Wie immer waren wir uns bei der Zusammenstellung der besten Romanzen aller Zeiten nicht ganz einig, auch tatsächlich die besten Romanzen abgebildet zu haben. Jeder hat da ja so eigene Favoriten, die zu Gunsten der Demokratie unter den Tisch fallen mussten. In dieser Bonus-Runde hat jeder von uns noch einmal die Möglichkeit, drei Filme seiner Wahl vorzustellen, die eine Platzierung verdient gehabt hätten.
Niels fehlt:
© Sony Pictures
AS GOOD AS IT GETS (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Besser geht’s nicht“, USA 1997, Regie: James L. Brooks)
Jack Nicholson hat es in seiner großen Karriere bekanntlich zu diversen Paraderollen gebracht. Während einem aber viele geniale Darbietungen des jungen Nicholson einfallen, sticht in seinem Spätwerk die Hauptrolle des Melvin Udall klar heraus. In AS GOOD AS IT GETS ist dieser ein menschenhassender Autor mit unzähligen Neurosen. Seine Mitmenschen demütigt und beleidigt er, wo er nur kann, was besonders sein Nachbar Simon (Greg Kinnear) und dessen Hund zu spüren bekommen. Melvins Tagesablauf muss immer gleich sein, weshalb er sich täglich samt mitgebrachtem Besteck im Restaurant von seiner Stammkellnerin Carol (Helen Hunt) bedienen lässt. Die wiederum ist die einzige Person, der Melvin eine gewisse Form von Respekt entgegenbringt, und schafft es nach und nach ein wenig Mitmenschlichkeit aus dem Scheusal herauszukitzeln – und vielleicht auch mehr als das. AS GOOD AS IT GETS ist mehr Komödie als Liebesfilm, kombiniert aber beides miteinander und punktet vor allem durch die bestens aufgelegten Darsteller. Gerade Jack Nicholson merkt man die Spielfreude zu jeder Zeit an. Er gibt Melvin süffisant als Arschloch vor dem Herrn, der sich seines Makels aber oftmals gar nicht bewusst ist und so doch noch Sympathie vom Publikum erhält. Das gab zurecht einen Oscar für den besten Hauptdarsteller, den auch Helen Hunt auf weiblicher Seite als bodenständigerer Gegenpart einheimsen konnte. Dass die Liebesgeschichte zwischen solch unterschiedlichen Figuren funktioniert, ist vor allem den beiden zu verdanken und hätte eine Platzierung unter unseren liebsten 30 Romanzen absolut verdient gehabt.
PLAYING BY HEART (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Leben und lieben in L.A.“, USA 1998, Regie: Willard Carroll)
SHOPPEN (IMDb/Letterboxd)
(D 2006, Regie: Ralf Westhoff)
Michi fehlt:
SECRETARY (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Secretary – Womit kann ich dienen?“, USA 2002, Regie: Steven Shainberg)
Wer denkt, dass es bei Romanzen immer nur süß und kuschlig zugeht, der irrt. Die wunderbare Maggie Gyllenhaal (DONNIE DARKO) beweist an der Seite von James Spader („Boston Legal“), dass es neben der spießigen Vorstellung auch abstraktere Formen der Liebesbeziehung gibt. Erst wenn Zucht und Ordnung herrscht, fühlt sie, Lee Holloway, sich so richtig wohl. Auf den Geschmack gekommen ist sie durch ihren kontrollsüchtigen Arbeitgeber Mr. Grey, der ihr ihren Job als Sekretärin auf seine eigene Art näher bringt. Schnell vermischen sich Privat- und Berufsleben, bis eine Abhängigkeit der beiden zueinander entstanden ist, die sich keiner so richtig erklären kann. Auch wenn SECRETARY nicht wirklich in unsere Top 30 gehört, bin ich froh den Film hier noch mal vorstellen zu dürfen. Dieser „Liebesfilm“, eigentlich eher ein Charakterdrama, lohnt sich schon alleine deswegen, weil er überhaupt kein typischer Hollywoodfilm ist und insgesamt ziemlichen Mut beweist. Das große Tabuthema SM wird hier schonungslos präsentiert, ohne bloße Effekthascherei und Skandalbemühungen, sondern mit Tiefe und Intelligenz. Ob das wohl mit FIFTY SHADES OF GREY auch so wird? Na ja. Mir bleibt nur übrig euch die mal ganz andere Romanze zu empfehlen.
SOLOALBUM (IMDb/Letterboxd)
(D 2003, Regie:Gregor Schnitzler)
BEGINNERS (IMDb/Letterboxd)
(USA 2010, Regie: Mike Mills)
Daniel fehlt:
AWAY WE GO (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Away We Go – Auf nach Irgendwo“, USA 2009, Regie: Sam Mendes )
Als Burt und Verona erfahren, dass sie bald Eltern werden, ergreift die beiden Mittdreißiger Torschlusspanik. Haben wir genug aus unserem Leben gemacht? Was ist aus unseren großen Träumen geworden? Und vor allem: Können wir unserem Kind die Zukunft bieten, die es verdient? Als Burts Eltern dann noch verkünden, dass sie demnächst nach Belgien auswandern werden, steht das Paar auf einmal völlig allein da, ihrer einstigen Heimat völlig entwurzelt. Was tun? Die beiden entschließen sich, quer durch’s Land zu fahren, Freunde wie auch Verwandte zu besuchen, auf der Suche nach Orientierung und einem Zuhause. Doch gibt es überhaupt den perfekten Ort?
