Nur etwa fünf Jahre hat es gedauert, bis James Dashners Buch „The Maze Runner“ verfilmt wurde. In den USA feierte er mit seinen Sci-Fi-Jugendbüchern bereits anhaltende Erfolge bei Kritikern und Leserschaft, nun bekommt er vielleicht die längst überfällige Aufmerksamkeit vom Rest der Welt? Nach den ersten Trailern war meine Neugierde geweckt und einige sehr positiv gestimmte Kritiken bestärkten meinen trotzdem noch etwas unentschlossenen Gang ins Kino. Die Vorlage kenne ich nicht, aber was kann man generell von einer Sci-Fi-Jugendbuch-Verfilmung erwarten? Wie viel Tiefe, Ernsthaftigkeit und Intelligenz sollte ich vom Stoff erwarteb und bin ich überhaupt die richtige Zielgruppe? Voller Zwiespalt setzte ich mich also in den Kinosessel.
© 20th Century Fox
Ein Teenager erwacht verängstigt und ohne Erinnerungen in einem käfigartigem Aufzug, der ratternd in die Höhe fährt. Oben angekommen holt ihn eine Gruppe Jungen heraus und zeigen ihm nach und nach die Welt, in die er unter mysteriösen Umständen gezwungen wurde. Umschlossen von einem gigantisch großen und hohen Labyrinth leben etwa 25 Jungen in einer fast schon idyllischen, grünen Ebene, in der sie sich selbst versorgen. Jeden Monat fährt der Aufzug mit einem neuen gedächtnislosen Mitglied sowie Vorräten und etwas Ausrüstung empor. Tagsüber erkunden die Läufer das Labyrinth, welches zu Sonnenuntergang sein Tor schließt und die Bewohner vor den nächtlichen Gefahren abschirmt. Der Neuling, der sich schnell wieder an seinen Namen Thomas erinnert, bringt sofort die gewohnte Ordnung durcheinander und stellt durch diverse Regelbrüche die behutsam gepflegte Welt auf den Kopf. Die Ansichten der Gruppe über die drastischen Entwicklungen spalten sich. Dabei entsteht in all dem Chaos auch eine immer größere Chance auf eine Flucht aus dem Labyrinth – oder rennen sie vielleicht nur in ihr Verderben?
Die Prämisse in dem gewählten Sci-Fi-Setting ist wohl das Interessanteste am ganzen Film. Da der Zuschauer gleichzeitig mit der Hauptfigur Thomas (Dylan O’Brien) komplett ahnungslos in die Mitte des Labyrinths gestoßen wird, lernt man parallel mit ihm die Welt und ihre Bewohner kennen. Im besten Falle schafft das Nähe und Sympathie zu Thomas sowie Spannung aufgrund der Rätsel und Mysterien, die nur langsam entschlüsselt werden. Stattdessen werden leider die ersten 20 Minuten des Films dafür genutzt, unkreativ die Liste der wichtigsten Eckpunkte und Charaktere der zu etablierenden Welt abzuarbeiten: Das da ist der Nette, hier haben wir den baldigen Antagonist, so und so heißen unsere Regeln, da schläfst du, da isst du, hier steht ein Baum und da hinten darfst du nie im Leben rein gehen. Besonders der letzte Aspekt wird so oft gebetsmühlenartig wiederholt, bis auch der Dümmste begriffen hat, welche Aufgabe Thomas im Film trägt. Die von ihm zu Recht gestellten unzähligen W-Fragen werden allseits entweder gar nicht oder nur mit inhaltslosen Floskeln beantwortet. Die anfängliche Spannung und Neugier wird somit erschreckend schnell zu Langeweile und Frustration.
