Top 30: Beste Horrorfilme – Platz 20-11

07

Platz 15 – MARTYRS (IMDb/Letterboxd)
(F/KAN 2008, Regie: Pascal Laugier)

Bringen wir doch noch mal ein bisschen mehr Internationalität in die Liste, die Franzosen sind an der Reihe! Und sie bringen in Bezug auf Gewalt einen der wohl schonungslosesten Horrorfilme mit. Normalerweise werden die Scream Queens dieser Welt zwar vom Bösen verfolgt, dennoch relativ in Ruhe gelassen und man kann sich meist sicher sein, dass sie am Ende überleben. In MARTYRS werden die Protagonistinnen so sehr psychisch und/oder körperlich gefoltert und gepeinigt, dass man fast hofft, dass sie bald ihrem Leid durch den Tod entfliehen können. Die Tricks und Masken machen einiges her und durch den allgemein dreckigen Look wird eine dauerhaft unangenehme Atmosphäre kreiert, die sich schnell auf den Zuschauer überträgt. Doch auch die Handlung ist ganz interessant, obgleich ein wenig belanglos, da sie „lediglich“ die perfekte Plattform für all die Gräueltaten bildet, die während des Films passieren.
Für mich ist MARTYRS einer dieser Filme, die so gut gemacht sind und mich dadurch so sehr schockiert und mitgenommen haben, dass ich ihn eigentlich nicht noch einmal schauen möchte. Er macht beim Gucken absolut keinen Spaß und man stellt sich immer wieder die Frage, warum zur Hölle man den Film eigentlich doch bis zum Ende gucken möchte. Momentan steht bei mir immer noch keine Zweitsichtung an und das wird auch noch länger so bleiben. Tatsächlich gibt es einen weiteren Film, der mich tief erschüttert hat und den ich erstmal nicht mehr sehen muss, aber nicht in unserer Liste auftaucht. Ihr könnt ja mal raten, welcher das ist. (Michi, ihr Platz 7. Höchste Platzierung: Niels, Platz 6)

nosferatu-murnau

Platz 14 – NOSFERATU, EINE SYMPHONIE DES GRAUENS (IMDb/Letterboxd)
(D 1922, Regie: Friedrich Wilhelm Murnau)

Dass der deutsche Expressionimus der 1920er Jahre mit der Startschuss für das Genre des phantastischen Films bedeutete und damit auch des Horrorfilms, ist es kein Wunder, dass NOSFERATU in unserer Liste nicht fehlt. Mir ist es dabei eine besondere Freude die zweite immens wichtige Dracula-Verfilmung in der Rangliste vorstellen zu dürfen.
Die Geschichte sollte immer noch bekannt sein, nur spielt die Handlung des Stummfilms nicht ab der Hälfte in London, sondern der Hafenstadt Wilsborg. Der Vampir hat keine reißerischen Eckzähne, Max Schreck ähnelt in seiner gedrungenen Gestalt und der Maske eher einer Ratte. Dracula heißt Orlok und so weiter. Der Grund dafür? Man hielt es damals noch nicht so mit Urheberrecht und verfilmte Bram Stokers Roman, ohne sich vorher die Rechte zu sichern. Der Film wurde kurz nach seiner Uraufführung deswegen verboten, fast alle Kopien zerstört. Gottseidank nicht alle. Denn ansonsten wäre einer der prägendsten und besten Filme des 20er Jahre Kinos aus Deutschland, wie so viele Werke der Weimarer Republik, verschollen.
Echter Schauer mag heutzutage niemanden mehr bei der Sichtung überkommen. Dennoch sind Lichtsetzung, Maske und vor allem die Originalschauplätze auch heute noch absolut sehenswert und in ihrer Stilisierung unanfechtbar. Das Eindringen Orloks in die neue Welt mit dem Einzug der Pest zu symbolisieren, Licht und Schatten zum Kampf Gut gegen Böse einzusetzen und eine weibliche Rolle zu inszenieren, die ich mir heute noch öfter in ihrer Gestaltung wünschen würde, machen NOSFERATU zu einem der wichtigsten Horror-Filme aller Zeiten. (Jan, sein Platz 4)

Rosemarys_Baby_7

Platz 13 – ROSEMARY’S BABY (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Rosemaries Baby“, USA 1968, Regie: Roman Polanski)

