Top 30: Beste Horrorfilme – Platz 20-11

CineCouch

Knoblauch, Holzpfahl und Silberklingen parat? – Gut, dann seid ihr ja bestens gerüstet, wenn die Horror-Gestalten aus dieser Liste mal vor eurer Haustür stehen sollten. Dass euch diese Werkzeuge nicht vor allem Übel beschützen kann, mit diesem Risiko müsst ihr Leben. Wir stellen im zweiten Teil unserer Topliste eine weitere Ladung an Schattengestalten und Monstern vor, die uns die Haare zu Berge stehen lassen:

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Platz 20 – PEEPING TOM (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Augen der Angst“, USA 1960, Regie: Michael Powell)

PEEPING TOM hatte das Potential zum weltweit anerkannten Meisterwerk. Dem im Wege stand nicht etwa seine filmische Klasse. Die ist nämlich unbestritten in jedem Zelluloidstreifen enthalten. Sein Erscheinen in den Lichtspielhäusern fiel jedoch ungünstigerweise mit dem des neuesten Werk eines gewissen Alfred Hitchcocks zusammen. Das wir vielleicht auch noch hier sehen werden? Wer weiß das schon. Nun, in diesem großen Schatten hatte es PEEPING TOM äußerst schwer, sich einen Namen zu machen. Obwohl durchaus Parallelen zwischen beiden Filmen vorhanden sind, begibt sich Michael Powell mit seinem Werk auf eine gänzlich andere Ebene.
Wie der Name bereits vermuten lässt, dreht sich alles um den jungen Mann Mark Lewis – von einem super aufspielenden Karlheinz Böhm verkörpert – der sich mit seiner Kamera voyeuristisch jungen Damen nähert. Das bloße Betrachten durch die Linse genügt ihm jedoch nicht und so ermordet er diese letzten Endes vor laufender Kamera, um seiner Faszination ob dieser dabei entstehenden Nahaufnahme des Gesichtes zur Genüge zu kommen. Man könnte nun zu einer damit intendierten Medienkritik ausholen, dies sollte man in solch einer Topliste allerdings nur spärlich anreißen.
Was eine Sichtung empfehlenswert macht, ist vor allem die Nähe zu seinem Protagonisten und dessen Ambivalenz, welche sich mit fortlaufender Spielzeit und dem zusätzlichen Einflechten einer Liebesgeschichte auftut. Teilweise bleibt dem Zuschauer nichts anderes übrig, als mit diesem zerrüttetem Kopf tatsächlich Mitleid zu haben. Und das macht solche Geschichten doch erst besonders spannend. (Paul, sein Platz 10)

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Platz 19 – NIGHT OF THE LIVING DEAD (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Die Nacht der lebenden Toten“, USA 1968, Regie: George A. Romero)

„They’re coming to get you, Barbara!“

Mit diesen berühmten letzten Worten beginnt NIGHT OF THE LIVING DEAD, der das Zombie-Genre zwar nicht erfand, aber es zu dem machte, wie wir es heute kennen.
Auf dem Friedhof fällt ein Mann zwei Geschwister an, nur die verstörte Barbara kann sich retten. In einem Haus trifft sie auf einige andere Menschen, die sich dort gemeinsam vor einer mysteriösen Gefahr verschanzen: Tote erheben sich aus ihren Gräbern und machen Jagd auf die Lebenden. Ohne Nachrichten von der Außenwelt liegen die Nerven bei diesen schnell blank, bis sie selbst die größere Gefahr füreinander darstellen.
Die Illusion einer zivilisierten Gesellschaft ist für George A. Romero ein gefundenes Fressen, auf das er sich mit einer Vorliebe stürzt wie seine Zombies sich auf Gehirne. Statt als karibische Voodoo-Opfer stellt er seine Zombies als gemächliche, willenlose Leichen dar, die nur noch die Triebe ihres ehemaligen Seins behalten haben. Zur Gefahr werden sie insbesondere dadurch, dass die Menschen nicht zur Kooperation fähig sind und sich ihr eigenes Grab schaufeln. Dieser Stoff reichte Romero und unzähligen Nachahmern für tausende weitere Zombiefilme, von denen aber die wenigsten die Klasse dieser Blaupause erreichen. Auch wenn NIGHT OF THE LIVING DEAD fraglos seine Altersspuren angesetzt hat, zählt er zu den wichtigsten Horrorklassikern überhaupt. (Niels, sein Platz 13. Höchste Platzierung: Paul, Platz 12)

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Platz 18 – THE DESCENT (IMDb/Letterboxd)
(dt. „The Descent – Abgrund des Grauens“, UK 2005, Regie: Neil Marshall)