Zwar braucht die Handlung so ihre Zeit, um richtig in Gang zu kommen, dafür passiert dann aber den Rest des Films auch mal was. Neue Charaktere, weitere Rätsel und der Versuch von Action werden wild durcheinander gewürfelt und sollen den Zuschauer eigentlich fesseln und sich die Fingernägel zerkauen lassen. Doch auch wenn man stellenweise ganz gut unterhalten wird, kommt nur wenig Spannung in der viel zu vorhersehbaren Geschichte auf. Oft fühlt man sich etwas für dumm verkauft, wenn in den Dialogen oder mit Bildsprache noch wirklich das letzte Detail für den Zuschauer klargestellt wird. Dies sowie die sich zurückhaltende Gewaltdarstellung zielen natürlich auf ein etwas jüngeres Publikum ab. Thematisch wurde THE MAZE RUNNER oft und auch zu Recht mit z.B. THE HUNGER GAMES verglichen, allerdings liegt „Lord of the Flies“ als Inspirationsquelle viel näher. Die bekannte Gruppendynamik mit den aufkommenden Konflikten und Machtkämpfen wurde passend ins neue Setting übertragen, aber auch nicht weiterentwickelt. Weiterhin kann man sehr ähnliche philosophische Fragestellungen entdecken, die die Charaktere beschäftigen und somit auch die Handlung vorantreiben.
Am wichtigsten ist die Frage nach dem Status Quo, bei der sich letztendlich Thomas und Gally (Will Poulter) in die Haare kriegen. Bekannt aus WE’RE THE MILLERS macht Letzterer eine bemerkenswerte Kehrtwende von der Komödie zum Sci-Fi-Thriller. O’Brien bleibt anscheinend lieber in seiner süßer-Teenie-Wohlfühlzone und schafft es einigermaßen glaubhaft den Film zu stemmen. Generell kann man an den schauspielerischen Leistungen kaum meckern. Die durchweg jungen Darstellen machen ihre Sache ordentlich und wenn eine Rolle mal nicht überzeugend war, lag es vielleicht eher am schlechten Drehbuch und der wenigen Screentime als am Schauspieler. Diesbezüglich liegt da Kaya Scodelario, die das einzige Mädchen Teresa verkörpert, ganz weit vorn. Wird sie im Trailer noch als wichtige Schlüsselrolle angepriesen, kommt sie im Film kaum vor und dient erst mal nur der Unterstützung von O’Briens Figur.
© 20th Century Fox
Vielleicht ändert sich das ja alles mit den zwei folgenden Teilen der Serie: THE SCORCH TRIALS und THE DEATH CURE. Denn THE MAZE RUNNER ist kurzgesagt ein zweistündiger Prolog für alles Folgende, was mit dem Ende des Films mehr als deutlich wird. (ACHTUNG: Spoilerfrei geht’s erst im nächsten Absatz weiter!) All die aufgeworfenen und angeblich beantworteten Fragen über den Sinn des Labyrinths stellen sich im letzten Moment als komplette Lüge und somit nichtig heraus. Der Zuschauer wurde von vornherein verarscht, mit der Idee, dass man sich jetzt doch bitte die nächsten zwei Filme auch noch anguckt, um zu erfahren, worum es wirklich geht. Was in der Buchvorlage vielleicht irgendwie funktioniert, ruft bei der Verfilmung nur Magenschmerzen hervor. Man ist einfach zu wenig emotional an die Charaktere und deren Schicksal gebunden, als dass man mit ihrer scheinbar aussichtslosen Misere mitfiebern würde. Mich hat dieses ach so schlaue und tiefgründige Ende jedenfalls nicht überzeugt sondern vielmehr abgeschreckt.
Zusammengefasst kann ich THE MAZE RUNNER kaum weiterempfehlen, jedenfalls nicht an über 16-Jährige. Dabei hatte der Film viel Potential, vor allen Dingen, weil er sich schlau bei anderen erfolgreichen Filmen und Büchern bedient und versucht eine eigene Mischung daraus zu kreieren. Doch die Inszenierung des Lebensraums und des eigentlich so vielversprechend bösen Labyrinths ist derart uninspiriert und unkreativ, dass es gerade mal dafür reicht kleine Kinder zu ängstigen. Meist stereotype Charaktere können da auch nichts mehr retten. Trotzdem wurde ich ganz gut unterhalten und hätte überlegt, mir auch die Nachfolger anzusehen, wäre da nicht das Ende des Films, das mir alles zunichte gemacht hat. Ich kann mich leider nur noch über die Frech- und Dummheit dieses Films aufregen und kann die vielen positiven Kritiken kaum nachvollziehen. Aber hey, immer noch ein besserer Jugendfilm als TWILIGHT 😉