diese Woche wird es bei uns deutsch, weiblich und politisch. Michi, Niels und Jan besprechen den aktuellen Film von Julia von Heinz UND MORGEN DIE GANZE WELT, der seine Premiere im Jahr 2020 auf den Filmfestspielen von Venedig feierte. Ein richtiger Start in den Kinos blieb aufgrund der Pandemie so ziemlich aus, doch seit kurzem ist die deutsch-französische Produktion auf einer Streamingplattform zu sehen und somit leicht zugänglich – das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Das Drama erzählt die Geschichte einer jungen Jura-Studentin, die in Mannheim einer antifaschistischen Bewegung beitritt und sich zusehends radikalisiert. Der Gegenpol bildet die rechte Partei „Liste 14“ sowie eine gut organisierte Gruppe Neo-Nazis bzw. Rechtsradikaler. Gewalt, Zerstörung, Gesetzesbruch und generelle Feindlichkeit bleibt auf beiden Enden des Spektrums nicht aus und konfrontieren den Zuschauer mit schwierigen moralischen und ethischen Fragen. Wir haben versucht im Podcast zu analysieren, welche Zwickmühlen der Film entwirft und welchen Effekt das auf uns hat. Nicht jeder Handlungsschritt der Hautprotagonistin erschien uns schlüssig, genauso wie manche inhaltlichen Entscheidungen. Aber vielleicht muss es auch gar nicht immer bis ins letzte Detail ausklamüsert sein?
Zu dritt begeben sich Jan, Michi und Niels wieder in ferne Welten und kehren zurück zum ALIEN-Franchise, das 1992 die zweite Fortsetzung des Sci-Fi-Horror-Meilensteins hervorbrachte. Das Studio, 20th Century Fox, beharrte stur auf den festgesetzten Release-Termin und ließ den damaligen Regie-Debütanten David Fincher direkt eine Production Hell durchleben. Ohne Drehbuch, aber bereits mit mehreren verworfenen Ideen, verschlissenen Regisseuren und mit etlichen Autoren/Produzenten versehen, wird ALIEN 3 zu einem Kraftakt. Ein Film, dessen Produktionsgeschichte fast spannender ist als das fertige Produkt und dessen Produktion selbst bis heute viel Zündstoff für Diskussionen bietet – zumindest so lange man den Regisseur nicht darauf anspricht. Denn bis heute weigert sich der mittlerweile über jeden Zweifel erhabene Auteur jeglicher Auseinandersetzung mit seinem Debüt.
Dennoch oder gerade wegen der vielen Unwägbarkeiten lohnt sich der dritte Ausflug in das ALIEN-Franchise. Nach der Action geladenen Fortsetzung von James Cameron 1986 kehrt der dritte Teil eher wieder zu den Wurzeln zurück, findet aber mit Gore und Splatter andere Wege zum Horror, erzählt die Heldinnenreise von Ellen Ripley weiter und lässt viele Ansätze erkennen, über deren Sinn und Unsinn sich prima streiten lässt.
Mit OH BOY feierte Jan-Ole Gerster riesige Erfolge: Sowohl bei Kritik als auch Publikum schlug sein Spielfilm-Debüt voll ein und konnte für einige Auszeichnungen einheimsen. Dann war sieben Jahre lang Pause, bis er 2019 mit LARA zurückkehrte. Michi und Niels widmen sich diesem Charakterdrama, in dem Corinna Harfouch in der Hauptrolle brilliert. Sie spielt Lara Jenkins, die ihren 60-jährigen Geburtstag feiert und doch keinerlei Lust zum Feiern zu verspüren scheint. Einen Tag lang lernen wir sie kennen und vielleicht doch nicht verstehen. Welche Rolle dabei ihre Vergangenheit, ihr Sohn ((Tom Schilling) und die Musik spielen, erfahrt ihr im Podcast.
An Ostern gibt’s einen Western auf die Ohren, so will es der Brauch. Also haben sich Jan, Michi und Niels einen absoluten Klassiker des Spätwesterns geschnappt und besprechen mit THE WILD BUNCH erstmals einen Film von Sam Peckinpah. Die so umstrittene wie einflussreiche Regie-Legende konfrontierte das US-Publikum mit einer nie dagewesenen Gewaltdarstellung und einem Abgesang auf den glorreichen Western, der auch heute noch im Action- und Abenteuer-Kino nachwirkt. Im Gespräch geht es munter hin und her, vom New Hollywood über den Western an sich, bis hin zu Fatalismus, Gesellschaftskritik und die berüchtigten Persönlichkeit Peckinpahs. Und wem das noch nicht reicht, empfehlen wir den Blick in unser #oWestern-Archiv oder ins Programm unserer Podcast-Kolleg*innen.
Sie hat ihre Rache verdient – und ihr habt es verdient, dass wir darüber sprechen! Im zweiten Teil von KILL BILL lüftet Tarantino das Geheimnis um den Namen der „Bride“ und Uma Thurman klappert weiter Ihre Todesliste ab. Nachdem Volume 1 vor allem durch starke Action und wenig Plot hervorgestochen ist, schlägt Volume 2 eine deutlich andere Richtung ein. Typische Tarantino-Dialoge erhalten hier deutlich mehr Entfaltung und die ein oder andere Erwartung der Zuschauer*innen wird unterwandert.
Auch wenn wir die beiden Teile unter das Motto des #MARCHialArts gestellt haben, wildert Tarantino in Volume 2 deutlich weniger in den (asiatischen) Genres und besinnt sich immer wieder auf den Western. Das heißt aber nicht, dass wir nicht weniger über den zweiten Teil zu sprechen hätten.
