Top 30: Beste Animationsfilme – Platz 10-1

CineCouch

Finale, oho! Wie so oft musstet ihr zwei Wochen warten, seitdem die ersten Plätze unserer Animationsfilm-Rangliste veröffentlicht wurden, bis ihr nun unsere meistgeschätzten Perlen präsentiert bekommt.
Wir freuen uns wie immer über euer Feedback: Seid ihr einverstanden? Haben wir Filme vergessen? Und was wäre eure Nr. 1? Wie auch immer: Ladies and Gentlemen, wir enthüllen die Top 10!

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Platz 10 – THE CONGRESS (IMDb/Letterboxd)
(ISR/D/PL et al. 2013, Regie: Ari Folman)

Man mag nach gut einer Stunde Laufzeit während THE CONGRESS denken: Mooooooment, was hat dieser Film eigentlich in einer Animations-Rangliste zu suchen? Erst recht unter den besten zehn Filmen seiner Zunft?
Was in der ersten Hälfte des Films thematisch behandelt wird, nämlich die Digitalisierung von menschlichen Körpern, aber eben darüber hinausgehend auch Emotionen, wird im zweiten Teil dann auch für den Zuschauer sichtbar. Nach einer Stunde Realfilm taucht Regisseur Ari Folman mit dem Zuschauer in eine kunterbunte Zeichentrickwelt ein. Die wird bewohnt von skurilen Gestalten. Längst verstorbene Pop-Ikonen (einige erkennen vielleicht Elvis auf dem Bild), monsterhaft geformte Lebewesen oder Looney-Tunes-artige Geschöpfe auf Speed. Was Folman da mit seinen Art-Designern entwickelt hat, ist eine vollkommen überbordende Flut von Sinneseindrücken, die man wohl erst nach mehrfachen Sehen in ihrer Gänze erfassen kann – wenn überhaupt.
Bemerkenswert ist dabei, dass der Film mit einem schon unverschämt geringen Budget so viele Details in sich trägt. Vollkommen überflüssig – aber vielleicht gerade deswegen so in meinem Gedächtnis verwurzelt – sind Spiegelungen von gezeichneten Figuren in Mattscheiben von Fernsehern und ähnlichen Gegenständen.
Dass der Film auf Anhieb in meiner Top-5 des bisherigen Kinojahres gesprungen ist, liegt aber vor allem an seiner Aussagekraft. Der Film entwirft eine Dystopie der Filmindustrie, die sich auf die gesamte Welt überträgt. Und die wirkt gar nicht einmal so abwegig – und gerade deshalb so beängstigend. Einfach gut gemacht. (Jan, sein Platz 7)

Ghost in the Shell

Platz 9 – KÔKAKU KIDÔTAI (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Ghost in the Shell“, J 1995, Regie: Mamoru Oshii)

Mitte der 90er erschien GHOST IN THE SHELL und übernahm von AKIRA spielend dessen Vorreiterrolle in Sachen westliche Aufklärung über östlichen Zeichentrick. Auch war er einer der ersten Vertreter, die Handzeichnungen mit CGI kombinierten.
Der Film spielt in der nahen Zukunft, in der sich die meisten Menschen Implantate augmentieren lassen haben, um Zugang zu einem allumfassenden elektronischen Netzwerk zu erlangen. Einem mysteriösen Hacker, dem Puppet Master, ist es gelungen, mittels eines Virus die Kontrolle über einzelne Cyborgs zu erlangen und diese für politische Attentate zu nutzen. Die für Cyberkriminalität zuständige Sektion 9 macht sich auf die Jagd nach dem Puppet Master, insbesondere in Form von der in einer Identitätskrise steckenden Kusanagi, die sich als Cyborg selbst in Gefahr befindet.
Hier lässt sich schon absehen, dass die Geschichte eigenständig und äußerst komplex ist. Auf GHOST IN THE SHELL muss man sich einlassen können, denn auch wenn die Geschichte recht spannend klingt, mäandert der Film die meiste Zeit dahin: Philosophische Fragen werden aufgeworfen, die Menschlichkeit hinterfragt, es wird also im besten Sinne Cyberpunk in Anlehnung an BLADE RUNNER geboten, wenn auch auf deutlich ruhigere Art und Weise.
Die Manga-Verfilmung GHOST IN THE SHELL inspirierte nicht nur die Wachowskis zu MATRIX, sondern gehört mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Popkultur. 2008 erfuhr GHOST IN THE SHELL eine (diskutable) Auffrischung mit neuster Computertechnik. (Niels, sein Platz 10; beste Platzierung: Jan Platz 8)

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Platz 8 – SEN TO CHIHIRO NO KAMIKAKUSHI (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Chihiros Reise ins Zauberland“, J 2001, Regie: Hayao Miyazaki)

