Was gibt es Schöneres, als sich morgens, schlaftrunken, aber mit einem großen Milchkaffee neben sich, einen in vielerlei Hinsicht gewaltigen Actionfilm anzusehen? Da heißt es: Füße hoch, Koffein ins Hirn schießen, letzteres aber bitte nicht allzu sehr benutzen – oder?
Das Prinzip ist schon zweifach erprobt und mittlerweile altbekannt: Sylvester Stallone schart ein dutzend Muskelprotze um sich herum und zusammen lassen sie so kräftig die Sau raus. Die Handlung ist dabei immer Nebensache, trotzdem hier eine kleine Zusammenfassung:
Großschurke, Narzisst und Ex-Expendable Conrad Stonebanks (Mel Gibson) ist wieder aufgetaucht. Eigentlich hatte Barney Ross (Stallone) seinen persönlichen Erzfeind schon vor Jahren erledigt, doch nun muss er ihm erneut entgegentreten. Dabei ist er allerdings nicht bereit seine altbewährte und liebgewonnene Crew einem sinnlosen Krieg zu opfern und schickt diese kurzerhand in Zwangsruhestand. Alleine kämpft es sich natürlich schlecht, neue Mitkämpfer werden also von überall aus der Welt her rekrutiert. Mit mordernen Strategien gelingt es ihnen Stonebanks zu kidnappen, doch im letzten Moment wird er von seinen Gefolgsmännern befreit, wobei wiederum die frischen Crewmitglieder entführt werden. Barney erkennt seine Verantwortung und will seinem Team zu Hilfe eilen, als sich seine alte Crew meldet. Denn nur zusammen können die Expendables siegen. So geht es auf zur Rettung des verlorenen Teams und gleichzeitig alles entscheidenen Schlacht.
Stallone hat wie üblich nicht nur die Hauptrolle in der Hand, sondern schrieb die Story für den Actionkracher selbst. Da er sich mit Fortsetzungen ja schon ganz gut auskennt, hat er sich für seinen dritten EXPENDABLES ein bisschen was Neues ausgedacht, um die Meute bei Laune zu halten: Mit der Rekrutierung neuer Prügelheinis kommt natürlich zum Einen frisches Blut in die ansonsten alterstechnisch etwas angestaubte Gruppe. Verkörperte im zweiten Teil noch ganz allein Billy the Kid (Liam Hemsworth) sozusagen den Nachwuchs des Hau-Drauf-Klubs, wurde nun gleich vier junge Schauspieler engagiert: Glen Powell, Victor Ortiz, Kellan Lutz und – Trommelwirbel bitte – Ronda Rousey. Letztere ist eigentlich keine Schauspielerin, sondern erfolgreiche MMA Kämpferin und nun die erste weibliche Expendable. Zu viel Revolution darf man hier aber nicht erwarten, einen gleichgestellten Platz in der Gruppe hat sie nicht wirklich bekommen. Außerdem kann es sich natürlich niemand verkneifen, Witze und Sprüche darüber zu reißen, dass sie eine prügelnde Frau auf High Heels ist. Wirklich aufregen muss man sich darüber aber nicht, der ein oder andere Gag zündet sogar und Rousey hat auch ein paar Szenen, in denen sie alleine glänzen darf.
Weiterhin bringen sich die Expendables durch die neuen Leute ein Stück mehr ins 21. Jahrhundert. Denn mit Thorn (Glen Powell) kommt ein Hacker und Computerspezialist in die Truppe, der mit seinen Fähigkeiten neue Strategien ermöglicht, die sich mehr als einmal nützlich zeigen. Das bringt etwas frischen Wind in die ganze Sache, verändert aber den grundlegenden Charakter des Films kaum.
Es gibt aber nicht nur junge neue Gesichter: Im Film bekommt Galgo (Antonio Banderas) eine (zweite) Chance, nachdem seine alte Truppe sich aufgelöst hat und er jahrelang erfolglos nach einem neuen Team gesucht hat. Er ist im Film für eine andere Art der Komik zuständig, denn mit seiner pausenlosen Laberei geht er einigen auf die Nerven oder bringt sich in peinliche Situationen. Dieses kann er aber alles immer wieder mit seiner witzigen, sympathischen und sorglosen Art vergessen machen. Das ist eine nette Ergänzung zu dem sonstigen Humor im Film. Denn wie gewohnt lassen es sich die „alten“ Expendables nicht nehmen, sich und ihre Schwächen gekonnt auf die Schippe zu nehmen. Die gehörige Prise Selbstironie unterhält ziemlich gut und sorgt für die nötige Ablenkung vom vorhersehbaren Drehbuch und den nicht vorhandenen Charakteren.
Letzteres soll kein Kritikpunkt sein, denn der Anspruch für Tiefe und Ausgefeiltheit war nie da und dafür guckt man keinen der EXPENDABLES-Teile. Wichtigster Punkt ist natürlich, neben der irren Riege an bekannten Prügelknaben, die Action. Davon ist reichlich und in vielerlei Weise vorhanden, doch leider auch viel mehr Masse als Klasse. Erinnerungswürdige Szenen sind kaum vorhanden, trotzdem wird man während der Sichtung ordentlich unterhalten. Gäbe es da nicht den Mittelteil des Films, in dem Barney Crewmitglieder rekrutierend umherreist und die Zuschauer zu Tode langweilt. Der Film versucht den schwachen zweiten Akt mit einem umso furioseren Finale wieder wett zu machen. Dabei läuft letzen Endes alles wie in einem großen Ameisenhaufen zusammen: Alle alten Expendables versuchen alle entführten zu befreien, während der Bösewicht von Außen das Ganze überwacht und ihnen die Armee des fiktiven Landes Azmenistan auf den Hals hetzt, bevor er schließlich doch noch selbst eingreifen muss. Es ist fast unmöglich in dem Chaos den Überblick zu behalten, also heißt es zurück lehnen und es über sich ergehen lassen. Dass scheint Stallone aus seinen alten Zeiten vergessen zu haben: Wofür dem Zuschauer Spektakel geben, wenn es nicht die richtige Würze hat?
Alles in allem konnte mich in THE EXPENDABLES 3 nur Mel Gibson als Bösewicht Stonebanks überzeugen. In den wenigen großen Szenen die er hat, spielt er verdammt gut und es ist fast schade, wie letztendlich seine Rolle im Film endet. Ansonsten sieht man in dem Film leider nichts großartig Neues. Altbekanntes wird aufgewärmt, die Action ist nur ganz gut, da können selbst die markigen Sprüche nichts mehr raushauen. Auch die netten Minirollen großer Stars wie zum Beispiel Arnold Schwarzenegger und Harrison Ford sind meiner Meinung nach verschenktes Beiwerk. Aber vielleicht macht Stallone ja seine Fehler im vierten Teil wieder wett und haut uns in bester Prügelmanier vom Hocker. Natürlich empfehle ich THE EXPENDABLES 3 immer noch an alle weiter, die mal ganz gern stumpfe Action genießen wollen und die Vorgänger auch schon mochten. Eines muss man Stallone lassen, man weiß immer, was man von ihm erwarten kann – mit allen Vor- und Nachteilen.