Buh! [Krasser Jump Scare-Sound]
Es ist Oktober, die Blätter färben sich zunehmend orange, der Wind heult um die Häuser und alles bereitet sich auf die schaurig schönen Tage des Herbstes vor. Dazu gehören auch wir CineCouchler. Sind wir nicht gerade damit beschäftigt, uns noch unbekannte Filme für den Son of Horroctober zu sichten, schwelgen wir in Erinnerungen an die Meisterwerke des Genres. Hier haben wir unsere Top 30 der besten Horrorfilme für euch zusammengestellt. Los geht’s mit den ersten zehn Plätzen!
Platz 30 – DRACULA (IMDb/Letterboxd)
(USA 1931, Regie: Tod Browning)
„Listen to them… Children of the night. What music they make.“
Damit beginnt nicht nur eines meiner absoluten Lieblings-Die-Ärzte-Lieder überhaupt, sondern vor allem das „Grauen“ im transsylvanischen Schloss von Graf Dracula. Nun, der Schrecken hat den Zahn der Zeit allerdings nicht gut gestanden. Tod Brownings Film ist wahrlich nicht gut gealtert – aber trotzdem, und das war mir wichtig, ein Meilenstein für den phantastischen Film. Gemeinsam mit FRANKENSTEIN (1931) begann mit DRACULA eine ganze Welle von Horror-Streifen aus dem Hause Universal und ebnete schon vor 80 Jahren den Weg für künftige Nachahmungstäter. Der Film ist gleichzeitig Auftakt eines Franchise, das sich mit der Dauer zu sehr wiederholte und letztlich für Abnutzungserscheinungen sorgte.
Abgenutzt wirken neben den spartanischen Effekten auch das hölzerne Spiel, die klischeebeladenen Figuren und die trantünige Dramaturgie. Browning erzählt behäbig und mit sich wiederholenden Einstellungen. Doch großer Lichtblick ist der Hauptdarsteller. Über Dracula und seine Geschichte muss nichts gesagt werden. Die erste offizielle Verfilmung nach dem Roman von Bram Stoker lebt durch Bela Lugosi. Dessen außergewöhnliche Präsenz noch heute spürbar ist, wenngleich sein Schauspiel eher zweitrangig erscheint. Auch wenn das Gruseln heute schwer fällt, ein Meilenstein der Horror-Geschichte. (Jan, sein Platz 18)
Platz 29 – SUSPIRIA (IMDb/Letterboxd)
(I 1977, Regie: Dario Argento)
Was wäre eine Horror-Liste ohne einen, wenn nicht den italienischen Giallo schlechthin? Altmeister Dario Argento erschuf mit SUSPIRIA seinen wohl bekanntesten und geschätztesten Film, in dem eine amerikanische Balletschülerin auf eine Freiburger Schule wechselt. Dort finden mysteriöse Morde statt, die mit Okkultismus in Verbindung zu stehen scheinen.
Nüchtern betrachtet, dürfte SUSPIRIA eigentlich gar nicht funktionieren. Der Plot ist dünn und nicht immer klug strukturiert, das Schauspiel wirkt hölzern und auch die Dialoge lassen zu wünschen übrig. Was den Film dennoch zum Klassiker macht, ist Argentos Inszenierung. Die Giallo-typische extrem gesättigte Farbgebung wird hier durch die Sets noch verstärkt. Die Kamera bewegt sich verspielt durch den Raum und fängt die Stimmung perfekt ein. Dazu liefert die Italo-Band Goblin einen derart einprägsamen Soundtrack, dass SUSPIRIA einen trotz seiner Mängel immer wieder in seinen Bann ziehen kann. Die Mord- und Todesszenen sind unvergesslich: Ob die Opfer in traumartigen Sequenzen in einem Meer aus Draht gefangen sind, bevor sie erstochen werden, oder nachts auf einem riesigen menschenleeren Platz von unsichtbaren Kreaturen bedroht und angefallen werden, Argento findet immer die richtige Komposition. Und das macht SUSPIRIAs Schwächen locker wieder wett! (Niels, sein Platz 20)
Platz 28 – MANIAC (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Alexandre Ajas Maniac“, USA/F 2012, Regie: Franck Khalfoun)
In LOTR bezauberte uns Elijah Wood noch mit seinen verführerischen blauen Augen. Nichts Schlechtes ging von ihnen aus und man wusste, er hat die Kraft, den Ring letztendlich zu vernichten. MANIAC schafft es, ähnlich wie schon SIN CITY, Woods Markenzeichen ins Gruselige umzukehren. Augen sind seit jeher eines der wichtigsten Motive in Horrorfilmen und hier haben sich die Macher was Besonderes ausgedacht. Der gesamte Film ist nämlich aus der Subjektive von Woods Charakter Frank gedreht. Der Zuschauer sieht also alles aus seinen Augen heraus und nur, wenn er mal in den Spiegel blickt oder Ähnliches, sieht man ihn selbst. Im Original von 1980 wird dieses Stilmittel nur sehr kurz verwendet, dafür sind sich Handlung und Charakterzeichnung sehr ähnlich.