Wenn Paul etwa MEIN NACHBAR TOTORO oder Michi PRINZESSIN MONONOKE als Flaggschiffe der japanischen Trickfilmschmiede anführen, dann obliegt mir die Pflicht, die wundersame Reise der kleinen Chihiro ins Feld zu führen. Kein anderer Film war es nämlich, der mein Herz für die Werke der Ghibli-Studios zum Schlagen brachte.
Der Albtraum eines jeden Kindes: Umzug mit der gesamten Familie. Gänzlich herausgerissen aus seinem sozialen und kulturellen Umfeld. Doch es kommt noch viel schlimmer: Als die Familie versehentlich falsch abbiegt, geraten sie durch ein geheimnisvolles Tor in ein sagenumwobenes Zauberland. Dort angelangt, werden Chihiros Eltern prompt in Schweine verwandelt und nun liegt es an der kleinen Zehnjährigen, Verantwortung zu übernehmen und alles dafür zu tun, um ihre geliebten Eltern wieder zurückzubringen.
Meine kleinen Kindesaugen, verwöhnt von quietschbunten Disney-Abenteuern, wussten zu diesem Zeitpunkt gar nicht, was sie da gerade zu sehen bekommen. Da waren auf einmal Drachen, Geister, mystische Gottheiten, Kobolde und eine schrecklich fiese Hexe als Chefin eines riesigen Badehauses. Und das alles in einem Film. Ganz schön viel Holz, das erst einmal verarbeitet werden wollte. Doch auch über die bloße Bebilderung hinaus bedient sich der Film an reichlich Metaphorik und Sinnbildern, die ihn in Kombination mit Themen wie den Problemen des Älterwerdens oder Realitätsflucht spielerisch zu einem meiner liebsten Coming-of-Age- sowie Ghibli-Werken avancieren ließ und ihm völlig zu Recht den Oscar und damit den Durchbruch im Westen einbrachten. (Daniel, sein Platz 1)

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Platz 7 – THE JUNGLE BOOK (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Das Dschungelbuch“, USA 1967, Regie: Wolfgang Reitherman)

„DAS DSCHUNGELBUCH ist der beste Disney-Film aller Zeiten.“                 – Ich.

THE JUNGLE BOOK war der erste Film, den ich je besessen habe, als ich ihn in sehr jungen Jahren auf VHS-Kassette geschenkt bekam. Die äußerst freie Bearbeitung von Rudyard Kiplings Klassiker handelt vom Waisenkind Mogli, das im Urwald von Tieren aufgezogen wird, aufgrund seiner menschlichen Natur aber seinen Platz unter ihnen nicht finden kann. Zumal ihm der Tiger Shir Khan nach dem Leben trachtet…
Diese vergleichsweise ernste Coming-of-Age-Geschichte wird im Zeichentrickfilm auf wunderbar leichtfüßige Art vermittelt, sodass die ernsten Zwischentöne den kindlichen Spaß nie untergraben. Herausstechend sind die Songs, die fast allesamt zu Klassikern geworden sind und zu den bekanntesten des Disney-Kosmos zählen: Balus „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“, King Louies „Ich wäre gern wie Du“ oder die Elefantenparade von Colonel Hathi – Sie alle sind nicht nur Ohrwurmgaranten, sondern spiegeln auch perfekt die Persönlichkeiten der Charaktere wider und bleiben so umso mehr im Gedächtnis. Außerdem sind Lieder und Dialoge ein Glanzbeispiel für eine hervorragende deutsche Synchronisation, die sicherlich mitverantwortlich für den riesigen Erfolg des Films hierzulande war. Mein persönliches Highlight im Film ist Schlange Kaa mit ihren Hypnose-Augen und der unfassbar genialen Gestik, die ihren Körper perfekt nutzt.
Der letzte Film mit Walt Disneys eigener Beteiligung stellt für mich gleichzeitig den Höhepunkt seines Schaffens dar und gehört durch sein oft kopiertes Erfolgsrezept zu den wichtigsten Zeichentrickfilmen überhaupt. (Niels, sein Platz 1)

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Platz 6 – MULAN (IMDb/Letterboxd)
(USA 1998, Regie: Tony Bancroft, Barry Cook)

„Wartet mit der Letzten!“

Auch wenn ich damals bei der Bonus-Filmmusikliste den Soundtrack von Mulan mit eben jenen Worten eingeleitet habe, kann ich nun nicht anders, als dies erneut zu tun. Es sind die Worte, die sinnbildlich für die Sequenz stehen, welche ich nach jeder erneuten Sichtung immer und immer wieder revue passieren lasse. In keinem anderen Animationsfilm, den ich bisher gesehen habe, gibt es eine Szene, die an die Intensität, Bildgewalt und die Übermächtigkeit der angesprochenen herankommt. Die Rede ist natürlich von dem Ansturm der Hunnen am Tung-Shao Pass auf unsere kleine Gruppe an frisch ausgebildeten chinesischen Soldaten inklusive Mulan.
Eben dies macht MULAN besonders. Ich stehe nicht nur auf Asien, welches hier wirklich wunderschön und – wie wir es vom Disney der 90er gewohnt sind – mit immens viel Liebe zum Detail inszeniert wurde. Es ist dieser Pathos, der in nahezu jeder Minute mitschwingt. Diese subtile Integrierung der Stimmung, welche innerhalb weniger Sekunden von ausgelassenem Humor zu mitreißender Tragik umschwenkt, ohne dabei schizophren zu wirken. Im einen Moment wird noch von Frauen gesungen, für die ein Kampf sich lohnt, ehe dieser Gesang jäh unterbrochen wird und man zusammen mit den Protagonisten ein Schlachtfeld betritt und auf die gefallenen Soldaten des eigenen Landes blicken muss. Neben dem standardmäßig ausgesprochen guten Soundtrack und dem für Disney untypischen asiatisch anmutenden Zeichenstil, welcher allerdings hervorragend wirkt, möchte ich noch die deutsche Synchronisation hervorheben. Schließlich konnte man Otto Waalkes für Muschus Stimme gewinnen. Braucht es noch mehr um einen Film abzurunden? (Paul, sein Platz 2)

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