Meiner Meinung nach schafft Rosemary’s Baby genau das, mit dem viele andere Filme im Laufe der Jahre zu kämpfen haben: er wird seinem Klassikerstatus gerecht. In ebenjenem subtilen, die meiste Zeit über unaufdringlichen Horrormeilenstein zieht das noch sehr junge Ehepaar Rosemary und Guy Woodhouse in eine geräumige Altbauwohnung in einem monströsen Apartmenthaus New Yorks. Dort angekommen, bestrebt sich ein gemeinsames Leben aufzubauen, scheint auch alles wunderbar zu funktionieren. Bald schon lernen sie ihre überaus sympathischen, wenngleich auch etwas verschrobenen Ü70 Nachbar, die Castevets, kennen, Guy bekommt als Schauspieler endlich die Rolle, auf die er schon so lange hingearbeitet hat und als ob das alles nicht schon genug wäre, wird Rosemary schwanger. Das junge Glück scheint perfekt!
Doch wie so oft trügt der Schein, wenn Roman Polanski uns eindrucksvoll zeigt, wie überaus einfach Horror funktionieren kann. Das Grauen schleicht sich allmählich in Alltag und Umgebung. Seltsame Laute hinter den Wänden, schrecklich anbiedernde Nachbarn und furchteinflößende Träume lassen Rosemary bald Zweifel daran hegen, ob wirklich alles mit ihr und ihrem Baby in Ordnung ist; ein schreckliches Gefühl, das sicher jede Mutter auf diesem Planeten nachempfinden kann. Polanski packt die empfindsamsten Nervenenden und lässt uns Tanzen wie ein Spieler seine Marionetten. Dabei lässt er sich über die kompletten 137 Minuten nicht hetzen und verwendet genügend Zeit auf Charakterzeichnung, um die Konsequenz der Ereignise am Ende umso fatalistischer zuschnappen zu lassen. Schaurig und bedeutungsvoll zugleich! (Daniel, sein Platz 7)

evil-dead-2013-0043

Platz 12 – THE EVIL DEAD (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Tanz der Teufel“, USA 1981, Regie: Sam Raimi)

THE EVIL DEAD ist ein weiterer der vielen Klassiker, die ich in dieser Liste vorstellen darf. Während sich meine Kollegen vielfach eher an jüngeren Horrorfilmen abarbeiten, muss ich stellvertretend festhalten, dass bereits vor dreißig Jahren Filme entstanden, denen viele neuere Filme wenig entgegenzusetzen haben. In Sam Raimis Frühwerk THE EVIL DEAD etwa finden sich zahlreiche Zutaten, die auch heute noch (und das leider meist schlecht) verwurstet werden: Eine Gruppe junger Leute macht Urlaub in eine Hütte im Wald, die sich nicht nur als Bruchbude entpuppt sondern auch ein Buch in ihrem Keller beheimatet, aus dem man lieber nicht vorlesen sollte, es sei denn, man möchte diverse fiese Dämonen entfesseln. Genau dies tut Sam Raimi und greift dabei in die Vollen: Was seine Crew an Effekten und Splatter zur Schau stellt, ist aller Ehren wert, vor allem wenn man den Ultra-Low-Budget-Aspekt bedenkt, mit dem der Film gedreht wurde. Als Hobby-Projekt unter Freunden ist Bruce Campbell als Ash derjenige, der am besten versteht, sich zur Wehr zu setzen – mit allem, was die Hütte hergibt!
THE EVIL DEAD ist der Beweis, dass Horrorfilme kein Geld brauchen, sondern Enthusiasmus, Talent und Einfallsreichtum. Der abgedrehte Wahnsinn zog zwei Fortsetzungen nach sich, die noch durchgeknallter, aber weniger spannend und gruselig gerieten und war jahrelang das Paradebeispiel für Filme, die Jugendschützer so gar nicht mögen. Sie übersehen dabei, dass THE EVIL DEAD seine Video-Nasties-Kollegen qualitativ locker in die Tasche steckt und jede Menge Low Budget-Charme versprüht.
Das muss man gesehen haben! (Niels, sein Platz 7)

1

Platz 11 – PARANORMAL ACTIVITY (IMDb/Letterboxd)
(USA 2007; Regie: Oren Peli)

Vielleicht lag es an meinem Gemütszustand, vielleicht an der späten Uhrzeit oder meiner generellen Müdigkeit an dem Tag, PARANORMAL ACTIVITY ist vermutlich der gruseligste Film, den ich je gesehen habe. Dabei geschieht nicht besonders viel in dem Found-Footage-Streifen. Möglicherweise ist aber gerade das, der Verzicht auf Splatter- und Gore-Effekte, die subtilen Andeutungen auf das Übersinnliche, das Dämonische, das Böse, der Faktor, weshalb PA bei mir von Minuten eins an voll gezündet hat.
Mit geringstem Budget von Oren Peli gedrehten Horror-Streifen kehrt ein Dämon beim jungen Pärchen Micah und Katie ein. Da sie sich einige Vorkommnisse nicht erklären können, machen sie es sich zur anfangs noch spielerisch-spaßigen Aufgabe, alles in ihrer Umgebung auf Film festzuhalten. So werden überall im Haus Kameras installiert und keine Minute aus ihrem Leben bleibt unbeobachtet. Nach und nach werden dabei die Beweise auf einen übersinnlichen Kontakt in ihrem Heim erdrückend. Und der Dämon scheint sich ohne einen Wirt im Haus auch nicht gänzlich wohl zu fühlen.
PARANORMAL ACTIVITY führt dem Zuschauer Situationen aus dem Alltag, dem Privatleben ganz normaler, junger Menschen vor und dadurch wird der subtile Horror so effektiv. Wenn Katie des Nachts aufsteht und, wie man am Zeitstempel der Uhr ablesen kann, reglos auf ihren Partner starrend stundenlang ausharrt, bildet sich der Angstschweiß auf der Stirn. Der erste Film des nach wie vor enorm erfolgreichen Franchise zeigt auf beeindruckende Art, dass Horror auch jenseits von brutalster Gewalt und effektgeladenem Splatter funktioniert. (Jan, sein Platz 5)