführt, die für seinen jetzigen geistigen Zustand verantwortlich sind.
JACOB’S LADDER verliert im Verlauf ein wenig an Fahrt, weiß aber immer wieder durch großartige Szenen zu überzeugen und hält einen durch seine Atmosphäre bei der Stange. Der Auftakt in der New Yorker U-Bahn stimmt einen perfekt ein, das Stakkato der Scheinwerfer während der Partyszene erzeugt gekonnt Unwohlsein und gräbt sich tief unter die Haut. Die sich ekstatisch schüttelnden Köpfe und das sich drehende Rad des Krankenbettes während eines Traums verleihen einem das Gefühl, einen direkten Weg in Richtung Hölle zu verfolgen. Die Auflösung kann man vielleicht erahnen, sie macht eine Zweitsichtung (wie in meinem Fall) aber um einiges interessanter. JACOB’S LADDER wandelt geschickt auf dem schmalen Grad zwischen Realität und Unterbewusstsein und geht so originell mit Amerikas Vietnam-Trauma um wie kaum ein anderer Film. Ein toller Auftakt!


Slither

#2 – SLITHER
(CA/USA 2006, Regie: James Gunn)

Michi: Ist SLITHER überhaupt ein richtiger Horrorfilm? Denn eigentlich macht er viel zu viel Spaß, als dass man sich richtig gruseln könnte. „Schuld“ daran ist natürlich James Gunn, der in diesem Film seine Liebe zu Horror- und Monsterfilmen zur Schau trägt. Dies sieht man alleine schon an den vielen liebevollen und sehr aufwendigen Monsterpuppen und Maskenteilen der Schauspieler, die er häufig anstatt von Computeranimationen verwendet. Macht man sich außerdem die Mühe alle Verweise und Anspielungen an die jüngere Horrorfilmgeschichte zusammenzutragen, kommt eine ordentliche Liste zum Vorschein. Dabei darf eine ordentliche Prise absurden Humors nicht fehlen. Ein „Was zur Hölle?!“-Moment folgt dem anderen und trägt mit dazu bei, dass der Film einem noch lange im Kopf rumspuken wird. Generell ist der Film sehr gelungen: Die Schauspieler machen ihre Sache toll und nehmen sich selbst nicht zu ernst. Die Geschichte greift gekonnt einige Klischees und Stereotype auf und packt sie in ein gut funktionierendes, hurmorvolles Gewand. SLITHER ist auf vielen Ebenen super unterhaltsam und wahrscheinlich für jeden Horror-Fan etwas, der sich zwischen Angst und Schrecken mal etwas entspannen möchte. Trotzdem schockt SLITHER einen ab und zu, aber auf seine ganz eigene Weise.


suspiria-1977-5

#3 – SUSPIRIA
(I 1977, Regie: Dario Argento)

Niels: Altmeister Dario Argento erschuf mit SUSPIRIA seinen wohl bekanntesten und geschätztesten Giallo, in dem eine amerikanische Balletschülerin auf eine Freiburger Schule wechselt. Dort finden mysteriöse Morde statt, die mit Okkultismus in Verbindung zu stehen scheinen.
Nüchtern betrachtet, dürfte SUSPIRIA eigentlich gar nicht funktionieren. Der Plot ist dünn und nicht immer klug strukturiert, das Schauspiel wirkt hölzern und auch die Dialoge lassen zu wünschen übrig. Was den Film dennoch zum Klassiker macht, ist Argentos Inszenierung. Die Giallo-typische extrem gesättigte Farbgebung wird hier durch die Sets noch verstärkt. Die Kamera bewegt sich verspielt durch den Raum und fängt die Stimmung perfekt ein. Dazu liefert die Italo-Band Goblin einen derart einprägsamen Soundtrack, dass SUSPIRIA einen trotz seiner Mängel immer wieder in seinen Bann ziehen kann. Die Mord- und Todesszenen sind unvergesslich: Ob die Opfer in traumartigen Sequenzen in einem Meer aus Draht gefangen sind, bevor sie erstochen werden, oder nachts auf einem riesigen menschenleeren Platz von unsichtbaren Kreaturen bedroht und angefallen werden, Argento findet immer die richtige Komposition. Und das macht SUSPIRIAs Schwächen locker wieder wett! (Text geklaut von hier)


The Others

#4 – THE OTHERS
(USA/SP 2001, Regie: Alejandro Amenábar)

Michi: Grace (Nicole Kidman) lebt mit ihren zwei Kindern in einem düsteren, weit abgelegenen und viel zu großen Haus. Zur Unterstützung im Haushalt stellt sie drei Bedienstete ein. Bald darauf geschehen einige unerklärliche Dinge, die der Familie Angst und Schrecken einjagen. Grace weigert sich an Übernatürliches zu glauben und geht der Sache auf den Grund, bis sie die fatalen Hintergründe schließlich entschlüsselt.
Für mich war es die Erstsichtung von THE OTHERS und die kam anscheinend zehn Jahre zu spät. Das Plotsetting kommt mir leider nur zu bekannt vor und kann in der heutigen Zeit doch wirklich niemanden mehr vom Hocker reißen. Vielleicht hätte ich mich von THE OTHERS mehr fesseln lassen können, hätte ich nicht schon so viel von Horrorfilmen mit gruseligen Häusern/Hütten gesehen und darüber gelesen. Doch selbst 2001 war das schon nicht mehr neu. Das einzige, was THE OTHERS anders macht, sind die Geschichte und die eigentlich schönen Plottwists, die die Langeweile, die der Film hervorruft, leider nur in Maßen verhindern können. Das langsame Pacing und die vollkommen fehlbesetzte Kidman machten für mich den Film zunichte, auch wenn mir die Atmosphäre, die (verdammt wenigen) Gruselmomente und der Verzicht auf Jump-Scars durchaus gefallen haben. Mit einer anderen Hauptdarstellerin hätte der Film sicherlich eine andere Wirkung auf mich. Schade. Eine Zweitsichtung wird’s wahrscheinlich nicht geben.