Paranormal Activity: The Marked Ones (2014)

CineCouch Kritik Daniel

Irgendwie hat das ja fast schon was von Selbstgeißelung, was ich mir da Jahr für Jahr antue. Kaum ruft die Paramount-Melkmaschine, schon wandere ich immer wieder aufs Neue geflissentlich zum nächsten Kinoschalter. Der kleine Funke in mir, der noch an das Kreative hinter diesem Franchise glaubt, möchte einfach nicht so recht erlischen. Oder aber ich gebe einfach nur gern unsinnig Geld aus. Die Wege des Herrn…ihr kennt das ja.

Nun gab es in diesem Fall aber berechtigterweise Gründe, den Kopf nicht von Beginn an in den Sand zu stecken: Zum einen handelt es sich bei dem Ableger THE MARKED ONES ja bekannterweise um ein Spin-Off der erfolgreichen Gruselreihe PARANORMAL ACTIVITY. Ein Kniff, der meiner Meinung nach bereits 2010 mit dem japanischen Vertreter PA: TOKYO NIGHT relativ gut funktioniert hat. Dadurch, dass man die Hauptstory um Kathies familiäre Untiefen verlässt, spricht man sich frei, die Gier der Fans nach Antworten zu stillen, und kann frei von der Leber weg sein eigenes kleines Horrorkapitel im Stile des Found-Footage-Franchises erzählen. Zum anderen handelt es sich bei Regiekopf Christopher Landon um kein unbeschriebenes Blatt, was die Zusammenarbeit mit Filmvater Oren Peli an PA angeht: Bereits bei PA 2, sowie PA 3 sah sich Landon für Screenplay und weite Teile des Drehbuches verantwortlich und schuf damit Werke, die die Essenz der Serie noch verstanden, atmosphärisch überraschend gut funktionierten und mit einigen fiesen Schockern aufwarten konnten. Also geben wir dem Ganzen mal eine Chance:

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Der junge Latino Jesse muss mitansehen wie in seiner lateinamerikanischen und vor allem erzkatholischen Nachbarschaft eine alte Frau ermordet abtransportiert wird. Um seine Neugier nach der im Viertel als Hexe verschrienen Dame zu stillen, bricht er kurzerhand mit seinem besten Kumpel in ihre Wohnung ein und stößt dort auf unbehagliche Geheimnisse: Kerzen, verkauderwelschte Aufzeichnungen und okkulte Objekte bevölkern das Innere. Doch was die beiden am meisten beunruhigt sind Kinderfotos. Jesses Kinderfotos. Am Morgen danach erwacht Jesse aus einem unliebsamen Traum und findet an seinem Unterarm eine Art Bissspur. Doch als wäre das noch nicht genug, besitzt er auf einmal Fähigkeiten, die über die eines ganz normalen Menschen weit hinausgehen…

Von Beginn an befinden wir uns in einem filmischen Umfeld, das nur so von lateinamerikanischem Flair durchsetzt ist. Alles ist ein wenig rauer, dreckiger. Nicht nur die Straßen, auch die Dialoge unserer Charaktere sind von etwas härterer Gangart und Landon scheut sich nicht davor, das ab der ersten Sekunde an deutlich zu machen. Da möchte man doch fast meinen, dass genug Potenzial vorhanden sei, um mal eine etwas andere PA-Erfahrung zu schaffen, oder? Fehlanzeige. Christopher Landon vollbringt ein wahres Kunststück und mischt all diese vielversprechenden Zutaten zu einem inhomogenen Brei par excellence zusammen.

Wo zu Beginn die Erwartungshaltung des Zuschauers mit einigen Schockeffekten noch trickreich umgangen wird und das Austesten Jesses neuer Fähigkeiten an eine gruseligere Version von CHRONICLE erinnert, fällt THE MARKED ONES spätestens nach dem ersten Drittel wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Es erfolgt keinerlei dramaturgische Zuspitzung. Vielmehr schwappt der neueste Ableger der Found-Footage-Reihe nur so vor sich hin, bis das – oh welch Wunder – fatalistische Ende gewohnt abrupt herbeigeführt wird. Man sollte eigentlich meinen, dass der Kenntnisstand geneigter Horrorfans als Waffe instrumentalisiert werden kann. Dass das Vorwissen des Zuschauers um das PA-Grundgerüst den Machern dienlich sei, um bewusst zu konterkarieren und zu verblüffen. Aber nein. Stattdessen bekommen wir durch den exakt selben Aufbau wie sonst auch geschildert, was wir bereits vier oder fünfmal zuvor durchgemacht haben. Panik. Allwissende Person klärt die Hilflosen auf. Alles wird daran gesetzt, das Unausweichliche aufzuhalten. Sektenartige Omas treten auf den Plan. Tut mir leid, das kenne ich bereits. Eine derart langlebige Serie wie PARANORMAL ACTIVITY steht meiner Meinung nach in der dringenden Pflicht, mit den eigenen Regeln zu spielen.

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Auch das Konzept, völlig unbekannte Schauspieler zu besetzen, funktionierte 2007 zu Beginn der Serie noch ganz grandios und trug in hohem Maße zu dem großen Erfolg bei. Die Projektionsfläche für den Zuschauer ist so schließlich um einiges höher, als wenn gestandene Schauspielgrößen auf der Leinwand das Zeitliche segnen. Dieses Faktum ist dem Team um Landon natürlich auch heute noch bewusst. Scheinbar wurde dabei aber vergessen, dass dieses Rezept kein Selbstläufer ist. Ohne den kleinsten Funken an Charaktertiefe geht auch der leichteste aller genrebezogenen Marketingtricks in die Hose…

So mutet der neueste Streifen der PA-Goldmine bei aller Liebe leider wie ein Teenie-Abklatsch ihrer einstigen Größe an, ohne auch nur den kleinsten nennenswerten Ausreißer zu bieten. Chapeau, das war fast schon schwieriger zu vermasseln als hinzubekommen. Doch bevor ich nun völlig wutentbrannt zu Bett gehe, dann doch noch wenigstens einen positiven Aspekt, welchen die ganze Chause mit sich zog: Mein Filmjahr 2014 kann ab diesem Punk wirklich nur besser werden.