Acht Geschichten. Ein Tag. Ein Ort. Und viel Drama! Das 20. Jahrhundert geht zu Ende und wie so viele (US-amerikanische) Filme dieser Zeit, scheint auch MAGNOLIA von „Wunderkind“ Paul Thomas Anderson ein besonderes Gespür für die damalige gesellschaftliche Lage zu haben. Unter anderem geht es um dysfunktionale, ja ödipale Beziehungen. Tom Cruise darf als Verkörperung toxischer Maskulinität auftreten. Die TV-Stars und Medienmogule gehen fremd und irgendwie suchen alle nach ein und demselben: Liebe.
Nach dem Kritikerliebling BOOGIE NIGHTS von 1997 wollte Paul Thomas Anderson mit seinem Ensemble (u.a. Phillip Seymour Hofmann, Julianne Moore und John C. Reilly) einen kleinen Film schreiben und drehen. Das 200-seitige Drehbuch mit den verschiedenen Handlungssträngen wurde zu einem riesigen Projekt und scheint ebenso Relikt einer vergangenen Zeit zu sein, als Filmstudios ihren Regisseuren freie Hand ließen (PTA hatte u.a. das Recht des letzten Worts bei der Schnittfassung eingeräumt), ein finanzielles Risiko einzugehen.
Geblieben ist ein von Filmkritikern schon damals häufig als bester Film des Jahres geltendes Fazit, umjubelte Premieren, drei Oscar-Nominierungen und der Goldene Bär auf der Berlinale 2000 für Anderson. Ein 188-minütiges Krebsdrama und vieles mehr. Ein Film, der besprochen werden muss.
Jan, Michi und Niels streifen ganz unserer Tradition folgend durch Steppen und den wilden Westen. Nun ja, zumindest haben wir uns mit BROKEBACK MOUNTAIN einen Film ausgesucht, der den „gay cowboy“ zum geflügelten Wort werden ließ und gleich nach MISSISSIPPI BURNING wieder mal ein heißes Eisen anfasst – ohne jedoch in die gleich Fettnäpfchen zu treten freilich. Ang Lee’s Verfilmung einer Kurzgeschichte über zwei Schafhirten, die sich am zurückgelegenen Titel gebenden Brokeback Mountain ineinander verlieben, darf als Meilenstein angesehen werden. Denn im ur-amerikanischsten aller Genres, den Western die Protagonisten homosexuell sein zu lassen, das ist schon eine Nummer.
Wir hangeln uns in dieser Folge anhand prägnanter Szenen des wundervoll fotografierten und zum niederknien grandios gespielten Films an Themen und dem Spiel mit dem Western-Genre ab, wagen Analysen und Interpretationen und sind am Ende selbst ganz verzückt, wie gut der Handlung die Abarbeitung mit diesem Genre steht.
In der ersten Folge des Jahres 2019 widmen wir uns Hirukazu Kore-edas SHOPLIFTERS, der 2018 mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet wurde. Das trifft sich besonders gut, weil wir uns mitten im #Japanuary befinden: In diesem Monat widmen sich zahlreiche Blogger, Podcaster und sonstige Filmfreunde dem japanischen Film. SHOPLIFTERS erzählt von einer japanischen Familie, die sich mit Ladendiebstählen über Wasser hält. Der Film zeichnet sich durch seine genauen Beobachtungen, seine Alltagspoesie und seine subtile Gesellschaftskritik aus. Über dies und mehr sprechen Jan, Michi und Niels im Podcast. Wir wünschen viel Spaß beim Hören!
„Manchmal sind Familien, die auf den ersten Blick völlig normal wirken, tatsächlich kleine totalitäre Systeme, die wie Terrorregime geführt werden“, sagt Regisseur Chryssos selbst über sein Langfilm-Debüt (Quelle), mit dem er im vergangenen Jahr nicht nur den Weg in das Programm der Berlinale fand, sondern auch im Anschluss auf diversen Festival international und national für Aufmerksamkeit gesorgt hat. Nun, fast ein Jahr nach seiner Premiere in Berlin, startet das (Grusel-)Kabinettstückchen in ausgewählten deutschen Kinos – und zeigt, wie man reale Geschichten außerhalb von TV-Sozialdramen ausformulieren kann: in Gestalt eines Genrefilms aus Deutschland.