#5 – INVASION OF THE BODY SNATCHERS
(USA 1978, Regie: Philip Kaufman)
Niels: INVASION OF THE BODY SNATCHERS ist ein Horrorklassiker, den ich bisher noch nicht kannte. Und das gilt wohlgemerkt sowohl für die Buchvorlage als auch die vielen unterschiedlichen Verfilmungen. Die Körperfresser, pflanzenartige Wesen, die Menschen töten und durch emotionslose Klone ersetzen, fungieren in der 70er-Version nicht mehr als Kommunismus-Paranoia. Stattdessen wirkt der Film eher wie eine Kritik an der damaligen Gesellschaft, denn echte Menschen und ihre Kopien sind für den Zuschauer zunächst kaum zu unterscheiden. Das ist ein interessanter Kniff: Normalerweise hat der Zuschauer einen Wissensvorsprung gegenüber den Figuren eines Films, hier ist es umgekehrt.
Das Tempo des Films wirkt für heutige Sehgewohnheiten sehr gemächlich. Trotzdem schafft er es durch seine bösartige Konsequenz zu fesseln: Schnell ist klar, dass hier niemand sicher ist, auch nicht Hauptdarsteller wie Donald Sutherland. Immer wieder sterben Mitglieder der im Film gezeigten Gruppe, konstant entstehen neue Klone. Die praktischen Effekte überzeugen dabei auch heute noch und können durchaus schocken. Die Invasion nimmt solch ungeheure Ausmaße an, dass gegen Ende des Films bereits Hilfskonvois die Früchte der außerirdischen Lebensformen anliefern, Farmen entstehen, die Menschheit wurde komplett unterwandert. Die zu Staub zerfallenen Hüllen werden von der Müllabfuhr abtransportiert. Ohne zu spoilern: Das Ende setzt dies fort, Hoffnung ist hier fehl am Platz. Das Ergebnis ist ein zwar gealterter, aber immer noch interessanter Genrebeitrag. Bitte weiter so!
#6 – BERBERIAN SOUND STUDIO
(UK 2012, Regie: Peter Strickland)
Michi: Wir sind uns alle einig, wie wichtig die richtige Soundgestaltung für den Film ist. Selbst in der Stummfilmzeit gab es auch immer Musikuntermalung zur emotionalen Verstärkung. Nach der Sichtung von BERBERIAN SOUND STUDIO kann man sich jedoch ein viel differenzierteres Bild über die Bedeutung der auditiven Untermaltung machen. Denn der Film begleitet den Sound-Designer Gilderoy (Toby Jones) bei seiner Arbeit für einen italienischen Horrorfilm und bietet dem Zuschauer somit schon mal einen kleinen Einblick hinter die Kulissen. Man ist sozusagen live dabei, wenn verschiedene Geräusche für den Film aufgenommen werden. Ganz oft verschwimmen diese Geräusche dann mit denen außerhalb der diegetischen Handlung. So wird auf einmal der Score des Horrorfilms die Hintergrundmusik zu einer Szene von BERBERIAN SOUND STUDIO. Und das ist nur der Anfang der unfassbar komplex gestalteten Geräuschkulisse. Dazu kommt eine perfekt darauf abgestimmte, wunderbare Kamera- und Schnittarbeit mit vielen Match Cuts oder unsichtbaren Schnitten, die zusätzlich Verwirrung stiften. Übrigens nicht nur beim Zuschauer. Auch Gilderoy selbst fällt es schwer die verschiedenen Ebenen auseinander zu halten. Somit gehört BERBERIAN SOUND STUDIO in die Ecke des surrealen Horrors. Insgesamt strengt die dauerhafte auditive Forderung des Films nach einiger Zeit an, lohnt sich aber definitiv! Die diffuse Handlung mit einem unbefriedigenden Ende dagegen schmälerte mir diesen Filmgenuss.