Der März steht bei uns wie immer im Zeichen der Martial Arts und in diesem Jahr widmen wir uns einer Hommage an unterschiedlichste Action-Filme, -Epochen und -Held*innen: Die Rede ist von Quentin Tarantinos KILL BILL VOL. 1 mit Uma Thurman als ehemalige Auftragskillerin The Bride, die blutige Rache an dem Mann nehmen möchte, der ihr einst an ihrem Hochzeitstag eine Kugel in den Kopf jagte.
Die zwei Stunden Laufzeit vergehen wie im Flug, denn Tarantino legt ein höllisches Tempo vor auf seiner Reise quer über den Globus und durchs Weltkino. Japanische Samurai- und Yakuza-Filme treffen auf Heroic Bloodshed und Kung Fu aus Hong Kong, italienische Spaghetti Western, Exploitation und Anime. Jan, Michi und Niels blicken mit Begeisterung und unterschiedlichen Graden an Nostalgie auf den Film und freuen sich auf die nächste Folge, in der Vol. 2 auf dem Programm steht und den Weg Richtung #oWestern ebnen wird. Das war sogar einen eigenen Jingle wert… Viel Spaß beim Hören!
Es ist mal wieder Musical-Zeit auf der CineCouch. Aber ob wir schunkelnd bei den Liedern mitgegangen sind? Diese Fantasie wollen wir euch nicht nehmen! Reichlich fantastischen Elementen jedenfalls bediente sich seinerzeit Walt Disney, der nach jahrelangem Bemühen die britische Autorin Pamela Lynwood Travers überzeugen konnte, aus ihrer beliebten Kinderbuchreihe über das Kindermädchen Mary Poppins einen Film zu machen. Dass die Vorstellungen der beiden Kreativen dabei unterschiedlicher kaum hätten sein können, darum ranken sich etliche Legenden (und Filme).
Für Jan, Michi und Niels war die Zeitreise in das Jahr 1964 jedenfalls nicht – wie bei sonst vielen Disney-Filmen – von kindlich-nostalgischen Erinnerungen geprägt und das kam uns letztlich doch allen (mal mehr mal minder stark) in die Quere. Ob Robert Stevensons Adaption mit Julie Andrews und Dick van Dyke in den Hauptrollen bei uns einen Löffel voll Zucker und Freude auslösen konnte oder wir lieber Tauben vor Kirchen gefüttert hätten? Hört es selbst!
Nach vielen Kollaborationen in der Vergangenheit, ist nun auch endlich Daniel vom Spätfilm zu Gast auf der CineCouch, da er sich dankenswerterweise auf Jans Aufruf, mit ihm über einen Film von Aki Kaurismäki zu sprechen mit Enthusiasmus gestürzt hat. Kaurismäki begann seine Karriere in den 1980er Jahren und avancierte schnell zu einem der am meisten geachteten finnischen Regisseure und ist bis heute als europäischer Auteur zunächst auf den großen Filmfestivals und in den Programmkinos zu Gast.
ARIEL – ABGEBRANNT IN HELSINKI ist der Mittelteil der konzeptionellen „proletarischen Trilogie“ (nach SHADOW IN PARADISE, 1986), die ihm zum internationalen Durchbruch verhalf. Deren Abschluss THE MATCH FACTORY GIRL ist ebenso wie ARIEL und drei weiterer seiner früheren Werke bis zum 30. April 2021 in der Arte-Mediathek frei verfügbar (in Deutschland und Frankreich). Eine herzliche Sehempfehlung an dieser Stelle von unserer Seite.
Mit Daniel spricht Jan über den typischen Stil von Kaurismäki, Zynismus, Lakonik, US-Popkultur, Autos, Gangster, Jim Jarmusch und was PULP FICTION mit diesen Film verbindet.
Bereits im letzten Podcast besprachen wir mit THE FOREST OF LOVE (2020 R: Sion Sono) einen japanischen Film und nahmen damit an der #Japanuary-Aktion teil. In dieser Folge machen wir damit weiter, auch wenn die Filme kaum unterschiedlicher sein könnten.
Schon lange steht AKIRA (1988 R: Katsuhiro Ôtomo) auf Niels Liste der Filme, die unbedingt besprochen werden müssen, während Jan den Film zum ersten Mal sieht. Also wird schnell der 2.000 Seiten starke Manga hervorgeholt. Aber wir beschränken uns nicht nur auf die Kürzungen, die für den knapp zweistündigen Film notwendig waren, sondern gehen der Frage nach, weshalb AKIRA wie ein Monolith am Ende der 1980er Jahre den Durchbruch japanischer Zeichentrickkunst auch im Filmbereich bedeutete. Wir sprechen über die vielen Themen des Films, über die Atmosphäre und vor allem die Präsentation auf audiovisueller Ebene.
Und das alles in der Hoffnung, dass wir diesem herausragenden Film mit unserer Besprechung auch nur annähernd gerecht werden konnten.
Sion Sono wird zum Zeitpunkt der Aufnahme seinen ersten englischsprachigen Film im Rahmen des Sundance Festivals präsentieren – wir dagegen widmen uns im Rahmen des Japanuary seinem ersten Netflix-Film AI-NAKI MORI DE SAKEBE aka „The Forest of Love“ und ebenfalls als längere Mini-Serie verfügbar. Vordergründig ein auf Tatsachen beruhender Serienkiller-Thriller, schlägt der Film wie für Regie-Exzentriker Sono üblich unzählige Haken und vermischt unterschiedlichste Geschichten, Ideen, Emotionen und Genres und geht immer genau dahin, wo es weh tut. Und auch das Erzähltempo hat uns ganz schön herausgefordert – um nicht zu sagen genervt. Selten waren wir alle drei so kurz davor einen Film abzubrechen und versuchen dennoch im Gespräch ein kohärentes Ganzes aus diesem wahnwitzigen, anstrengenden Werk zu formen.