Eine Gruppe von Freundinnen trifft sich in einer Blockhütte mitten im Wald. Sie sind alle sportlich aktiv und wollen ihrem gemeinsamen Hobby dem Klettern nachgehen. Eine der Frauen, Juno, hat bereits eine Höhle zum Erkunden herausgesucht, welche bald voller Neugier und Tatendrang erobert wird. Als ein Teil der Felsformation einstürzt und die Frauen zwingt einen anderen Pfad zur Oberfläche zu suchen, muss Juno gestehen, dass noch niemand vorher in besagter Höhle war und es somit keine aufgezeichneten Wege gibt. Als sie tapfer versuchen sich ihren Weg in der Dunkelheit zu bahnen, bemerken sie, dass sie nicht alleine sind. Und in den düsteren Ecken der verzweigten Höhle wartet nichts Gutes…
Meine Zusammenfassung will nicht so toll klingen, wie der Film eigentlich ist. Denn wenn man möchte, kann man hinter der platten ersten Fassade noch viel mehr in THE DESCENT entdecken. Doch das herausstechendste Merkmal ist definitiv die stimmungsvolle und eindringliche Beleuchtung und Farbgebung des Films. Dazu kommen die genial gestalteten Kreaturen der Höhle, auf die ich nicht näher eingehen möchte, falls jemand noch nicht in den Genuss des Films kam. Ich habe ihn bestimmt schon vier Mal gesehen und erschrecke mich noch immer wieder an den gleichen Stellen. Und man kann immer wieder etwas Neues, Tolles entdecken. THE DESCENT (einen von Niels‘ absoluten Horror-Lieblingen) sollte man mal gesehen haben! (Michi, ihr Platz 8)

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Platz 17 – THE SIXTH SENSE (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Sixth Sense“, USA 1999, Regie: M. Night Shyamalan)

So manch einer hat M. Night Shyamalan im Jahre 1999 einen kometenhaften Aufstieg vorhergesagt. Dass letztendlich vieles anders kam, soll jedoch nicht die Faszination schmälern, die wir für sein Magnum Opus teilen, das vor allem aufgrund seines Endes in die Filmgeschichte eingegangen ist.
Der überaus erfolgreiche Psychologe Dr. Crowe wird nach einer Feier von einem ehemaligen Patienten zu Hause angeschossen, bevor dieser Selbstmord begeht. Der erste Fall nach über einem Jahr Rekonvaleszenz soll nun der kleine, schüchterne Cole werden. Seine Mutter vermutet eine psychische Störung, doch in Wirklichkeit umfängt ihn eine angsteinflößende Gabe: er sieht Tote, die nach ihrem Ableben auf der Erde gefangen zu sein scheinen. Ein perfekter Nährboden für einige der interessantesten Plot Twists, die das Genre bis heute zu bieten hat!
Denn wie kein zweiter verwendet Shyamalan die Mittel des unzuverlässigen Erzählens und führt den Zuschauer immer wieder geschickt an der Nase herum, indem entweder Informationen vorenthalten oder auf Bild- und Tonebene Mehrdeutigkeiten aufgebaut werden, sodass das Publikum mehrfach dazu gezwungen wird, seine vorherige Sicht auf die Dinge zu ändern. Daraus resultiert ein Filmvergnügen mit dem harmonischen Duo Willis/Osment, das auch bei mehrmaliger Sichtung nicht nur immer noch Spaß macht, sondern sogar ein besonderer Reiz daraus gezogen werden kann, all die versteckten Hinweise und vagen Andeutungen zwischen den Zeilen zu dechiffrieren. Ein wahres Meisterstück! (Daniel, sein Platz 8)

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Platz 16 – DAS CABINET DES DR. CALIGARI (IMDb/Letterboxd)
(D 1920, Regie: Robert Wiene)

Zeit für eine Filmgeschichtsstunde. Mit DAS CABINET DES DR. CALIGARI von Robert Wiene springen wir nämlich bis an die Anfänge des Genres zurück. Mit seinen inzwischen neuneinhalb Dekaden, welche der Film bereits auf seinem Buckel hat ist er somit auch der älteste Film in dieser Liste. Nicht ohne Grund gilt er als einer der Anfänge des phantastischen Filmes, der ja auch einen primären Teil des Horrorgenres einnimmt. Zudem ist dieser Meilenstein deutscher Filmkunst eines der Musterbeispiele des Expressionismus.
Das wunderbar abstruse Filmset ist in jeder Sichtung ein Blickfang. Ein im wahrsten Sinne des Wortes malerischer Hintergrund ergänzt sich perfekt mit den schrägen, schiefen und überhaupt ziemlich abgerehten Bauten und deren Bemalung und entwirft somit eine der historisch wohl interessantesten künstlerischen Welten.
Im Zentrum derer steht der namensgebende Dr. Caligari, dessen Verkörperung von Werner Krauss mir fast ein Jahrhundert später immer noch Schauer über den Rücken jagen lässt. Im Ernst, ich werd heute Nacht garantiert davon träumen. Dieser besessene Doktor hat nun jedenfalls einen zombiegleichen Schlafwandler unter seiner Kontrolle und begeht mit diesem eine Reihe an Morden, was die Stadt und vor allem den Protagonisten Franzis in Aufruhr bringt. Schließlich zählt sein bester Freund ebenfalls zu den Opfern. Fortan gilt es dem garstigen Doktor sein Handwerk zu legen. Scheinbar. Denn so ganz nebenbei präsentiert uns dieses Machwerk einen der ersten Fälle des unzuverlässigen Erzählens. Was könnte einen Film noch wichtiger machen? Richtig, diese Liste.
(Paul, sein Platz 13. Höchste Platzierung: Daniel, Platz 10)