#7 – ABCS OF DEATH
(USA 2012, Regie: diverse)
Niels: Zum Horrorfilm gehört ja auch immer das Experimentelle, Grenzen überschreitende, Geschmacklose und Abgedrehte. ABCS OF DEATH nimmt sich diesen Aspekten an, indem 26 Regisseure je einen Kurzfilm zum Thema Tod drehten. Jeder bekam einen Buchstaben, z.B. nach dem Motto „A is for Apocalypse“, und so folgt man dem Alphabet durch 26 Episoden. Das Konzept ist zu allererst recht kurzweilig und bietet einen reichhaltigen Überblick über die weltweite aktuelle (Horror-)Underground-Landschaft: Von klassischen Slasher-Geschichten, animierten schlüpfrigen Komödien, Splatterfesten, Gesellschaftskritik deckt ABCS OF DEATH fast sämtliche Spielarten ab. Leider ist das Spektrum auch qualitativ sehr breit gefächert. Auch einige billig gefilmte, nichtssagende Episoden haben sich in die Kurzfilmsammlung verirrt, einige lassen zudem jeglichen guten Geschmack und menschlichen Anstand vermissen. Zumindest etwa ein Drittel der Episoden kann ich aber zumindest als sehenswert oder gut bezeichnen, vor allem gegen Ende finden sich starke Folgen: ‚D‘ zeigt etwa einen Kampf zwischen Mann und Hund mit Twist am Ende, ‚H‘ ist eine Cartoon-hafte Nazi-Stripper-Komödie mit Menschen im Hundekostüm, ‚O‘ stellt einen Orgasmus als Giallo-Hommage dar. ‚S‘ hätte vor 20 Jahren von Robert Rodriguez stammen können, ‚T‘ überzeugt mit lustiger Knetgummi-Stop-Motion-Optik, ‚U‘ als Plansequenz aus der Subjektive eines Vampirs. ‚X‘ und ‚Y‘ sind aufgrund ihrer Drastik in der deutschen FSK 18-Fassung geschnitten, regen aber mit gesellschaftskritischer Note zum Nachdenken an und schockieren auf provokante Weise. ‚Z‘ sorgt dann als Atomkraft-Dr. Strangelove-Martial Arts-Porno für einen vergnüglichen, absurden Abschluss des wechselhaften Treibens, das als Partyfilm durchaus funktioniert.
#8 – GREMLINS
(USA 1984, Regie: Joe Dante)
Michi: Alles beginnt mit einem scheinbar harmlosen Geschenk eines Vaters an seinen Sohn. Der kleine Gizmo, ein Mogwai, sollte plüschige Freude ins Leben von Billy bringen. Aber es kommt wie es kommen muss: Der Dummbatz hält sich an keine einzige Regel und führt die Kleinstadt ins Chaos. Da Billy nicht kompetent genug ist, muss am Ende Gizmo selbst die Welt vor den fiesen Gremlins retten und wird Gott sei Dank aus den unfähigen Händen des Teenies von seinem alten Herrchen befreit.
Wenn ein Film Kultstatus erreicht hat und Elemente von ihm überall in der Popkultur vertreten sind, hat man manchmal das Gefühl den Film schon zu kennen, bevor man ihn gesehen hat. Ich hatte nur noch Fragmente von GREMLINS im Kopf und kann ehrlich nicht mehr sagen, ob ich ihn schon gesehen oder alles wichtige über die Medien aufgesaugt hatte. Es wurde also Zeit für eine Sichtung, um dem Schlamassel ein Ende zu bereiten! Ich hatte überraschender Weise viel Spaß mit dem Film. Er versprüht jede Menge 80er Charme, wodurch ich schnell über diverse Probleme und Logiklöcher des Films hinweg sehen konnte. Die kleinen Viecher sind sehr aufwendig gestaltet und faszinierten mich durchweg. Am besten sind die Szenen, in denen sich die Macher kreativ ausgetobt haben und mit den Gremlins jeden Schabernack treiben, der ihnen so einviel, wie z.B. der exhibitionistische Gremlin. Davon hätte es ruhig noch viel mehr Szenen geben können und ein bisschen mehr Charaktertiefe, Handlungszusammenhänge und vernünftiger Horror hätte es auch sein können.