Wir sind durch Galaxien, Zeiten und virtuelle Welten gereist, um nun die zehn erlesensten Ecken des Filmuniversums vorzustellen. Und die Auswahl ist nicht minder abwechslungsreich geworden als noch in den Wochen zuvor. Klassiker der Filmgeschichte und moderne (Kult-)Filme gehen bei uns Hand in Hand.
Die Sternenflotten haben hart gekämpft und am Ende stehen sehr wohlverdiente Platzierungen fest. Welche interstellaren Geschichten, Dystopien oder technische Visionen halten bei euch den Genre-Thron inne?
Platz 10 – EXISTENZ (IMDb/Letterboxd)
(aka „eXistenZ“, USA 1999, Regie: David Cronenberg)
EXISTENZ ist einer meiner Lieblings-Cronenberg-Filme, den ich schon als Teenie super fand, aber wohl erst jetzt wirklich in seiner Gänze begreife.
Es geht um das gleichnamige Videospiel, bei dessen Präsentation ein Anschlag verübt wird, der zur Flucht von Game-Designerin Allegra mit dem zufällig als ihr Security-Guard fungierenden Pikus (Jude Law) führt. Allegra befürchtet, dass das Spiel zerstört worden sein könnte, und drängt ihn dazu ,es mit ihr zu spielen. Je tiefer die beiden in das Spiel eintauchen, desto faszinierender, verworrener und verstörender wird es für die beiden.
Cronenberg lässt seine Body-Horror-Vergangenheit á la VIDEODROME durch Biopods, an den Körper angeschlossene Gamepads, (und Waffen wie die im Bild) wieder aufleben und schafft einen Film, der durch seine verschiedenen Realitätsebenen fordert. Denn – so viel vorweg – EXISTENZ beinhaltet nicht nur ein einziges Spiel im Spiel. Es ist schlichtweg beeindruckend, wie sehr Cronenberg seiner Zeit 1999 voraus war, denn er nimmt fast jede heutzutage geführte Diskussion über Videospiele vorweg: Das Suchtpotential, die übertriebene Darstellung von Gewalt und Sex, die miesen Charaktere und schlecht geschriebenen Plots, die Gefahren bei der Trennung von Fiktion und Realität. Trotz des gemächlichen Tempos ein unterschätztes Meisterwerk, das 1999 leider zu Unrecht genau wie der großartige DARK CITY (den meine CineCouch-Kollegen wegen Unkenntnis nicht in die Liste wählten) von MATRIX völlig in den Schatten gestellt wurde. (Niels, sein Platz 7)
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Platz 9 – THE MATRIX (IMDb/Letterboxd)
(USA 1999, Regie: Andy Wachowsky, Larry Wachowsky)
Wenn man über Science-Fiction redet, kommt man nicht umhin, auch THE MATRIX zu thematisieren. Über die Trilogie lässt sich viel diskutieren und streiten, dennoch sind sich die meisten über die herausragende Qualität des ersten Teils einig. Die Wachowski Geschwister (damals ja eigentlich noch Brüder) haben mit MATRIX ein neues, einzigartiges Epos erschaffen, das mittlerweile jeder in irgendeiner Art und Weise wiedererkennt und das gerne auch kopiert wird. Optik, Charaktere, Action-Szenen und Geschichte sind sowohl einzigartig, als auch bahnbrechend für den (damaligen) Sci-Fi-Kosmos, auch wenn man sich selbst bei einigen Animes wie GHOST IN THE SHELL bediente.
Doch was könnte ich über MATRIX schreiben, was nicht sowieso schon geschrieben wurde? Wer den Film gesehen hat, weiß sowieso am besten Bescheid. Ich finde ihn jedenfalls großartig und genieße die abgedrehte Story genauso wie die geniale Action. Somit hat er für mich Platz 9 mehr als verdient. (Michi, ihr Platz 6; beste Platzierung: Paul Platz 2)
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Platz 8 – TWELVE MONKEYS (IMDb/Letterboxd)
(dt. „12 Monkeys“ USA 1995, Regie: Terry Gilliam)
Ganz so affig, wie der Titel vielleicht anmuten mag, ist TWELVE MONKEYS dann doch nicht. Hinter dem kryptischen Namen verbirgt sich die, meiner Meinung nach, beste Zeitreise-Geschichte aller Zeiten. Dabei verfängt sich die Narration nicht in ihrer eigenen Logik, ist stringent zu Ende geführt und weiß, trotz der bekannten Prämisse, immer wieder zu überraschen und den Zuschauer an der Nase herumzuführen. TWELVE MONKEYS beweist selbst heute noch, dass man einer wohl verbrauchten Grundidee immer noch etwas Neues, Überraschendes abgewinnen kann. Die dystopische Zukunft gemischt mit einer klugen und durchdachten Zeitreisemechanik, welche in einer Jahrhunderte überdauernden Verschwörung gipfelt, ist unglaublich fesselnd und sorgt für zwei Stunden Hochspannung.