AWAY WE GO kommt so leichtfüßig daher und vereint zugleich doch so viel – turbulentes Roadmovie, warmherzig erzählte Coming-of-Age Episode, charmante Komödie mit aberwitzigen Charakteren – doch was Sam Mendes‘ ohne Zweifel gefühlvollsten Film seiner Karriere im Kern zusammenhält, ist die liebevolle Beziehung der beiden Hauptdarsteller, die sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge den kleinen und großen Schwierigkeiten des Lebens stellen und dabei für sich selbst ergründen, was Glücklichsein überhaupt bedeutet.
PARIS, JE T’AIME (IMDb/Letterboxd)
(F 2006, Regie: Gus Van Sant, Alfonso Cuarón uvm.)
SERENDIPITY (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Weil es dich gibt“, USA 2001, Regie: Peter Chelsom)
Jan fehlt:
AI NO KORÎDA (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Im Reich der Sinne“, J 1976, Regie: Nagisa Ôshima)
Lange und viel habe ich überlegt, welchen Film ich in den wenigen Sätzen hier noch vorstellen und nicht nur nennen will. Letztlich fiel die Wahl nicht auf einen meiner absoluten Lieblingsfilme, sondern auf einen Film, der ganz anders mit einer Romanze umgeht, als alle bisherig vorgestellten Filme. Ôshimas „Im Reich der Sinne“ hat 1976 bei der Aufführung auf der Berlinale für einen Skandal gesorgt. Der Film, in dessen 109 Minuten in aller Regel das Liebespaar beim Vollstrecken des Liebesakts zu sehen ist, wurde als Pornografie, als sittenwidrig abgetan – und wurde gerade durch diese Empörung so interessant und auf gewisse Weise zum Kult. Tatsächlich strotzt der Film nur vor expliziten Szenen. Sex ist hier eine wilde Angelegenheit, Nacktheit wird in keinster Weise versteckt. Die Genitalien von Männlein und Weiblein rücken des Öfteren prominent ins Bild. Was unterscheidet den Film schon groß von einem Porno? „Im Reich der Sinne“ ist ein erotischer Film – keine Frage, doch anders als handelsübliche Pornografie stellt er Fragen auf. Sex wird hier nicht zur Befriedigung von Lust, es wird zur Droge. Die Protagonisten können ihre Liebe nicht anders ausdrücken, sie verschmelzen ineinander – und später werden Liebe, Begehren und Lust noch auf eine höhere Ebene gebracht. Ôshima wurde durch seine gewagten Filme bekannt. Er gilt als einer der bedeutendsten Regisseure Japans. „Im Reich der Sinne“ ist sein vielleicht gewagtetes Werk, das Liebe einmal ganz anders ausformuliert.
KIRSCHBLÜTEN – HANAMI (IMDb/Letterboxd)
(D 2008, Regie: Doris Dörrie)
BENNY & JOON (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Benny und Joon“, USA 1993, Regie: Jeremiah Chechik)
Paul fehlt:
SEEKING A FRIEND FOR THE END OF THE WORLD (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt“, USA 2012, Regie: Lorene Scafaria)
Dieser Film mit dem unsäglich langen Namen ist ziemlich simpel gestrickt. Die Prämisse ist schnell erläutert. Ein Asteroid nähert sich der Erde, deren Bewohner nun nicht mehr allzu viel Lebenszeit beschehrt bleibt. Daraufhin beschließen sie noch einmal richtig die Sau rauszulassen, bevor das Ende der Welt da ist. Dodge (Steve Carell) wurde deshalb von seiner unglücklichen Frau überstürzt verlassen. Nun will er sich auf den Weg zu seiner alten Schulliebe machen um das nachzuholen, was ihm sein ganzes Leben verwehrt blieb. Auf seinem Roadtrip wird er dabei von Penny (Keira Knightley), welche auch nicht gerade von Liebesglück verfolgt wird, begleitet. Diese zwei vereinsamte Individuen lernen sich infolgedessen kennen und – wir sind hier nunmal in der Romanzenliste – lieben. Die Umstände könnten für viel Tiefgang sorgen, bei viel mehr als dem angedeuteten Potenzial bleibt es allerdings nicht. Das ist aber auch völlig egal. Weltuntergang hin oder her, die Entwicklung der Beziehung unserer beiden Protagonisten ist gleichermaßen einfach, wie herzlich und schön. SEEKING A FRIEND FOR THE END OF THE WORLD braucht garkeinen Tiefgang um ein wirklich schöner Wohlfühlfilm zu sein. Denn so simpel er auch sein mag, am Ende saß ich da und weinte bitterlich in meine Taschentücher. Und manchmal brauch es eben einfach nur das.
KÄPTN OSKAR (IMDb/Letterboxd)
(D 2013, Regie: Tom Lass)