Frank besitzt einen Laden für Schaufensterpuppen aller Generationen, den er hegt und pflegt. Eines Tages kommt Anna (Nora Arnezeder) vorbei, die Hilfe bei einem Kunstprojekt braucht. Sie nähern sich an, was jedoch Franks psychische Probleme drastisch verschlimmert und er sich bald nicht mehr unter Kontrolle hat…
Das Konzept funktioniert, auch dank der meist schlauen Kameraführung, erstaunlich gut und gibt dem Film das gewisse Etwas. Unfassbar spannende, grausige und wirklich schonungslose (Mord-)Szenen wechseln sich gekonnt mit den ruhigen, fast schon romantischen, Momenten zwischen Frank und Anna ab. Dadurch ist MANIAC insgesamt ein wirklich sehenswertes Remake, das den Horrorfilm nicht neu erfindet, aber mit seinen Möglichkeiten gekonnt spielt. (Michi, ihr Platz 16. Höchste Platzierung: Paul, Platz 9)
Platz 27 – HALLOWEEN (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Halloween – Die Nacht des Grauens“, USA 1978, Regie: John Carpenter)
Oft haben wir schon über Jamie Lee Curtis als schrecklich bezaubernde Sream-Queen gesprochen und wahrscheinlich wird sie noch in vielen Jahrzehnten so betitelt werden. Zu verdanken hat sie das ihrer ersten großen Hauptrolle in HALLOWEEN, in der sie und ihre Freunde vom Psychokiller Michael Myers gejagt werden.
Aber das wisst ihr ja eh alles schon, denn ganz ehrlich, wer hat diesen absoluten Klassiker noch nicht gesehen? Wer erinnert sich nicht an die weiß gemalte Kurk-Maske und an den genialen Anfang des Films in Subjektive? Insofern brauche ich euch auch gar nicht zu erzählen, dass ihr den Film unbedingt sehen müsst und ihn auch gleich euren Kindern zeigt, sobald sie im richtigen Alter sind. Denn auch heute noch kann man mit dem alten Schinken jede Menge Spaß haben und sein Einfluss auf folgende Filme des Genres ist unverkennbar. HALLOWEEN muss man gesehen haben, ob man ihn gut findet, ist eine andere Sache.
Ausführlicher besprechen wir ihn in unserem Podcast Folge 26. (Michi, ihr Platz 19. Höchste Platzierung: Daniel/Jan, Platz 14)
Platz 26 – CARRIE (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“, USA 1976, Regie: Brian De Palma)
Das Böse lauert überall, manchmal aber nicht, wo man es vermutet. In einer Horror-Liste darf welcher Name nicht fehlen? Eben: Stephen King. Auch wenn ich keines seiner Bücher kenne, so bin ich doch mit der Tragweite dieses Namens vertraut – und mit einigen der Buchadaptionen. Eine sehr gelungene ist CARRIE.
Carrie leidet unter ihrer fanatisch religiösen Mutter (genial: Piper Laurie), den Hänseleien ihrer Mitschüler, dem Unverständnis ihrer Lehrer und seit kurzem unter ihrer ersten Periode. Doch mit dem Erwachsenwerden entdeckt Carrie telekinetische Kräfte in sich, die in der legendären Prom-Szene zur wahrhaftigen Hölle auf Erden führt.
Sissy Spacek erweist sich dabei als ein so perfekter wie ungewöhnlicher Casting-Coup. Es braucht nicht viel, um ihr die Rolle der schüchternen Außenseiterin abzunehmen. Etwas, womit im jüngsten Remake von 2013 nur schwerlich Chloë Grace Moretz gelang. DePalma beweist mit einmal mehr seine Liebe zu Hitchcock und zu ausgiebigen Kamerafahrten. Die Effekte sind für die Zeit ebenso legendär wie das Ende, das mich wieder einmal aus dem Sitz gerissen hat. CARRIE ist einer der bedeutendsten Vertreter des Genres und genau so aktuell wie eh und je. Übrigens auch mit von der Partie: der junge John Travolta. (Jan, sein Platz 11)