Jetzt habe ich einen Absatz geschrieben, ohne ein Wort über die Darsteller zu verlieren. Das alleine grenzt schon an Blasphemie! Sowohl Bruce Willis, als auch insbesondere Brad Pitt laufen hier zur Höchstform auf. 1995 schien das Jahr von Herrn Pitt gewesen zu sein. Neben SE7EN, unbestreitbar ein Meisterwerk, liefert er in TWELVE MONKEYS die Rolle seines Lebens ab. Abgedrehter und verrückter hat man ihn nie mehr gesehen. Auch nicht in SNATCH. Das was er uns in diesen 129 Minuten auf der Leinwand präsentiert, ist konfuses Minenspiel, geniale Charakterdarstellung und abgedrehte Dialogführung in Perfektion.
Und das Ende. Das Ende ist so unfassbar gut. Mir liefen reihenweise Schauer über den Rücken. Es ist so gut. Mit das beste Ende, welches ein Film je hatte. Aber lasst euch bloß keinem Erwartungsdruck aussetzen. (Paul, sein Platz 1)
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Platz 7 – STAR WARS (IMDb/Letterboxd)
(dt. „Krieg der Sterne“, USA 1977, Regie: George Lucas)
Take that, Trekkies! Ja, wir sind hier alle eher Freunde und Fans der STAR WARS-Reihe, erdacht und erschaffen von George Lucas, obwohl er die Reihe im neuen Jahrtausend dann mindestens genauso eindrucksvoll zerstört hat, wie sie in den späten 70er Jahren ihren glorreichen Anfang nahm.
Platz 7 gehört hiermit zwar nicht nur dem heute als Episode 4 gehandelten Film, sondern der kompletten alten Trilogie, in der Luke Skywalker als Farmerjunge zur letzten Hoffnung einer weit, weit entfernten Galaxie erwächst und als Jedi gegen das böse Imperium und damit auch Darth Vader antritt.
Dem Handlungsmodell der Heldenreise folgend, geizt die STAR WARS-Reihe beileibe nicht mit Klischees, vieles wirkt dumm und dämlich, aber mindestens genauso liebevoll gemacht. Wenn Weltraum-Cowboy Harrison Ford (zuerst oder auch nicht) auf einen Kopfgeldjäger schießt, ein Stormtrooper seinen Kopf an einer Tür stößt oder der riesige Wurm Jabba an Prinzessin Leia leckt. So viel Ikonographie bekommt man sonst nirgends! STAR WARS ist Kindheitserinnerung pur, mehr Märchen als Science-Fiction. Vor allem aber mehr als nur die Filme. STAR WARS erschafft eine ganze Welt, in der man Jahre verbringen und Lichtjahre reisen möchte. (Jan, sein Platz 4; beste Platzierung von Michi: Platz 3)
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Platz 6 – CHILDREN OF MEN (IMDb/Letterboxd)
(USA/UK 2006, Regie: Alfonso Cuarón)
Während derzeit mit GRAVITY der neueste Sci-Fi-Streifen von Alfonso Cuarón im Kino läuft, blicken wir nun zurück. Denn 2006 ist dem Mexikaner ein Film geglückt, den es in dieser Form, so intensiv und packend, wohl nur alle paar Jahre zu geben scheint.
No Children. No Future. No Hope. Dieser Dreiklang verspricht wahrlich nicht die rosigsten Zeiten für uns Erdenbewohner: Als im Jahre 2027 der jüngste Mensch auf Erden im Alter von 18 Jahren stirbt, wird das Aussterben der Menschheit immer mehr zur traurigen Gewissheit. In Folge bricht auf den Straßen der blutige Überlebenskampf aus. Die Zivilisation versinkt im Chaos. Dem desillusionierten Regierungsagenten und ehemaligen Aktivisten Theo (Clive Owen) fällt jedoch ein Geschenk Gottes in die Hände. Wie durch ein Wunder wird eine junge Frau schwanger, deren Leben es nun zu schützen gilt. Infolgedessen muss er sie durch ein gesellschaftliches Minenfeld manövrieren, hin zur rettenden Arche auf hoher See, um somit sie selbst zu retten und die Existenz der Menschheit zu bewahren.
Den Regisseur werden die meisten unter euch von seinem kurzen Rendezvous mit der HARRY POTTER-Reihe in Form von HARRY POTTER AND THE PRISONER OF AZKABAN kennen, der – und da muss ich Paul ausnahmsweise Recht geben – als bester Teil der Reihe einzustufen ist. Doch sein bis dato unumstrittenes Meisterwerk, an das auch seine weitere Perle Y TU MAMÁ TAMBIÉN nicht herankommt, ist ganz eindeutig CHILDREN OF MEN. Nun könnte ich seitenlang über Lubezkis wundervolle Kameraarbeit philosophieren und über Plansequenzen, die der Spannung ihr Übriges tun. Doch was den Genre-Ableger erst zur Sci-Fi-Ikone macht, ist die unglaublich dichte Atmosphäre, die so nur ganz selten auf Zelluloid gebannt werden kann. Völlig zu Recht auf unserem Platz 6. (Daniel, sein Platz 4)
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